Veränderungen von der bis dahin als "normal" geltenden zur neuen Boost Hinterradnabe
Veränderungen von der bis dahin als "normal" geltenden zur neuen Boost Hinterradnabe

Super Boost Plus & Boost beim MTB: Achsmaß und Einbaubreiten erklärt

Technischer Fortschritt bedingt neue Standards: Boost erhöht die Steifigkeit und Stabilität von MTB-Laufrädern. Wieso das nötig war, erfährst Du hier!

Der Boost-Standard ist seit über zehn Jahren eine feste Größe in der Fahrradwelt. Grund für die Entwicklung eines neuen Achsstandards war das Anwachsen der MTB-Laufradgrößen von 26" auf 27,5" und 29" Anfang der 2010er Jahre. Die größeren Laufräder waren oft weniger seitensteif, sodass eine Lösung hermusste. Die neuen Boost-Achsen bauten im Vergleich zu Standardachsen hinten sechs Millimeter und vorne zehn Millimeter breiter. Die Speichenflansche wanderten nach außen. Die Speichenwinkel wurden flacher. So konnten auch größere Laufräder so torsionssteif werden wie ihre kleineren Geschwister. Manche Hersteller sind noch einen Schritt weiter gegangen und bieten im Enduro- und Gravity-Segment Super-Boost-Plus-Hinterräder mit einer Achsbreite von 157 Millimetern an – das ist übrigens dieselbe Einbaubreite, die früher bei 26"-Downhill-Laufrädern zum Einsatz kam. Anders als bei 157DH wanderten bei Super Boost Plus (auch Super Boost oder kurz SB+ genannt) die Speichenflansche mit nach außen, um die Seitensteifigkeit der Laufräder zu verbessern.

Bisher war die gängige Achsbreite eines Vorderrades bei 100mm
Ein Messchieber ist an eine Vorderradnabe angelegt. Die Skala zeigt eine Einbaubreite von 100 mm.

100 mm Achsbreite waren früher auch bei MTB gängig.

Der neuere Boost Standard bringt eine neue Achsbreite mit sich: 110mm am Vorderrad
Der neuere Boost Standard bringt eine neue Achsbreite mit sich: 110mm am Vorderrad

Der Boost-Standard hat eine Achsbreite von 110mm am Vorderrad

Achsbreiten beim Mountainbike – eine Übersicht

Obwohl Boost sich zum häufigsten Einbaumaß in der MTB-Welt entwickelt hat, gibt es natürlich noch andere Maße. Hier findest Du einen Überblick:

Legacy Non-Boost Boost Super-Boost
Schnellspanner Steckachse Steckachse Steckachse
Vorderrad 100 mm 100 mm 110 mm 110 mm
Hinterrad 135 mm 142 mm 148 mm 157 mm

Was bringt der Boost-Standard genau?

Durch die größere Seitensteifigkeit von Boost-Laufrädern kannst Du präziser durch Kurven steuern und einfacher die angepeilte Linie halten als mit einem Non-Boost-Laufrad. Auch härteste Bremsmanöver haben weniger Einfluss auf die Fahrlinie des Vorderrads und Speichenknacken durch harte Antritte wird seltener. Und am Ende bedeuten günstigerer Speichenwinkel und mehr Steifigkeit auch weniger Verschleiß, zum Beispiel der Speichennippel und so weniger Speichenbrüche.

Außerdem bietet der Boost-Standard mehr Reifenfreiheit und schaffte so ausreichend Platz für Plus-Reifen. Zur Info: Als Plus-Reifen werden Reifen mit Breiten von 2,8"-3,25" bezeichnet.

Welche Veränderungen gab es an Vorderrad und Gabel?

Die Einführung des Boost-Standard ließ die Einbaubreite des Vorderrads von 100 Millimeter auf 110 Millimeter anwachsen. Die Speichenflansche der Boost-Vorderräder wurden dazu symmetrisch um fünf Millimeter nach außen verschoben. Durch die Verschiebung der Flansche wurden einmal die oben genannten Steifigkeits- und Stabilitätsvorteile erreicht, zum anderen wurde die Gabel dementsprechend breiter und dadurch die Reifenfreiheit größer.

Veränderungen von der bis dahin als „normal" geltenden Vorderradnabe zur Boost-Vorderradnabe
Veränderungen von der bis dahin als „normal" geltenden Vorderradnabe zur Boost-Vorderradnabe

Veränderungen von der bis dahin als „normal" geltenden Vorderradnabe zur Boost-Vorderradnabe

Welche Veränderungen gab es an Hinterrad, Rahmen und Kurbel?

Auch am Hinterrad wurden bei Boost beide Speichenflansche symmetrisch um drei Millimeter nach außen verschoben. So wächst die Einbaubreite des Hinterrades um insgesamt sechs Millimeter, von 142 auf 148 Millimeter. Bei Super Boost Plus wächst die Einbaubreite um weitere neun Millimeter, also auf insgesamt 157 Millimeter an. Um das jeweilige Laufrad aufnehmen zu können, muss auch der Hinterbau des Rahmens die entsprechende Breite haben – und das verbesserte die Reifenfreiheit. Die breitere Kettenlinie (unten dazu mehr) bei Boost und Super Boost erlaubte zudem den Einsatz größerer Lager und die Konstruktion breiterer Lagerpunkte, um den Hinterbau steifer zu machen.

Auf den Antrieb hat Boost folgende Auswirkungen: Durch den Versatz der Speichenflansche um drei Millimeter nach außen, wurde auch die Kassette um den gleichen Wert nach außen versetzt. Das wiederum verschob die Kettenlinie auf 52 Millimeter. So wurde die Reifenfreiheit auch im Verhältnis zur Kette verbessert. Damit der Q-Faktor (der waagerechte Abstand der beiden Kurbelarme auf der Höhe der Pedalaufnahme) im Vergleich zum alten Achsstandard gleichbleiben konnte, wurden bei Boost-Kurbeln die Kettenblätter um drei Millimeter nach außen gesetzt. Das heißt nur der Stern (englisch „Spider") oder, bei Direktaufnahmen, das Kettenblatt sind bei Boost-Kurbeln an die veränderte Kettenlinie angepasst, ansonsten unterscheiden sich nicht zu Non-Boost-Kurbeln. Bei Super Boost Plus ist die Kassette noch weiter nach außen geschoben und die Kettenlinie liegt je nach Bike zwischen 55 und 56,5 Millimetern. Das Kettenblatt ist meist um sechs Millimeter nach außen gesetzt und Du benötigst daher Super-Boost-kompatible Kurbeln. Der Q-Faktor bleibt bei Enduro- und Gravity-Bikes unangetastet.

Veränderungen von der bis dahin als "normal" geltenden zur neuen Boost Hinterradnabe

Veränderungen von der bis dahin als "normal" geltenden zur neuen Boost Hinterradnabe