How to: MTB-Kette wechseln
Deine Kette am Mountain Bike ist verschlissen und Du möchtest eine Neue montieren? Kein Problem. Wir erklären Dir, wie Du es am Besten machst.
Ob Shimano- oder SRAM-Antrieb: Die Kettenschaltung am Mountainbike oder E-MTB sauber einzustellen, sollte zum Standard-Repertoire gehören.
Die Schaltung eines Fahrrads ist ein etwas komplexeres System, in dem mehrere mechanische Bauteile zusammenwirken. Diese müssen optimal aufeinander eingestellt sein, um das Konzept Kettenschaltung reibungsarm und effizient werkeln zu lassen. Viele tun sich damit schwer, und wie oft hören wir: „Oh Gott, Schaltung einstellen. Kannst Du mal…?“ Dabei ist es nicht so schwer, wie manche denken. Essenziell ist das mechanische Verständnis. Drehe nicht nur an der Schraube, sondern schau, was genau dann passiert. Welchen Einfluss hat welche Schraube aufs System? Bevor Du wild überall dran drehst und schlussendlich doch verzweifelst, lies weiter. Wir erklären Dir Schritt für Schritt, wie es geht. Hinterher kannst Du nicht nur die Schaltung einstellen, sondern hast das komplette System verstanden und machst es praktisch im Schlaf.
Da an den meisten Mountainbikes, E-Bikes eingeschlossen, mittlerweile ein Einfach-Antrieb montiert ist, bei dem nur noch hinten geschaltet wird, ist das Einstellen sogar weniger komplex als früher mit Schaltwerk und Umwerfer. Um die fehlende Bandbreite vorne zu kompensieren, müssen die Kassetten hinten allerdings größer sein und somit auch mehr Ritzel als früher haben, damit die Sprünge zwischen den Gängen nicht zu groß werden. Mittlerweile müssen sich 12 Ritzel den gleichen Bauraum teilen wie früher 9 oder 10 Stück. Sie rücken enger zusammen, daher muss auch die Kette schmaler sein. Dies alles zusammen bedingt eine etwas genauere Feineinstellung der Schaltkomponenten als es früher der Fall war.
Moderne 1x12-Antriebe sind mittlerweile Standard am Mountain Bike. Hier: SRAM GX Eagle.
Und hier: Shimano XTR. Die Funktionsweise ist jedoch bei beiden Herstellern nahezu gleich.
Um Deine Schaltung bestmöglich einstellen zu können, gibt es ein paar Voraussetzungen. Alle Teile des Antriebs und der Schaltung müssen zueinander kompatibel sein. Schaltwerk und Schaltgriff müssen vom gleichen Hersteller und idealerweise aus der gleichen Serie stammen. Essenziell sind hier aber die Schaltstufen: ein 12-fach Schaltwerk kann nur von einem 12-fach-Schaltgriff gleichen Herstellers angesteuert werden; es kann ausschließlich eine 12-fach-Kassette und -Kette benutzt werden. Shimano- und SRAM-Bauteile können NICHT gemixt werden. Dies führt unweigerlich zu Problemen bis hin zur kompletten Fehlfunktion. Auch wenn andere Hersteller kompatible Teile anbieten, schwöre ich persönlich auf Originalbauteile des jeweiligen Gruppen-Herstellers, um die beste Performance zu gewährleisten.
Für beste Performance ist ein markenreines, in sich kompatibles System obligatorisch. Hier: Shimano XT 12-fach.
Grobe Verschmutzungen, insbesondere an Ritzeln, Kette und Schaltröllchen, können Probleme beim Schalten verursachen. Eine gründliche Reinigung ist daher obligatorisch. Für geschmeidige Schaltvorgänge muss die Kette sauber und gut geschmiert sein. Die Gelenke des Schaltwerks müssen leichtgängig sein. Sind sie verdreckt oder ist die Schmierung durch häufiges Waschen mit dem Hochdruckreiniger nicht mehr gegeben, darfst Du ihnen nach dem Säubern gern einen Tropfen Kettenöl spendieren. Dasselbe gilt für die Lager der Schalträdchen. Grundsätzlich sollen alle Komponenten, die mit im Spiel sind, vor dem Einstellen der Schaltung sauber und natürlich technisch einwandfrei sein. Die Hauptursache für schlecht funktionierende Schaltungen ist zu viel Reibung.
Weniger Dreck bedeutet weniger Reibung. Alle beweglichen Teile müssen sauber und geschmiert sein.
Nimm Dir zuerst die Kassette vor: Wenn Du das größte Ritzel im montierten Zustand an zwei gegenüberliegenden Stellen fasst und die Kassette dann zu kippen versuchst, darf nur wenig bis kein Spiel spürbar sein. Kontrolliere bitte das Anzugsmoment der Kassette am Freilauf (40Nm). Die Kassette sollte in puncto Verschleiß im grünen Bereich sein. Spitze Zähne, auch „Haifischzähne“ genannt, sind ein klares Indiz dafür, dass die Kassette getauscht werden muss. Kontrolliere die Kassette auch auf etwaige Beschädigungen wie beispielsweise krumme oder abgebrochene Zähne. Ist dies der Fall, muss sie ebenfalls getauscht werden.
Ganz klar: Neu und Gebraucht. Aber wann wechseln? Das ist nicht immer leicht zu beurteilen. Die Kassette rechts ist auf den ersten Blick noch ganz gut in Schuss.
Das Schaltwerk muss fest und mit vorgeschriebenem Drehmoment am Schaltauge verschraubt sein. Selbstverständlich darf es nicht verbogen oder verzogen sein, was beim ernsthaften Mountainbiken schon mal vorkommt. Auf bockigen Abfahrten kann das Schaltwerk schon mal anecken und beim Kontakt gewinnt in aller Regel der Felsen. Durch das Gerüttel auf den Trails schlägt es auch irgendwann in seinen Gelenken aus. Dies spürst Du, wenn Du den Käfig unten fasst und seitlich bewegst. Nur ein spielfreies Schaltwerk kann die Gänge sicher, schnell und präzise wechseln. Kontrolliere auch das seitliche Spiel der Schalträdchen (idealerweise bei abmontierter Kette), indem Du daran wackelst. Sind die Lager verschlissen, kippen die Rädchen hin und her. Das Schaltwerk ist dann nicht mehr in der Lage, die Kette sauber unter dem gewünschten Ritzel in Position zu bringen und sie in der Flucht zu den Ritzeln zu halten. SRAM hat bei ihren Schaltwerken mit der Cage Lock-Funktion ein hilfreiches Feature am Start: Der Käfig kann nach vorne gedrückt und dann festgesetzt werden. Gedacht ist dies zum leichteren Ein-und Ausbau des Hinterrads - es hilft aber auch sehr, um Spiel im Käfig, in der Aufnahme und den Schalträdchen festzustellen zu können. Ist die Kettenspannung entkoppelt, wackelt es sich umso leichter.
Die Kassette muss korrekt auf dem Freilaufkörper montiert werden und spielfrei sein.
Dann kannst Du gleich noch den Zustand der Zähne an den Schalträdchen checken: Genau wie bei der Kassette und dem vorderen Kettenblatt dürfen die Zähne der Schalträdchen ebenfalls nicht verschlissen oder beschädigt sein. Bist du unsicher, nimm Dir einfach ein Bild eines neuen Schalträdchens zur Hand, falls du gerade kein neues dahast. Möchtest Du die Kette weiter benutzen und keine neue verbauen, solltest Du sie vorher mit einer Kettenlehre auf Längung prüfen. Gerade am Mountainbike schlägt die Kette durch die starken Vibrationen und Schläge zusätzlich seitlich aus. Spürst Du beim seitlichen Tordieren der Kette starkes Spiel und lässt sich die Kette sehr weit „biegen“, muss sie getauscht werden. Mehr dazu in diesem Blogbericht.
Hier messen wir die Längung an einer SRAM-Kette mit einer Verschleißlehre.
Moderne 11- und 12-fach-Schaltwerke von Shimano und SRAM beherbergen eine Mechanik zur Erhöhung der Kettenspannung, die in der Verbindung von Schaltwerkskörper zum Käfig steckt. Mit einer Art Überlastkupplung im Gelenk des Schaltkäfigs wird durch Reibung die Kette gestrafft und so das Kettenschlagen deutlich abgemildert. Bei Stößen aufs Bike und Landungen von Sprüngen beispielsweise kann der Käfig nicht mehr unkontrolliert nach vorne ausschwingen und dadurch die Kette zum Schlagen bringen, wie es bei Schaltwerken ist, bei denen lediglich die Feder für Spannung des Käfigs sorgt. Dadurch wird der Antrieb im ruppigen Gelände deutlich ruhiger und die Kette kann kaum noch vom Kettenblatt fallen. SRAM nennt diese Reibungskupplung „Roller Bearing Clutch“ (bei Type 2, Type 2.1 und Type 3 Schaltwerken), bei Shimano dient der Zusatz „Plus“ Im Namen zur Erkennung dieses Features. Bei SRAM ist die Funktion permanent aktiv - bei Shimano kann man sie mit einem kleinen Hebel ein- und ausschalten. Da diese Technik ebenfalls einem Verschleiß unterliegt, kontrolliere die Funktion bzw. die Wirkung der Kupplung: Der Käfig darf sich nur mit spürbarem Kraftaufwand nach vorne bewegen lassen – Du spürst ein deutliches Losbrechmoment im Gelenk, bevor du gegen die Federkraft andrückst. So soll es sein!
Prüfe den Widerstand des Käfigs sowie eventuelles Spiel in den Gelenken und Röllchen.
Schlägt das Schaltwerk gegen einen festen Gegenstand, verbiegt das Schaltauge auch gerne mal, obwohl das Schaltwerk selbst vielleicht gar nicht viel abbekommen hat. Dafür ist es schließlich auch da: Als „Sollbruchstelle“ zwischen Rahmen und Schaltwerk. Wenn etwas kaputt geht, dann besser so ein günstiges Teil als das Schaltwerk oder gar der Rahmen. Ein sichtbar verzogenes Schaltauge lässt eine saubere Einstellung der Schaltung per se nicht mehr zu. Je nachdem kannst Du es mit einem Richtwerkzeug korrigieren, allerdings ist es bei modernen Rahmen mit Steckachse meist massiver, aus CNC-gefrästem Alu, daher schwer zu richten. Wir empfehlen, bei Beschädigung direkt ein neues Schaltauge zu verbauen.
Shimano XT Shadow Plus Schaltwerk. Das Schaltauge verbindet Rahmen und Schaltwerk.
Damit der Schaltgriff exakte „Befehle“ an das Schaltwerk weiterleiten kann, muss der Schaltzug und die schützende Außenhülle akkurat angeschlossen sein. Wenn Du einen neuen Schaltzug installierst, solltest Du auch immer gleich prüfen, ob er reibungsarm durch die komplette Hülle gleitet. Falls nicht, musst Du besser auch die Hülle tauschen. Beim Kürzen einer neuen Außenhülle ist wichtig, dass sie sauber und im 90°-Winkel abgeschnitten wird. Nimm hierzu auf keinen Fall einen Seitenschneider oder die Kombizange, da die Hülle hierbei gequetscht wird. Ein Bowdenzugschneider schert die Außenhülle sauber und quetschfrei ab. Mit einem speziell beschichteten Schaltzug verringerst Du die Reibung nochmals spürbar.
Tip: mit einer Nadel kannst du in die innere Führung der Außenhülle gehen und das abgeschnittene Ende aufweiten, denn dort entsteht teils zusätzliche Reibung.
Prüfe die Reibung des Schaltzugs in der Außenhülle. Präzises Schalten geht nur mit wenig Reibung!
Zu enge Radien bei der Verlegung der Außenhülle erhöhen die Reibung unnötig und sollten daher vermieden werden.
Die Endkappe muss kräftig auf die Hülle gedrückt werden, damit sie später nicht noch weiter nachgibt, was die Schaltzug-Spannung wiederum verändern würde. Manche Fahrer:innen schmieren die Schaltzüge beim Einbau, doch wenn, dann sei sparsam und verwende ein dünnflüssiges Schmiermittel wie Gabelöl oder Nähmaschinenöl.
Vermeide enge Radien bei der Zugverlegung. Lieber etwas mehr Leitung und dafür weite "Kurven" - das senkt die Reibung.
Hier siehst Du alle Einstellschrauben auf einen Blick.
Bevor es an das Einstellen geht, hier noch ein kurzer Überblick der 3 Einstellschrauben eines modernen Schaltwerks. Als Anschauungsobjekt dient hier ein SRAM Eagle 12-fach-Schaltwerk. Die Schrauben und deren Funktion sind bei SRAM und Shimano aber gleich, auch deren Anordnung ist sehr ähnlich.
B-Schraube (B-Screw)
Diese Schraube ist für den Grad der Umschlingung der Kette auf der Kassette und für den Abstand des oberen Schalträdchens zum jeweiligen Ritzel zuständig.
L-Schraube (Low Limit Screw)
Diese Schraube stellt die obere Begrenzung des Schaltwerk-Schwenkbereichs ein, am größten Ritzel der Kassette.
H-Schraube (High Limit Screw)
Diese Schraube stellt die untere Begrenzung des Schaltwerk-Schwenkbereichs ein, am kleinsten Ritzel der Kassette.
Schaltest Du das Schaltwerk in den leichtesten oder schwersten Gang, besteht bei schlechter Justierung die Gefahr, dass sich die Kette unten zwischen dem kleinsten Ritzel und dem Rahmen oder oben zwischen dem größten Ritzel und den Speichen verklemmt, sollte sie über das jeweilige Ritzel springen. Hierzu lässt sich der Schwenkbereich des Schaltwerks in beide Richtungen mit sogenannten Endanschlägen begrenzen. Dies sind kleine Haken am Schaltwerkskörper, die bei Bewegung des Schaltwerk-Parallelogramms als Endanschlag fungieren und jeweils gegen eine Schraube fahren, die man individuell justieren kann. So wird das Schaltwerk daran gehindert, zu weit auszulenken und die Kette über die Kassette hinaus zu werfen. Schau Dir an, wann und wo das Schaltwerk mit seinem rückseitigen „Häkchen“ gegen die Endanschlags-Schraube fährt. Zuerst wird der „untere“ Endanschlag eingestellt, also für die Begrenzung auf dem kleinsten Ritzel. Dies machst Du mit der H-Schraube (High Limit Screw oder H-Screw). Hierbei steht das „high“ sinnbildlich für den schwersten Gang. Wenn Du auf das kleinste Ritzel schaltest, muss das obere Schaltröllchen in einer Flucht unter dem kleinsten Ritzel der Kassette stehen und darf nicht weiter Richtung Rahmen verfahren. Am besten geht diese erste Einstellung vonstatten, wenn noch kein Bowdenzug und keine Kette montiert sind. Wichtig: der Schaltgriff muss auf den schwersten Gang geschaltet sein. Willst Du die Begrenzung nur kontrollieren oder nachjustieren, dann geht das aber auch mit Kette und Zug. Drehst Du die Endanschlags-Schraube im Uhrzeigersinn, wird der Anschlag nach links, also Richtung Speichen, verschoben. Durch Drehen der Schraube gegen den Uhrzeigersinn stellst Du den Anschlag weiter nach rechts, Richtung Rahmen.
Drehst du die H-Schraube im Uhrzeigersinn, verstellst du den Anschlag nach innen, in Richtung Laufrad.
Der Schaltzug liegt hier beim SRAM-Schaltwerk in einem kleinen Kanal, der in das Klemmplättchen gefräst ist.
Von hier aus wird nun die Zugspannung eingestellt. Als Faustregel gilt: Befindet sich das Schaltwerk mit dem Röllchen unter dem kleinsten Ritzel, soll der Schaltzug minimal vorgespannt sein. Am Schaltgriff befindet sich am Ausgang für den Schaltzug-Außenhülle eine kleine Rändelschraube, die werkzeuglos verstellt werden kann. Sie sollte komplett im Uhrzeigersinn hereingedreht werden und dann ca. 1-2 Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn wieder heraus. So hast Du in beide Richtungen Spielraum beim Einstellen. Ist der Schaltzug in dieser Einstellung am Schaltwerk zu stark gespannt, zu sehr entspannt oder befindet sich das Schalträdchen nicht exakt unter dem kleinsten Ritzel, muss die Klemmung des Zuges am Schaltwerk nachgestellt werden. Wurde ein Schaltzug schon mehrfach an- und wieder abgeklemmt, sollte er getauscht werden, da dann einzelne Drähte oft zertrennt sind und der Zug zu reißen droht. Ist der Schaltzug korrekt angeklemmt, kann der überschüssige Teil mit einem Bowdenzugschneider abgeschnitten werden. Zum Schutz des abgeschnittenen Endes wird eine Endtülle auf den Zug gequetscht.
Nun stellen wir den "oberen" Endanschlag ein, also am größten Ritzel der Kassette. Hierzu schalte in den leichtesten Gang. Der Endanschlag wird mit der L-Schraube (Low Limit Screw oder L-Screw) justiert. Sitzt die Kette auf dem größten Ritzel, versuche, das Schaltwerk durch Drücken des Schalthebels noch etwas weiter in Richtung Speichen fahren zu lassen. Wenn es sich noch weiterbewegen lässt, muss die L-Schraube für den Anschlag im Uhrzeigersinn gedreht werden. Andernfalls droht die Kette beim Überspringen über das größte Ritzel zwischen Ritzel und Speichen zu geraten, wo sie sich sofort verklemmt und oftmals Schäden an den Speichen verursacht.
Lässt sich das Schaltwerk gar nicht in den leichtesten Gang hochschalten, sondern wird vorher vom Endanschlag blockiert, muss die L-Schraube gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden. Die Einstellung ist perfekt, wenn das Schaltwerk gerade so - aber ohne Widerstand - auf den leichtesten Gang kommt, aber nicht durch Weiterdrücken des Schaltgriffs weiter Richtung Speichen fahren kann. Der Endanschlag am Schaltwerk berührt in dieser Position gerade so die L-Schraube, aber ohne Druck. Das Schalträdchen steht nun genau unter dem größten Ritzel.
Drehst du die L-Schraube im Uhrzeigersinn, verstellst du den Anschlag in Richtung der kleineren Ritzel.
Drehst du die Umschlingungsschraube gegen den Uhrzeigersinn, erhöhst du die Umschlingung und das Schalträdchen hebt sich.
Die Umschlingung ist der Kreisbogen, in dem die Kette auf dem Ritzel liegt. Je nach Umschlingungsgrad wird damit ebenfalls die Höhe des oberen Schalträdchens definiert, und somit der Abstand des Schalträdchens zum jeweiligen Ritzel der Kassette. Steht das Schalträdchen zu hoch, stößt es beim Schaltvorgang mit der Kette gegen das nächstgrößere Ritzel und blockiert. Steht es zu niedrig, schafft das Schaltwerk es nur mühselig oder gar nicht, den Gang zu wechseln, da die Kette ja durch die Gelenke auch seitlich „verbiegen“ kann.
Du stellst die Umschlingung mit der rückseitigen Schraube (B-Screw oder B-Gap Screw) ein, die, ähnlich wie bei den Endanschlags-Begrenzungen, gegen ein metallisches Häkchen am Schaltauge fährt und somit den Schaltwerkskörper um die Verschraubung am Schaltauge nach hinten oder vorne rotieren lässt. Daraus resultiert dann der Grad an Umschlingung und gleichzeitig die Höhe bzw. der Abstand des Schalträdchens zum Ritzel.
Je höher das Schalträdchen steht, desto mehr greift die Kette um das jeweilige Ritzel (mehr Umschlingung). Dies sorgt für eine bessere Kraftverteilung und dadurch für weniger Verschleiß. Eine Faustregel für die Umschlingung bzw. für die Höhe des Schalträdchens lautet daher: So hoch wie möglich, so niedrig wie nötig. Drehst du die Umschlingungsschraube gegen den Uhrzeigersinn, erhöhst du die Umschlingung und das Schalträdchen hebt sich. Durch Drehen der Schraube im Uhrzeigersinn verringerst du die Umschlingung und senkst das Schalträdchen ab.
Links: SRAM hat für die empfohlene optimale Einstellung Schablonen, die Dir ganz eindeutig die empfohlene Umschlingung vorgeben, was die Einstellung erleichtert.
Nun wird das Schaltwerk, falls nötig, noch mit der Stellschraube am Schaltgriff fein eingestellt. Du findest sie an der Verbindung von Außenhülle und Schaltgriff. Schalte vom leichtesten in den schwersten Gang einzeln herunter und von da aus wieder komplett hoch. Du wirst sehen, dass die Kette entweder bereitwilliger in die eine oder andere Richtung wechselt. Hier gilt es nun, den „Sweet Spot“ zu treffen, bei dem die Kette ohne Widerstand und ohne Rasseln sowohl auf ein benachbartes größeres als auch kleineres Ritzel springt.
Möchte die Kette nur widerwillig auf das größere Ritzel hoch, drehe die Schraube gegen den Uhrzeigersinn (Blickrichtung von Außenhülle zum Schaltgriff), in Schritten von viertel Umdrehungen. Du erhöhst so die Zugspannung, der Schaltkäfig wandert etwas Richtung größeres Ritzel und die Kette springt leichter hoch.
Weigert die Kette sich, zügig und sanft auf das nächstkleinere Ritzel herunterzuspringen, drehe die Schraube im Uhrzeigersinn (Blickrichtung von Außenhülle zum Schaltgriff), ebenfalls in Schritten von viertel Umdrehungen. Du entspannst den Zug etwas, der Schaltkäfig wandert in Richtung kleineres Ritzel und die Kette springt leichter runter.
Bis alle Gänge geschmeidig rauf und runter schalten, kann es nötig sein, die Kassette mehrfach in beide Richtungen durchzuschalten und dabei mehrmals kleine Korrekturen vorzunehmen. Ein neuer Schaltzug wird sich während der ersten Fahrten etwas längen – nach einer Einfahrzeit ist es also normal, dass Du ihn etwas nachstellen musst.
Mit der Stellschraube am Ausgang des Schaltgriffs wird die Zugspannung eingestellt.
Wenn Du Deinen Antrieb komplett erneuerst, ist nun der Zeitpunkt, die Kette zu montieren. In unserer Anleitung zum Kettenwechsel findest Du Hinweise, wie Du dabei am besten vorgehst. Die korrekte Kettenlänge ist wichtig für die Kettenumschlingung – also wie weit die Kette um das Ritzel herum in die Zähne greift. Mit der sogenannten B-Schraube (B-Screw) kannst Du die Umschlingung und den Abstand der Leitrolle zur Kassette genau einstellen. Im leichtesten Gang sollte immer noch etwas Abstand zwischen dem Ritzel und der Leitrolle des Schaltwerks vorhanden sein, sonst könnte es hakeln. Da moderne 1x11-fach- und 1x12-fach-Schaltungen in sehr engen Toleranzen operieren, empfehlen wir für diese Einstellung unbedingt, die Hinweise des Herstellers zu beachten. SRAM legt den Eagle-Schaltwerken Messlehren bei, damit Du die Lücke zwischen Schaltwerk und Kassette exakt einstellen kannst.
Drehst du die Umschlingungsschraube gegen den Uhrzeigersinn, erhöhst du die Umschlingung und das Schalträdchen hebt sich.
Nachdem Du den Bereich begrenzt hast, in dem Dein Schaltwerk agieren kann, folgt die Feinjustierung der Gangwechsel mit Hilfe der Zugspannung. Schalte dazu im Montageständer Stück für Stück die Gänge einzeln durch. Erst vom leichtesten in den schwersten Gang und dann wieder zurück. Wenn die Kette bei einem Schaltvorgang nicht wie gewünscht zum nächsten Ritzel wechselt und stattdessen nur etwas rasselt und nervös springt, dann solltest Du die Zugspannung mit Hilfe der Rändelschraube am Schalthebel anpassen.
Mit der Stellschraube am Ausgang des Schaltgriffs wird die Zugspannung eingestellt.
Drehst Du sie rein – also aus Fahrerperspektive zu Dir hin – reduzierst Du die Zugspannung. Das Schaltwerk wird von der eingebauten Feder weiter in Richtung der kleinen Ritzel gezogen. Drehst Du sie heraus (von Dir weg), erhöhst Du die Spannung auf dem Bowdenzug und ziehst damit das Schaltwerk in Richtung der größeren Ritzel. Geh dabei in kleinen Schritten entsprechend der Rasterung der Schraube vor. Eine viertel Umdrehung reicht oft schon. Wann Du die Spannung erhöhen und wann senken solltest? Ganz einfach:
Bis alle Gänge geschmeidig rauf und runter schalten, kann es nötig sein, dass Du die Kassette mehrfach in beide Richtungen durchschaltest und dabei immer wieder kleine Korrekturen vornimmst. Bei einem neuen Bowdenzug kann es vorkommen, dass er sich minimal streckt und die Zughülle sich in den Führungen setzt. Dadurch können nachträgliche Korrekturen nötig werden. Mit etwas Übung bekommst Du das dann auch unterwegs hin.
Der Schwenkbereich des Schaltwerks lässt sich in beide Richtungen mit Endanschlägen begrenzen. Die korrekt eingestellte Begrenzung zum Ausfallende hin – also in Fahrtrichtung rechts – verhindert, dass Deine Kette zwischen das kleinste Ritzel und den Rahmen geraten und sich dort verklemmen kann. Umgangssprachlich wird oft vom „unteren Anschlag“ gesprochen, da er den unteren, kleineren Teil der Kassette betrifft. Shimano und SRAM bezeichnen die Begrenzungsschraube hingegen als „High Limit Screw“ und markieren sie oft mit einem „H“, weil das Schaltwerk dort an der höchsten Stelle und am Gang mit der höchsten Übersetzung steht. Wenn die Schrauben an Deinem Schaltwerk nicht markiert sind, dann schau in der Dokumentation des Herstellers nach, welche von ihnen welche Aufgabe hat. Am besten geht diese erste Einstellung, wenn noch kein Bowdenzug und keine Kette montiert sind. Willst Du die Begrenzung nur kontrollieren oder nachjustieren, dann geht das aber auch mit Kette und Zug. Schalte auf das kleinste Ritzel und beachte dabei, dass auch die Grundspannung des Zuges die Bewegung des Schaltwerks begrenzen kann. Um die Begrenzung mit der H-Schraube einzustellen, schaust Du von hinten auf das Schaltwerk und platzierst das obere Schaltröllchen (die Leitrolle) durch Drehen der Schraube genau unter dem kleinsten Ritzel. Dabei merkst Du auch sofort, ob Du an der richtigen Schraube bist. Drehen im Uhrzeigersinn bewegt das Schaltwerk nach links und drehen gegen den Uhrzeigersinn nach rechts.
Drehst du die H-Schraube im Uhrzeigersinn, verstellst du den Anschlag nach innen, in Richtung Laufrad.
Die Begrenzung des Schwenkbereichs des Schaltwerks zu den Speichen hin – also in Fahrtrichtung links – ist besonders wichtig. Korrekt eingestellt verhindert sie, dass die Kette durch Überschalten zwischen Kassette und Speichen geraten und Dein Laufrad beschädigen kann. Umgangssprachlich ist hier oft vom „oberen Anschlag" die Rede (im oberen Bereich der Kassette). Shimano und SRAM nennen die zuständige Begrenzungsschraube „Low Limit Screw" und markieren sie mit „L" – das Schaltwerk befindet sich in seiner tiefsten Position und am Gang mit der niedrigsten Übersetzung.
Um die Einstellung vorzunehmen, schaltest Du in den leichtesten Gang. Wenn die Kette noch nicht montiert ist, musst Du dabei nichts beachten. Hast Du die Kette schon aufgezogen, ist dabei Vorsicht geboten, damit sie nicht über das große Ritzel springt. Schalte im Montageständer also aufmerksam und mit Bedacht. Nun schaust Du wieder von hinten, ob das obere Schaltröllchen in einer Linie mit dem größten Ritzel steht. Steht es näher an den Speichen als das Ritzel, drehst Du die L-Schraube im Uhrzeigersinn weiter rein. Auch wenn Du vorsichtig versuchst, das Schaltwerk mit der Hand in Richtung Laufrad zu drücken, sollte es sich nicht weiter bewegen lassen, als bis zum Ritzel. Blockiert es vor dem Ritzel, kannst Du korrigieren, indem Du die L-Schaube gegen den Uhrzeigersinn rausdrehst.
Drehst du die L-Schraube im Uhrzeigersinn, verstellst du den Anschlag in Richtung der kleineren Ritzel.
Um Deine Schaltung bestmöglich einstellen zu können, gibt es ein paar Voraussetzungen. Alle Teile des Antriebs und der Schaltung müssen zueinander kompatibel sein. Schaltwerk und Schaltgriff müssen vom gleichen Hersteller und idealerweise aus der gleichen Serie stammen. Essenziell sind hier aber die Schaltstufen: ein 12-fach Schaltwerk kann nur von einem 12-fach-Schaltgriff gleichen Herstellers angesteuert werden; es kann ausschließlich eine 12-fach-Kassette und -Kette benutzt werden. Shimano- und SRAM-Bauteile können NICHT gemixt werden. Dies führt unweigerlich zu Problemen bis hin zur kompletten Fehlfunktion. Auch wenn andere Hersteller kompatible Teile anbieten, schwöre ich persönlich auf Originalbauteile des jeweiligen Gruppen-Herstellers, um die beste Performance zu gewährleisten.