How to: Fahrradbekleidung - Funktionstextilien ...
Beim Waschen und Pflegen Deiner Bike-Klamotten kannst Du vieles richtig machen – oder richtig falsch. Wichtige Pflegetipps für Deine Funktionsbekleidung!
Schluss mit wunden Stellen! Gesäßcreme kann Wundreiben verhindern. Wie Du die richtige Creme für Dich findest, verraten wir Dir hier!
Der ehemalige Radrennprofi Rudi Altig hat einmal gesagt: „Ein Radrennfahrer muss seinen Hintern besser pflegen als sein Gesicht.“ Gilt natürlich auch für Frauen! Wenn Du jemals eine Biketour gemacht hast und danach nicht mehr richtig sitzen konntest, weil Du Dir alles wundgescheuert hast, wirst Du jetzt zustimmend nicken. Wir zeigen Dir, welche Arten von Sitzcremes es gibt und worauf Du bei der Auswahl und Anwendung achten solltest.
Eines vorweg: Wenn Du nicht optimal auf Deinem Rad sitzt, kannst Du Dich eincremen, soviel Du möchtest. Nützen wird es wenig. Vergewissere Dich deshalb, dass Dein Bike auf Dich eingestellt ist und Du einen Sattel benutzt, der Deinen körperlichen Anforderungen und Deiner Sitzposition entspricht. Das Gleiche gilt für die Radhose mit Sitzpolster. Wenn Du bislang keine getragen hast, solltest Du Dir unbedingt welche zulegen, zumindest für längere Touren. Sie verrutschen nicht und das Sitzpolster reduziert den Druck auf die Sitzknochen. So sitzt Du auch nach vielen Kilometern noch bequem im Sattel. Ganz wichtig: Zieh Deine Bibshorts oder Inner-Pants immer ohne zusätzliche Unterhose an! Der Stoff scheuert sonst Deine Haut auf und von Fahrspaß kann keine Rede mehr sein.
Früher bestanden Sättel und Sitzpolster aus Leder – oft aus Gämsenleder. Vom französischen Wort für Gams, „chamois“, stammt auch der im Englischen gebräuchliche Name für das Polster, chamois (sprich: „shammy“), woraus sich der Name „Chamois Creme“ für die Sitz- beziehungsweise Gesäßcreme ableitet. Diese Ledersättel und -hosen wurden regelmäßig, etwa mit Vaseline, eingefettet, um sie weich und geschmeidig zu halten. Einige Radler:innen nutzen auch heute noch Vaseline als Sitzcreme. Das salbenartige Gemisch wird aus Mineralöl gewonnen, besitzt eine wachsartige, fast schmierige Konsistenz und ist stark wasserabweisend. Damit schützt es die Haut vor Wind, Kälte und Wasser von außen. Der Nachteil: Den fettigen Film empfinden viele als unangenehm. Und er verstopft Haut und Poren und kann Pickel verursachen. Außerdem stehen die in Vaseline enthaltenen Paraffine im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Vaseline kann auch, wenn Du sie über einen längeren Zeitraum anwendest, die Schutzfunktion Deiner Haut angreifen.
Deshalb benutzen die meisten Radprofis moderne beziehungsweise spezifisch für diese Ansprüche entwickelte Produkte, um das Wundreiben zu reduzieren. Viele Cremes funktionieren dabei ähnlich wie Vaseline, basieren aber meist auf Paraffinöl. Andere enthalten pflanzliche Stoffe wie Hamamelis, Ringelblume, Sheabutter, Sonnenblumenöl oder Aloe vera. Diese vermindern nicht nur die Reibung, sondern wirken auch entzündungshemmend sowie antibakteriell und versorgen Deine Haut mit Feuchtigkeit. Außerdem sollen sie schneller einziehen. Pflanzenextrakte können allerdings auch Allergien auslösen oder Deine Haut reizen, wenn Du empfindlich bist. Wieder andere Sitzcremes enthalten zusätzlich Menthol und haben so einen kühlenden Effekt.
Falls tierische Zusatzstoffe für Dich in Ordnung sind, könnten auch Produkte, die Hirschtalg enthalten, gut funktionieren. Sie schützen Dich wie eine zweite Haut – egal, ob Du auf dem Rad unterwegs bist, rennst, turnst, ruderst oder Kontrabass spielst. Außerdem beugen sie Blasenbildung und Hautrissen vor.
Viele der Cremes sollten nicht mit Schleimhäuten in Kontakt kommen. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile auch Gesäßcremes speziell für Frauen. Du kannst sie überall auftragen, ohne dass sie die Schleimhäute angreifen. Manche Sitzcremes für Frauen haben ebenfalls einen Kühleffekt. Hier gilt ausprobieren – Dein persönliches Empfinden ist die Maßgabe.
Wenn Du Dich für Deine Radtour umziehst, ist der richtige Zeitpunkt, um eine Sitzcreme aufzutragen. Du kannst die Creme auf die Radhose aufbringen – sprich auf das Sitzpolster und Nähte im Gesäßbereich – oder Du cremst direkt Deine Haut ein. Schwerpunkt sollten die Druck- und Scheuerpunkte an Deinem Gesäß bzw. am inneren Oberschenkel sein. Du kannst die Creme dabei ruhig großzügig auftragen. Ob Du Dich für Haut oder Hose entscheidest, hängt von Deinem persönlichen Geschmack und Empfinden ab. Sicher ist: Beide Varianten erfüllen ihren Zweck.
Übrigens: Auch beim Rollentraining empfiehlt es sich, Sitzcreme zu verwenden, weil Du hier aufgrund des fehlenden Fahrtwinds besonders stark schwitzt.
Viele Hersteller bieten hautberuhigende Gels an, die Du nach einer Tour anwenden kannst: Entweder prophylaktisch nach dem Motto „nach der Tour ist vor der Tour“ oder wenn Du leichte Beschwerden bemerkst. Sie sollen Schwellungen reduzieren, kühlen und den Heilungsprozess beschleunigen. Solltest Du nach einer Tour trotzdem weiter akute Hautprobleme haben, ist es Zeit für einen Apotheken- oder Arztbesuch. Generell empfiehlt sich in diesem Fall, erst mal eine Pause einzulegen, bis Deine Beschwerden vollständig abklingen. Und dann kannst Du Dich entsprechend „geschmiert“ wieder auf den Sattel schwingen.
Auch wenn es absolut selbstverständlich klingt: Reinige Deine Radhose nach jeder Tour! So stellst Du sicher, dass keine Rückstände von Schweiß oder Sitzcreme haften bleiben, die Deine Haut reizen könnten. Orientiere Dich an den Anleitungen des Bekleidungsherstellers und nutze am besten spezielle Flüssigwaschmittel für Sportbekleidung.
Nicht nur Deine Radhose braucht nach einer Tour Wäsche und Pflege, sondern auch Dein Po. Das gilt in besonderem Maße, wenn Du direkt am nächsten Tag wieder aufs Fahrrad steigen möchtest. Sprich: Duschen, oder, wenn auf Tour keine vorhanden ist, mit Wasser und milder Seife Schweiß und Sitzcreme-Rückstände abwaschen und gründlich abtrocknen. Wenn Du Dich dann am nächsten Morgen wieder auf Dein Rad schwingst, sind Du und Deine Bibshorts sauber – das hindert Keime daran, sich auszubreiten. Apropos Keime: Denke daran, Sitzcreme ausschließlich mit gewaschenen Händen aufzutragen.