Vom Polarkreis in die Wüste Arizonas - per Bike durch Nordamerika
Über 10.000km haben Caro und Mathias auf ihrer Biketour durch Nordamerika zurückgelegt. Es war eine Reise der Gegensätze. Vom Nordpolarmeer über Begegnungen mit Bären...
Über 10.000km haben Caro und Mathias auf ihrer Biketour durch Nordamerika zurückgelegt. Es war eine Reise der Gegensätze. Vom Nordpolarmeer über Begegnungen mit Bären, Elchen und Wölfen in Alaskas Wildnis bis in die karge Wüste Arizonas.
Wir zeigen Euch hier ein paar Auszüge aus ihrem Blog, damit Ihr einen Eindruck von dieser Tour bekommt:
Tag 2 – Deadhorse, Alaska
Nach einer kurzen Nacht im Prudhoe Bay Hotel bereiteten wir uns auf unsere große Tour vor.
Da das Packet mit dem Bärenspray noch nicht da war, war der Zeitpunkt unserer Abreise noch nicht sicher. Also machten wir uns erstmal übers üppige Frühstücksbuffet her und ans Postkarten schreiben.
Tag 16 – Wildnis, Alaska
Der Alaska Highway schlängelt sich durch ein kleines Gebirge (bleibt dabei meist aber trotzdem flach). Auf der rechten Seite sieht man in der Ferne ein riesiges Gebirge, auf dessen Gipfeln noch Schnee liegt. Die Landschaft ist gespickt mit Flüssen und kleinen, einsamen Seen.
Auch dank des Rückenwindes kommen wir recht flott vorwärts und erreichen bald einen kostenlosen Campingplatz direkt an einem kleinen See, wo wir die Nacht verbrachten.
Tag 36 – Hazelton, British Columbia (Kanada)
Fahrradfahren ist hier manchmal nicht so wie man es sich vorstellt. Der Highway nach dem Cassiar (Highway 16) ist sehr befahren und man fährt die meiste Zeit durch den Wald.
Langsam spüren wir die letzten Wochen in unseren Muskeln und entschieden uns zwei ruhige Tage ein zu legen und ein bisschen weniger zu fahren.
Tag 55 – Anacortes, Washington
Ab Anacortes regnete es erst mal nicht mehr, aber der Wind war so heftig, dass er uns manchmal fast von der Straße in den Graben drängte. Nach Whidbey Island führt eine Brücke (Desception Pass). Dort hatten wir so heftigen Seitenwind, dass wir fast von der Brücke geblasen wurden und unsere Räder schieben mussten.
Die Brücke ist bekannt für heftigen Seitenwind und selbst ein LKW wurde dort schon einmal vom Wind erfasst und fiel gegen das Geländer.
Tag 79 – Yosemite National Park, Californien
Auf einen Schlag wurde es bitterkalt.
Unser Tacho zeigt um die 1° C an und wir hatten noch fast 30km vor uns. Gott sei Dank kam auch bald die bergab Passage. 15km Bergabfahrt ins Tal, ein Traum für jeden Fahrradfahrer….
Tag 90 – Phoenix, Arizona
Die letzten Tage verbrachten wir dann bei unseren Freunden in Phoenix und erkundeten die Mountainbike Trails. Diese liegen direkt hinter deren Haus, was wir ziemlich cool fanden. Am wichtigsten beim Mountainbiken ist es hier auf dem Trail zu bleiben und nicht in einen der Kakteen zu stürzen. Die Landschaft hier ist geprägt von lauter kleinen Kakteen bis zu 1,5 Metern und auch den riesigen Säulenkakteen, die bis zu 8 Meter hoch werden.
Mit einem lachenden und auch weinenden Auge verlassen wir nun diesen tollen Ort in der Wüste und fliegen wieder heim nach Deutschland.
Abschlussbericht:
Vom Polarkreis in die Wüste Arizonas
1. August 2013: Ein kleines Flugzeug landet auf einem einsamen Landestreifen. Herum nichts außer unbewohnte Wiesen, Gebirge und das Arktische Meer im Norden. Deadhorse (zu Deutsch “Totes Pferd”) ist die nördlichste Siedlung, die noch über eine 800 Kilometer lange Kiesstraße von Fairbanks erreicht werden kann. Unsere epische Reise brachte uns von diesem abgelegenen Ort durch acht Staaten und Provinzen bis wir unser Ziel, die Wüste Arizonas, nach rund vier Monaten erreichten. Während der Tour fuhren wir 7778km, machten 75198 Höhenmeter und haben rund 170.000 Kalorien (Caro’s Werte) verbrannt. Unser Tagesdurchschnitt lag bei fast 90km.
“Minimalstes Gewicht, maximales Abendteuer” war das Motto unserer extremen Tour. Wir limitierten uns auf sehr leichtes Material hinsichtlich Fahrrad und Camping Ausrüstung.
Manchmal werden wir gefragt, warum wir ausgerechnet so eine extreme Reise unternahmen. Es gibt dazu eine Reihe von Antworten, aber das Hauptargument war immer “Das Leben ist zu kurz, um zu viel Zeit im Büro zu verbringen”. Wir leben in einer Zeit, in der wir uns eine derartige Auszeit von der täglichen Routine nehmen können. Mit unserer Fahrradtour haben wir fast den gesamten Nordamerikanischen Kontinent erkundet. Die benötigte Ausrüstung für ein derartiges Abenteuer existiert bereits, es ist nun an der Zeit für Abenteurer diese auch zu nutzen und Erfahrungen durch derartige Touren zu sammeln. Manchmal werden wir auch gefragt, ob wir es den nicht bereuen in dieser Zeit unterwegs gewesen zu sein, wo wir doch in einem guten Job viel Geld verdienen hätten können. Nein, weil wir Menschen nicht nur dazu da sind, ein ganzes Leben vor dem Computer zu sitzen um Geld zu verdienen, wir müssen neben dem Job auch einzigartige Abenteuer erleben. Eine Camping Reise zu den abgelegensten Orten dieser Welt ist dabei genau das richtige, um von dem Stress aus der Arbeitswelt Abstand zu nehmen und sich, seinen Partner oder seine Freunde besser kennen zu lernen.
Die Reise war zudem eine sehr gute Gelegenheit für uns, um mit Menschen entlang des gesamten Weges in Kontakt zu treten. Ein bemerkenswerter Teil war dabei die Gastfreundlichkeit, die uns von den Einzelnen geboten wurde; Wir wurden meist auf Mahlzeiten und Unterkünften eingeladen. Dabei nutzten wir die Gelegenheit, um mehr über die Gewohnheiten der Menschen unterschiedlicher Regionen des Kontinents heraus zu finden und wie sie ihr Leben verbringen. Im Gegenzug haben wir ihnen unseren europäischen Lebensstil vorgestellt. In Fairbanks, Alaska nahm uns eine Familie zum Goldsuchen mit, eine Andere lud uns auf Widbey Island, Washington ein, Muscheln für das Abendessen am hauseigenen Strand zu sammeln, wir pflückten Zitronen für ein Heißgetränk aus dem Garten von unserer Freundin in San Francisco, Kalifornien und waren in Phönix, Arizona auf den Wegen durch die Kaktusfelder mit unseren dortigen Freunden Mountainbiken.
Mit der Tour haben wir natürlich auch die Tiere von den unterschiedlichen Teilen des Kontinents hautnah erlebt. Der Norden Amerikas ist das Land der Bären, darum darf keinerlei Nahrung oder Waschartikel im Zelt aufbewahrt werden. Insgesamt haben wir einen Grizzlybären und 20 Schwarzbären gesehen. Es war schon ein einmaliges Erlebnis diese Tiere in freier Wildbahn zu erleben, sie beim Spielen oder Blaubeeren essen zu beobachten und um zu sehen wie neugierig sie sind. Ein ganz besonderes Erlebnis hatten wir mit einer Bärenmama und drei Kindern. Die kleine Familie war neben der Straße und hat versucht diese zu überqueren. Als die Mama uns sah, hat sie sich auf ihre Hinterpfoten gestellt, um einen besseren Überblick von uns zu bekommen und die Kinder haben ihre Bewegung imitiert, konnten sich aber nicht halten und sind immer umgefallen. Weiter unten in Oregon hatten wir Ärger mit Waschbären. Diese Tiere sehen sehr lieb aus, unternehmen aber alles um an Futter zu gelangen. Wir wussten zu der Zeit nicht wie präzise sie ihre Krallen benutzen können, und so haben sie eines Nachts den Reißverschluss unseres Rucksacks geöffnet und unser gesamtes Instant Kaffee und Energy Getränkepulver verspeist. Das hat diesem Waschbären wohl wochenlang schlaflose Nächte bereitet. Fortan sicherten wir unseren Rucksack immer gegen diebische Tiere, womit wir für die hungrigen Kojoten und Raben in der Wüste vorbereitet waren. Glücklicherweise kamen wir genau rechtzeitig zur Paarungszeit von Taranteln in der Wüste an und so konnten wir viele dieser Riesenspinnen neben und auf der Straße kriechen sehen.
Während der Reise lernten wir uns gegenseitig zudem in einer Weise kennen, wie es in unserem alltäglichen Leben nicht möglich gewesen wäre. Wir haben während der Tour jeden Tag zusammen verbracht. Das setzt natürlich hohe Anforderungen an die Beziehung und wir wussten vorher noch nicht, wie das am Ende des Trips aussehen wird. Wir hatten jedenfalls Tage an denen wir deswegen mit einem “guten Sicherheitsabstand” zueinander fuhren aber an Anderen unterhielten wir uns durchgehend den ganzen Tag über. Die Tour beantwortete auf jeden Fall die Frage, ob wir zueinander passen. Das Zitat von einem Freund aus Prince George “Sie sprechen noch miteinander, sie sind also dafür gemacht zusammen zu sein” sollte diese Frage beantworten.
Danke bike-components.de für Eure große Unterstützung unserer Tour!
Unterstützung
Natürlich ist eine derartige Tour eine große Herausforderung für Mensch und Material und muss langfristig geplant werden. Und bei letzterem kommen wir ins Spiel.
Denn Caro und Mathias baten bike-components um Unterstützung für ihr spannendes Projekt und wir waren so begeistert von den Beiden und ihrer mutigen Reise, dass wir sie gerne mit Material versorgt haben.
Nachdem wir gemeinsam ihren Bedarf an Material geklärt haben, haben die beiden folgende Parts und Tools aus unserem Shop mit auf die Reise genommen: Regenjacken und -hosen, Minitool. Verschleißteile, Kurbel, Rucksack, Tacho, Schaltgriff, Umwerfer.
Das komplette Tagebuch
Das ganze Tagebuch und viele interessante Details zu Caros und Mathias’ Reise findet Ihr in ihrem Blog: