
Maxxis Rambler und Receptor: Gravel-Reifen im T...
Maxxis ist im Mountainbike-Sport eine Macht - insbesondere, wenn es bergab geht. Aber baut der Hersteller aus Taiwan auch gute Gravel-Reifen?
Im Grenzbereich zum MTB positioniert Continental den neuen Terra Adventure: ein Gravel-Reifen für massig Grip auf Trails, Matsch und losen Untergrund.
Unwetter-Alarm in der Toskana! Als uns Continental zur Vorstellung ihres neuen Gravel-Allrounders nach Massa Vecchia einladen, haben sich die dunklen Wolken gerade erst verzogen. Was bleibt, sind dramatisches Licht und ideale Bedingungen für unser erstes Abenteuer mit dem neuen Terra Adventure, ein Gravel Reifen für alle, die einen Allrounder mit viel Grip auf losem bis nassem Untergrund suchen.
Auf groben Stollen will der Continental Terra Adventure die Lücke zwischen Gravel und XC-MTB schließen. © bc GmbH
Der Terra Adventure komplettiert das Gravel-Reifen-Portfolio des deutschen Herstellers. © bc GmbH
Betrachtet man Gravel-Bikes als Zwitterwesen zwischen klassischem Rennrad und Mountainbike, dann ist der Terra Adventure ein Reifen, der sich vor allem das Versprechen von Offroad-Spaß mit Dropbar groß auf die Fahne geschrieben hat. Conti hat den neuen Reifen als Allrounder für lose und weiche Untergründe konzipiert. Dieser fällt durch groß dimensionierte, trapezförmige Stollen auf, die uns an XC-Bestseller wie den Cross King oder den Race King denken lassen.
Mit Reifenbreiten zwischen 45 und 55 mm – wobei die 55-mm-Version für die meisten Gravel-Rahmen bereits zu breit ist und von Conti folgerichtig als 29-Zoll-Reifen für Cross-Country-Mountainbikes klassifiziert wird – richtet sich der Terra Adventure gezielt an Fahrerinnen und Fahrer, die bevorzugt abseits befestigter Straßen unterwegs sind: auf Waldwegen, Schotterstraßen oder sogar Trails. Das Continental Launch-Event in der Toskana soll sich als eine ausgezeichnete Gelegenheit herausstellen, dem einmal genauer auf den Zahn zu fühlen.
Wer nicht gerade Short-Track-Rennen oder Cyclocross fährt, benötigt einen Reifen, der teils recht unterschiedliche Dinge mehr oder weniger gut kann: Gutes Abrollverhalten auf hartem Untergrund, Grip und kurze Bremswege auf Schotter oder matschigen Passagen, Gegenhalt und Sicherheit in Kurvenlage und nicht zuletzt: Durchschlagschutz und Pannensicherheit. Für Hobbyfahrer:innen, für die Langstrecke oder Bikepacking gilt es, vorab die richtige Reifenwahl zu treffen. Der Terra Adventure verspricht, ein Gravel-Reifen mit dem Fokus auf Offroad-Einsatz zu sein, will aber auch auf hartem Untergrund gut abschneiden.
Zum Launch des neuen Offroad-Spezialisten hat uns Hersteller Continental in die Toskana, genauer gesagt in die Gegend um Massa Marittima, eingeladen. Das verspricht nicht nur spannende italienische Küche, endlos scheinende Olivenhaine, markante Landschaften und die berühmten toskanischen Zypressen; auf uns warten auch recht vielfältige Strecken, um die Laufeigenschaften des Terra Adventure auf die Probe zu stellen: Schotterwege, einige, teils steile Anstiege und Abfahrten, lehmige Böden, auf denen im Frühjahr auch mal eindrucksvolle Pfützen stehen bleiben, Felspassagen, Asphalt und natürlich jede Menge Trails, auf denen man auch mit einem MTB durchaus Spaß haben kann. Es verspricht, spannend zu werden.
Graveln in der Toskana ist nicht nur hübsch anzuschauen, bei Touren mit hohem Offroad-Anteil kann der Terra Adventure die Muskeln spielen lassen. © bc GmbH
Zum Anfassen: Auf dem Pressetermin in der Toskana stellt Conti den neuen Offroader vor. © bc GmbH
Der kennt sich aus: Produktmanager Alex liefert auf alle unsere Detailfragen kluge Antworten. © bc GmbH
Die Testbikes sind mit den zur Eurobike 2024 vorgestellten Continental TPU-Schläuchen aufgebaut. Das führt bei uns Testern zunächst zu leichter Ratlosigkeit - längst hat man sich an Drücke und Handling von Tubeless-Setups gewöhnt. Aber Conti-Produktmanager Alex rechnet vor: Mit nur 45 Gramm pro Schlauch ist die TPU-Lösung noch etwas leichter als die Tubeless-Variante mit Milch und Ventil. Mal sehen, wie es um die Pannensicherheit bestellt ist. Natürlich ist der Terra Adventure grundsätzlich Tubeless Ready ausgeführt.
Endlose Olivenhaine säumen die Wege. Massa Vecchia ist ein Paradies, nicht nur für MTB-Fans. © bc GmbH
Unser Testride führt uns zunächst über geschotterte Nebenstraßen und Wirtschaftswege. Und schon im ersten Anstieg zeigt sich: Das Ding hat Grip! Solange der Untergrund nicht zu lose wird, kann man auch Steilstellen gut im Wiegetritt fahren, ohne dass das Hinterrad Traktion verliert. Wer, wie unser Tester, vom MTB zum Gravel-Bike fand, wird sich hier wohlfühlen. Gleich im ersten schattigeren Abschnitt begegnen wir einer ausgedehnten Regenwasserpfütze mit reichlich Schlamm drumherum. Auch hier macht der Reifen, was er soll: keine Rutschpartie, kein Verhungern in der Pfützenmitte. Das Terra-Adventure-Abenteuer beginnt, uns Spaß zu machen.
Bachläufen wie diesem begegnen wir häufiger. Den Anblick toskanischer Schlammpfützen ersparen wir der geneigten Leserschaft auf diese Weise. © bc GmbH
Es gibt auf manch einer Gravel-Tour diese Passagen, auf denen man sich insgeheim ein Mountainbike herbeisehnt. So hat Stefano, unser italienischer Guide, auch für uns einige Stellen gefunden, die für ein Fahrrad ohne Suspension als herausfordernd bezeichnet werden dürfen: Rumpelige Steinbrocken und schmale, abschüssige Trails fordern Aufmerksamkeit und mahnen uns, saubere Linien zu finden. Der Terra Adventure steckt auch das roughe Programm gut weg, bleibt dabei immer direkt und gut steuerbar, aber ist, wie erwartet, dank eines kleinen Plus an Luftdruck eher am straffen Ende der Skala unterwegs. Aggressive Seitenstollen bieten viel Grip und Gegenhalt in Kurven, die Bremstraktion vermittelt Sicherheit.
Es gibt diese rumpeligen Passagen, in denen man sich auf ein Fully wünscht. Der Continental Terra Adventure kann auch in schwierigem Gelände bestehen. © bc GmbH
Auf Asphalt rollt der Offroad-Allounder besser als erwartet. © bc GmbH
Die letzte Meile zum heißersehnten Cappuccino-Stopp führt uns schließlich entlang einiger asphaltierter Straßen. Hier überrascht der Terra Adventure mit vergleichsweise leisem Abrollgeräusch, ordentlicher Spurtreue und durchaus guten Laufeigenschaften: Das hatten wir in dieser Form von einem Reifen, der als Offroad-Spezialist gepriesen wird, nicht unbedingt erwartet.
Coffee-Break: Auch kulinarisch ist die Toskana einfach unschlagbar. © bc GmbH
So wenig ein subjektiver Fahreindruck auf unbekanntem Terrain die Kriterien eines objektiven Reifentests erfüllt, so sehr können wir nach unserer ersten Ausfahrt sagen: Der Terra Adventure ist gekommen, um zu bleiben. Besonders, wer vom MTB zum Gravel-Bike fand, dürfte sich mit dem üppig profilierten Reifen wohlfühlen: Seine Offroad-Qualitäten halten, was der Hersteller verspricht und auch auf Straßen macht der Neue eine überraschend gute Figur. Zur Pannensicherheit des Reifens mit seiner einlagigen Trail-Karkasse, die wir schon aus Contis MTB-Portfolio kennen, sowie zu seiner Haltbarkeit lässt sich nach so kurzer Zeit keine belastbare Aussage treffen.
Ein kleiner Wermutstropfen: Die fertigungsbedingt unvermeidlichen, zahlreichen Gummiborsten, Airvents genannt, auf den Profilstollen der Testreifen sind nicht nur optisch unschön, sie landen auch als unnötiger Abrieb in der Umwelt. Ob Continental bei den Serienreifen einen Weg findet, diese zu entfernen, bleibt zu hoffen.
Glücklicher Reifentester: Klare Empfehlung für den Terra Adventure - und für die Toskana. © bc GmbH
Grundsätzlich bedeuten breitere Reifen mehr Grip und mehr Dämpfung. Der Continental Terra Adventure ist in drei Breiten von 45 bis 55 mm erhältlich und schon damit nicht die beste Wahl für beste Performance auf der Straße. Welche Breite die richtige ist, hängt vom persönlichen Fahrstil, dem Fahrer:innengewicht und natürlich der Reifenfreiheit von Gabel und Rahmen ab.
Auch wenn es mal nass wird, bietet der Terra Adventure noch genügend Grip und Sicherheit. Er ist damit für einen Gravel-Reifen überdurchschnittlich geeignet für nasse und schlammige Strecken.
Wer mit dem Gravel Bike Ausflüge auf einfache Mountainbike-Trails wagen möchte, ist mit dem Continental Terra Adventure gut beraten. Seine Offroad-Qualitäten erinnern an MTB-Reifen und sorgen für viel Grip, auch in Kurven auf losem Untergrund.
Continental empfiehlt für die Erstmontage mindestens 30 ml Conti RevoSealant pro Reifen zu verwenden. Ebenfalls hilft die Verwendung eines Tubeless-Boosters, bei der Montage von Reifen ohne Schlauch, Frust zu vermeiden.
Ja. Continental gibt den Terra Adventure grundsätzlich für Hookless-Felgen frei; es gilt hier, die Herstellerangaben und die zulässigen Maximaldrücke zu beachten.
Über die Laufleistung und Haltbarkeit des Terra Adventure können wir noch keine Aussage treffen.
Grundsätzlich gilt: hoher Reifendruck, geringer Rollwiderstand auf glattem Untergrund bei geringer Stoßdämpfung. Niedriger Reifendruck erhöht seinerseits das Risiko von Durchschlägen, die Schlauch, Reifen oder gar die Felge in Mitleidenschaft ziehen können. Tubeless-Setups vertragen geringere Drücke als welche mit Schlauch, leichte Rider brauchen weniger Druck als schwere, breitere Reifen können mit weniger Druck gefahren werden als schmale. Die Faustregel, zumindest im Offroad-Einsatz, lautet: So wenig Reifendruck wie möglich, so viel wie nötig.
Wer viel mit dem Gravel Bike auf losem oder schlammigem Untergrund unterwegs ist oder einen Allrounder für Offroad-lastige Bikepacking-Abenteuer sucht, für den oder die kann der Continental Terra Adventure eine lohnende Wahl sein.