How To: Inspektion am Fahrrad
Bereit für die Saison? Wir zeigen Dir, wie Du Dein Bike startklar machst und welche Teile dabei besonders viel Zuwendung benötigen.
Damit Biken Spaß macht, muss die Kette sauber laufen. Um das zu gewährleisten, solltest Du sie regelmäßig auf Verschleiß checken. Los geht´s!
Der Verschleiß und der rechtzeitige Wechsel der Antriebskomponenten ist unter Biker:innen ein heiß diskutiertes Thema. Die eine lässt fünfe gerade sein und fährt weiter, bis die Kette irgendwann durchrutscht - dann allerdings muss wahrscheinlich alles ausgetauscht werden. Der andere kontrolliert alle 3 Touren penibel genau den Verschleiß. Beides hat seine Berechtigung. Aber wie erkenne ich überhaupt, wann mein Antrieb verschlissen ist, wenn ich nicht auf das unangenehme Durchrutschen der Kette warten möchte? Ab wann wird es fast sinnlos, die Schaltung nachzustellen, weil die Kette so viel seitliches Spiel hat, dass sie den Befehlen des Schaltwerks kaum noch folgen kann? In diesem Bericht wollen wir Dir ein paar Anhaltspunkte geben, mit denen Du den Verschleiß Deiner Kette abschätzen kannst.
Die Kette steht beim Treten unter einer starken Zugbelastung. Dadurch längt sie sich mit der Zeit. Je mehr sie sich gelängt hat, desto schlechter funktionieren Antrieb und Schaltung.
Eine Kette verschleißt allerdings nicht nur durch die beim Treten eingeleitete Kraft, sondern auch durch Schräglauf und die Schaltvorgänge selber. Beim Hochschalten wird die Kette vom Schaltwerk gegen das nächstgrößere Ritzel gedrückt und durch die Steighilfen auf das Ritzel gehoben. Durch diese Belastung im Schräglauf wird das Spiel zwischen den Kettengliedern und den Nietstiften mit der Zeit immer größer.
Insbesondere beim Mountainbiken, gerade bei den abfahrtsorientierteren Spielarten, wo starke Vibrationen und Stöße aus allen erdenklichen Richtungen an der Tagesordnung sind, schlägt die Kette durch die vermehrte horizontale Bewegung vor allem seitlich noch schneller aus. Hier ist sie manchmal schon durch seitliches Spiel verschlissen, bevor sie sich nennenswert gelängt hat. Der Verschleiß durch das seitliche Ausschlagen macht sich vor allem durch unsaubere und langsame Schaltvorgänge bemerkbar, da die Kette sich weit "verbiegen" kann, bevor sie - wie befohlen - das Ritzel wechselt. Dieser Verschleiß kann schlecht gemessen werden; Du kannst ihn aber kontrollieren, indem Du die mögliche Verbiegung Deiner gebrauchten Kette mit einer fabrikneuen vergleichst.
Eine Kettenverschleißlehre ermittelt den Verschleiß der Kette über die Messung der Länge eines Teilstücks. Viele Lehren haben 2 Seiten. Beide Seiten zeigen Dir, wann Du die Kette wechseln solltest, um Deine Ritzel und Kettenblätter vor starkem Verschleiß zu schützen. Die Rohloff Caliber 2 Lehre beispielsweise hat eine "S"-Seite und eine "A"-Seite. Das S steht für Stahl und das A für Aluminium. Hast Du ausschließlich Stahlritzel und -Kettenblätter verbaut, misst Du besser mit der S-Seite, da ein Stahlritzel etwas mehr Längung verträgt. Hat Deine Kassette Alu-oder Titanritzel mit verbaut, oder hast Du ein Alu-Kettenblatt, nimm besser die A-Seite.
Beschreibung des Caliber 2.
Die meisten Kettenverschleißlehren haben auf beiden Längsseiten je einen kürzere und einen längeren "Haken". Wenn Du die Längung Deiner Kette messen möchtest, lege zuerst den kürzeren Haken (im Bild oben "Nase" genannt") mit der Einkerbung zwischen zwei Röllchen der Kette ein. Die Seite mit dem größeren Haken wird dann zur Kette heruntergeführt. Wenn Du die Verschleißlehre nun komplett auf die Kette legen kannst, ohne, dass der längere Haken dies vorher blockiert, muss die Kette getauscht werden. Wenn der Haken ein vollständiges Auflegen der Lehre auf die Kette verhindert, und zwischen Kette und Lehre ein Winkel verbleibt, kann die Kette noch weiter gefahren werden. Die Kettenlänge sollte an mehreren Stellen der Kette gemessen werden, um Unregelmäßigkeiten auszuschließen.
Eine Ausnahme machen Campagnolo Ketten. Hierfür gibt es keine Verschleißlehren. Um deren Verschleiß von zu ermitteln, misst Du den Abstand der Röllchen über 6 Außenlaschen. Beträgt dieser 132,6 mm oder mehr, muss die Kette getauscht werden. Dieser Wert gilt für 10- und 11-fach Ketten. Auch hier solltest Du an verschiedenen Stellen messen.
Hier zeigen wir die 2 typischen Szenarien beim Messen.
Wenn Deine Kassette Alu- oder Titanritzel hat, oder Dein Kettenblatt aus Aluminium besteht, nutze bitte die A-Seite am Rohloff Caliber 2. Hier zeigen wir die 2 typischen Szenarien beim Messen.
Bleibt die A-Seite beim Einführen des Hakens "stecken", ist die Kette noch in Ordnung und kann weiter gefahren werden.
Kann die Lehre komplett bündig an die Kette angelegt werden, muss die Kette getauscht werden.
Wenn Deine Kassette ausschließlich aus Stahlritzeln besteht und Du zwecks Langlebigkeit auch ein Stahlkettenblatt verbaut hast, nutze bitte die S-Seite vom Rohloff Caliber 2.
Auch hier bleibt die Lehre vorzeitig "stecken": die Kette kann noch gefahren werden.
Die S-Seite fällt durch? Wenn Du Stahlritzel fährst, solltest Du Deine Kette jetzt wechseln, um Deine Ritzel vor vorzeitigem Verschleiß zu schützen.
Die Kettenlehre liegt bündig auf der Kette auf, also ist sie verschlissen und muss getauscht werden.
Na dann heißt es wieder: Kette rechts! Mit einem intakten Antrieb fährt und schaltet es sich direkt wieder spürbar besser, Du wirst sehen! Wenn noch Fragen zum Messen oder zum Austausch offen sind, melde Dich immer gerne bei unserem Service-Team. Wir helfen Dir gerne weiter!