Im Test: Shimanos 12-fach XT
Die Shimano XT hat sich dutzendfach bewährt. Nun ist sie unter dem Kürzel M8100 im Dutzend erhältlich: Hier unser Testbericht zur neuen 12-fach Schaltung…
Es ist nicht messbar, nur eine Frage des Gefühls und dennoch schwören Kenner (und Anhänger) besonders knackiger Schaltvorgänge immer wieder auf Shimano. Der rote Riese aus Chicago konnte dem besonders in den vergangenen Jahren durch einen Vorsprung bei Einfach-Antrieben – zunächst mit 11-fach, dann 12-fach – stets ernsthaft begegnen. Doch nach der bereits als 12-fach Schaltung erhältlichen XTR-Gruppe schickt der japanische Komponentengigant Shimano nun auch die XT, mit dem Kürzel M8100, mit zwölf Ritzeln auf die Trails. Das ist durchaus eine Ansage, denn immerhin ist Shimanos XT DIE erste Mountainbike-Antriebsgruppe überhaupt. Und noch dazu eine der erfolgreichsten und am weitest verbreiteten. Die Neuauflage der XT mit Zwölffach-Kassette dürfte diese Erfolgsgeschichte fortschreiben…!
Graue Theorie
Nicht grau, sondern in mattem schwarz präsentieren sich der Großteil der neuen XT-Bauteile. Lediglich die Kassette tanzt optisch in schwarz-silberner Farbgebung aus der Reihe. Dafür bildet sie den kleinsten gemeinsamen Nenner innerhalb der neuen 12-fach Konfigurationen, denn: Man muss sich sowohl beim Schaltwerk als auch bei den Kurbeln entscheiden, ob der Antrieb mit zwölf verschiedenen Übersetzungen hinten um vorne ein oder zwei Kettenblätter ergänzt werden soll.
Als Schaltwerk für ein Kettenblatt vorne bedient die neue XT mit der Typenbezeichnung RD-M8100-SGS Kassetten mit 10-51 Zähnen. In der Variante für zwei Kettenblätter (Bezeichnung RD-M8120-SGS) taugt das Schaltwerk für Kassetten mit 10-45 Zähnen. Identisch sind in beiden Versionen die Leit- und Spannrollen mit je 13 Zähnen und einem Gummidämpfer für ruhigen, geräuscharmen Kettenlauf.
Die genannten Kassetten – zunächst bietet Shimano nur diese zwei Varianten an – sind auf einer Spider-Konstruktion aus Aluminium aufgebaut. Auch die beiden größten Ritzel sind aus Gewichtsgründen aus Aluminium gefertigt. Wer Wert auf eine engere Gangabstufung legt, greift zur 10-45 Z Kassette. Wer Bandbreite bevorzugt, der setzt auf die 10-51 Z Kassette.
Die bereits beim Schaltwerk getroffene Entscheidung – vorne 1-fach oder 2-fach – verlangt bei der Kurbel nach Konsequenz: Shimano bietet auch hier zwei Varianten an, wobei die Einfach-Kurbel mit Direct-Mount-System unter einer Kettenblatt-Auswahl von 28, 30, 32, 34 oder 36 Zähnen die naturgemäß leichtgewichtigere Variante (608 Gramm) darstellt. Verfügbar ist die Kurbel sowohl mit Boost- als auch Non-Boost-Standard.
In der zwei Kettenblatt-Variante bietet Shimano hingegen „nur“ die fixe Zusammenstellung mit 36-26 Zähnen. Die Variabilität erfolgt hier also über die Kassette (siehe oben). Mit 654 Gramm wiegt diese Antriebsoption nur unwesentlich mehr als die Einfach-Kurbel (plus Umwerfer), aber sie bietet natürlich insbesondere mit der „großen“ Kassette hinten eine enorme Übersetzungsbandbreite. Oder eben eine immer noch sehr üppige Bandbreite trotz kleiner Gangabstufungen…
Gewichte der neuen Shimano XT M8100 Gruppe im Vergleich zur Vorgängerversion
XT 1x12 | XT 2x12 | XT 1x11 | XT 2x11 | |
Schaltwerk | 284 g | 290 g | 275 g | 275 g |
Umwerfer | 135 g | 134 g | ||
Schalthebel | 120 g | 193 g | 120 g | 230 g |
Kassette | 470 g | 461 g | 437 g | 434 g |
Kurbel | 635 g | 653 g | 680 g | 722 g |
Kette | 252 g | 252 g | 257 g | 257 g |
Gesamt | 1761 g | 1984 g | 1769 g | 2052 g |
Auf dem Trail
Zugegebenermaßen, wir wollten die neue XT-Gruppe in der Einfach-Variante testen. Als Schaltgruppe mit zwei Kettenblättern ist sie unbestritten eine Macht. Aber wie verhält sich das im Revier des Adlers…?
Ob es an der XT HYPERGLIDE+ Technologie in Kassette oder Kette oder aber der DYNAMIC CHAIN ENGAGEMENT + Technologie der Kettenblätter liegt, ich vermag es nicht zu sagen, aber: Der neue Shimano Einfach-Antriebsstrang funktioniert nach meiner Auffassung extrem gut. Das eingangs erwähnte Shimano-Schaltpräzisionsgefühl inklusive… Adlerauge, sei wachsam! Die Schaltvorgänge sind knackig und „on point“. Die Gangwechsel laufen sauber, leichtgängig, geräuscharm und vor allen Dingen schnell ab. Aus diesem Blickwinkel konnte mich Shimanos neue 12-fach XT bereits überzeugen.
Was mir aber ausdrücklich gut gefallen hat, das sind die neuen Schalthebel. Dabei sind es nicht die gummierten Kontaktflächen der Schalt-Paddles, sondern vor allem der Verstellbereich der I-SPEC EV Montage. Damit lassen sich die Hebel in seitlicher Richtung um mehr als 14 mm verschieben und wie gehabt auch in Rotationsrichtung anpassen. Das Thema Ergonomie ist damit definitiv vorbildlich gelöst. Dank 2-Way-Release Technik funktioniert der Schalthebel überdies auch intuitiv – je nach Vorlieben des Nutzers.
Neu ist dagegen die Schaltfunktion beim linken Hebel (nur für 2-fach Aufbauten): der neue Rapidfire Plus Mono Schalthebel weist nur mehr eine Bedienrichtung auf. Der erste Hebeldruck hebt den Umwerfer aufs große Kettenblatt und arretiert ihn dort. Der zweite löst ihn und hebt die Kette aufs kleine Blatt.
Adlerauge, sei wachsam!
Fazit
Einfach oder zweifach an der Kurbel, das bleibt Geschmackssache beziehungsweise dient es unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Shimano-Fans, die lediglich zugunsten der 12-fach Übersetzung am Hinterrad den SRAM-Weg gegangen waren, stehen nun erneut an einer Weggabelung. Ich als alter Shimano-Fan habe meine Entscheidung pro XT definitiv getroffen. Der Freilauf, der seinen Dienst sehr leise und damit für meinen Geschmack sehr gut verrichtet, lieferte mir ein weiteres, erstklassiges Argument pro der neuen XT mit 12 Ritzeln.