Trailbau im Wald – und dem Förster taugt's!
Die Heumödern Trails, ein neu eröffneter Trailpark im bayerischen Altmühltal, überzeugen nicht nur Mountainbiker, sondern auch das Forstamt.
Wenn Skepsis in Begeisterung umschlägt, dann weiß man in der Regel: Da läuft etwas in die richtige Richtung. In die richtige Richtung aus Mountainbiker-Sicht läuft es ja meistens dann, wenn der Weg vor dem Vorderrad nur die vielgerühmte Handtuchbreite misst. Das muss dann noch nicht einmal bergab sein – darf aber natürlich gerne…
Wenn selbst ein Förster (amtsdeutsch: Bediensteter des Forstamts) seine Skepsis über Bord wirft und buchstäblich den Weg frei macht für den Mountainbike-Sport, dann ist uns das unbedingt einer Erwähnung wert. Denn es hat etwas Offizielles und offiziell meint damit auch: legal. Natürlich, wir schreiben das Jahr 2019 und es gibt in Deutschland gottlob so einige Spots, an denen man sich auf legal gepflegten Trails und Strecken der Leidenschaft Mountainbike widmen kann. Dennoch ist es trotz der steigenden Zahl an Anhängern dieses schönen Sports noch immer keine Selbstverständlichkeit. Das zeigen beispielsweise die aktuelle Diskussion über die Situation im österreichischen Innsbruck und die Klageandrohungen rund um das Projekt des Bikeparks Idarkopf.
Der Eulenhof Trail ist der längste Trail im Heumödern-Tal.
Beim Anblick des Julian Trail zeichnete sich trotz der Eingriffe in den Waldboden ein Grinsen im Gesicht des Försters ab.
Heumödern Trails
- Julian Trail | Schwierigkeit: einfach
- Eulenhof Trail | Schwierigkeit: leicht-mittel
- Z-Trail | Schwierigkeit: mittel
- Siggi Trail | Schwierigkeit: leicht-mittel
- Rodelbahn Trail | Schwierigkeit: schwer
Streckenlänge gesamt: ca. 5,5 km
Höhenunterschied: max. 130 hm
Aber zurück zum Trailbau: Mit den Heumödern Trails in Treuchtlingen hat Anfang des Jahres ein neuer Trailpark eröffnet. Der erste in Bayern. Obwohl Bayern als einziges deutsches Bundesland direkten Alpenzugang und – der geologischen Entstehungsgeschichte geschuldet – auch massig sanft gerundete Alpenausläufer, Voralpenhügelketten und überhaupt Mittelgebirge zu bieten hat. Traum-Terrain also für Trailfans… Nur wird dieses Terrain in den seltensten Fällen für eine offizielle Nutzung durch Mountainbiker als Trailcenter freigegeben. Und das ist dann doch: Schade! Natürlich sagen auch wir: Es ist absolut richtig und wichtig, dass der Lebensraum Wald einen angemessenen Schutzstatus hat und entsprechend umsichtig damit umgegangen wird. Doch wenn einerseits Forstwirtschaft (mit schwerem Gerät) betrieben wird, dann muss da andererseits auch Platz für Mountainbiker sein, oder nicht? Und was wäre da besser als offizielle Trails zu betreiben, die dann ebenso offiziell gepflegt werden können? Ein mit Leidenschaft befahrener und gepflegter Trail passt sich der Natur um sich herum deutlich besser an, als jeder forstwirtschaftliche Rückeweg.
Vor diesem Hintergrund möchte ich jetzt nicht allein die Köpfe hinter den Heumödern Trails loben. Sondern auch und ganz besonders den für Treuchtlingen zuständigen Förster. Denn er hat mit seiner Einwilligung die Errichtung eines Trail-Netzwerks ermöglicht, das im Großraum Nürnberg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (!) erreichbar ist und als Mountainbike-Spot insbesondere für Familien mit Kindern (!) sehr gut funktioniert. Ein Konzept, das zum Vorbild für andere Regionen taugt und die Liste der Trailcenter – Rabenberg, Flowtrail Stromberg, Brilon, Bikepark Aachen, Trailpark Winterberg, usw. – künftig hoffentlich länger und länger werden lässt…!?
Kurvenreich geht es durch den Wald: die Heumödern Trails eignen sich insbesondere für Familien. Auch wenn wir sie bei unserem Besuch nicht im Gepäck hatten...
Mut macht in diesem Zusammenhang auf jeden Fall die Aussage des Treuchtlinger Forstbeamten nach der ersten Begehung der fertig gestellten Mountainbike-Strecken im Heumödern-Tal: „Wenn aus eurem Eingriff in den Wald so etwas Feines entsteht, dann bitte weitermachen!“
Und mittlerweile hat sich der Förster als Heumödern-Local auch ein Mountainbike zugelegt…