Hausbesuch bei SRAM: Willkommen in der Schaltze...
Taco Ed und der rote Riese – ein SRAM-Urgestein begleitet uns durchs Headquarter in Chicago. Und was hat Google damit zu tun?
Vermutlich wird kein Rennradfahrer mehr ohne diese Gruppe leben wollen. Aber warum eigentlich?
Die RED® eTAP® ist tot. Es lebe die RED® eTAP® AXS™. Die neue, elektronische Rennrad-Top-Gruppe aus dem Hause SRAM stellt alles in den Schatten: Mit neuer, nie dagewesener Bandbreite, besserer Abstufung und genialen Detaillösungen. Und natürlich: kabellos.
Weiterentwicklung gehört zum Radsport, oder besser zu Rädern, wie die Tour de France zu Frankreich. Bemerkenswert daran ist, dass im Zuge dessen auch vermeintlich unabänderliche Dinge plötzlich ganz neu gedacht und sogar umgesetzt werden. Das jüngste Beispiel findet sich in SRAMs neuem Top-Antrieb für Rennräder, der SRAM RED® eTAP® AXS™: Wer sagt, dass die Kette aus Gliedern in Knochenform bestehen müsse? SRAM flacht die Außenseite der Kette für die neue Schaltgruppe ab. Durch dieses Re-Design eines ganz zentralen Elements im Radsport fällt die neue Kette leichter, vor allem aber schmaler aus und soll trotzdem die stärkste und haltbarste Kette sein, die SRAM jemals entwickelt hat. Das muss sie auch, denn der Komponentengigant aus Chicago dreht mit der 2019er Top-Gruppe bei der Bandbreite mächtig auf.
Jede Kassette innerhalb der RED® eTAP® AXS™ kommt mit einem 10er-Ritzel. 12-fach ist der Standard und die leichteste Übersetzung liegt mit maximal 33 Zähnen an. Der Clou dabei: Die Bandbreite wächst auf satte 330% an, die Abstände zwischen den einzelnen Gängen aber rücken näher zusammen. In den Varianten mit 10-26 und 10-28 Zähnen unterscheiden sich sieben der zwölf Ritzel lediglich durch einen Zahn Differenz und bieten so eine ungeahnt sanfte Progression von leicht nach schwer. Bei der 10-33er Kassette sind es immer noch fünf von zwölf Ritzeln, wodurch auch hier die Progression sanft ausfällt.
Wer sagt, die Kettenglieder müssten Knochenform haben? Zugunsten einer größeren Gesamtübersetzung denkt SRAM die Form der Kette neu, um diese auf die neuen X-Range™ Kassetten mit bis zu 330% Bandbreite anzupassen.
X-Range™-Technologie tauft SRAM diese mechanische Neuerung, die sämtliche herkömmlichen Schaltabstufungen im wahrsten Sinne alt aussehen lässt: Je nach Belieben lassen sich die Varianten der neuen Kassette vorne mit neuen Zweifach- oder wahlweise Einfach-Kurbelgarnituren (auch als Aero-Variante mit 48 oder 50 Zähnen) kombinieren und dem Streckenprofil sowie den Ansprüchen des Sportlers besser als bislang anpassen. Für sämtliche Kurbeln, einfach und zweifach, bietet SRAM zudem die Option der Nachrüstung eines RED® AXS™ Powermeters. Dieser auf der Quarq DZero Messtechnik basierende Leistungsmesser wird bei Bedarf vollständig in die Kurbelgarnitur integriert. Die Kombination aus Kurbelgarnitur und Powermeter bietet SRAM auch bereits ab Werk zum Kauf an. Übrigens schlägt der neue AXS™ Powermeter lediglich mit 25 Gramm Mehrgewicht zu Buche.
In Sachen Kettenmanagement geht SRAM beim Schaltwerk der RED® eTAP® AXS™ ebenfalls neue Wege: Das Schaltwerk bedient die Gangwechsel sowohl im Aufbau mit einem, als auch mit zwei Kettenblättern. Für eine ruhig laufende Kette und korrekte Kettenspannung auch bei unruhigem Untergrund kommt eine neuartige, Orbit™ genannte Technologie zum Einsatz. Statt einer herkömmlichen Reibungskupplung sorgt ein Dämpfersystem mit zähflüssiger Silikonflüssigkeit für Ruhe im Antrieb. Schaltwerk und Umwerfer verwenden wie auch bislang identische Batterie-Typen, die außerdem auch in den MTB-Gruppen sowie bei der versenkbaren Sattelstütze Reverb AXS™ zum Einsatz kommen.
Die Gebereinheiten der Schalthebel bedienen sich der bereits bekannten eTAP® Schaltlogik: rechts rauf, links runter und beide Hebel gleichzeitig für die Bedienung des Umwerfers. Je nach Belieben kann die Belegung über die AXS™ App auf die Wünsche des Fahrers angepasst werden. Die Brems-Schalthebel-Kombinationen sind sowohl für hydraulische Scheibenbremsen als auch mechanische Felgenbremsen erhältlich. Alle Hebel verfügen über je zwei Blips-Anschlüsse. Eine neue und nun erheblich kleinere BlipBox dient den beispielsweise an Aero-Lenkern verbauten, kabelgebundenen Blips als eine Art Verteilerkasten und Transmitter zum Schaltwerk. Dadurch können die Schaltvorgänge auch von frei wählbaren Griffpositionen ohne Zuhilfenahme der regulären Schalthebel gesteuert werden.
Mit der neuen Top-Gruppe für Rennrad-Piloten bleibt SRAM der bereits bekannten Schaltlogik und der kabellosen Verbindung von Schalthebel, Umwerfer und Schaltwerk treu. Ein Ass zaubern die SRAM Ingenieure aber auch hier aus dem Ärmel: Die Möglichkeit unterschiedliche Schaltmodi des Systems auszuwählen. Im sequentiellen Modus schaltet der Umwerfer automatisch dann mit, wenn ein Befehl fürs Rauf- oder Runterschalten einen Wechsel des Kettenblatts erfordert, um die nächstleichtere oder nächstschwerere Übersetzung zu fahren. Im Kompensationsmodus reagiert das Schaltwerk beim Schaltvorgang des Umwerfers kompensierend. Das heißt, das Schaltwerk bewegt sich sodann in entgegengesetzter Richtung um ein bis zwei Ritzel und verringert dadurch den gewählten Sprung zur nächstgrößeren oder -kleineren Übersetzung. Das vermeidet sprunghafte Übersetzungsänderungen und verhilft dem Fahrer zu mehr Kontinuität im Tritt.