Erster Eindruck: Michelin Power Reifen
Michelin will mit diesem Reifen an die Spitze. Ich durfte den Reifen jetzt 3 Wochen lang testen und mir einen ersten Eindruck verschaffen.
Ich hatte in den letzten 3 Wochen die Gelegenheit, den neuen Michelin Power Rennradreifen zu testen. Neben 3-4 Testrunden in der Heimat bin ich gemeinsam mit Basti aus dem Einkauf zur Produktvorstellung des Reifens nach Frankreich gereist, wo wir uns auf den Teststrecken von Michelin selber von den Reifen überzeugen konnten.
Mit dem gleichen Krafteinsatz schneller und weiter...
Das ist das Werbeversprechen, welches Michelin zu seinem neuen Rennradreifen abgibt. Der Michelin Power Reifen wird auf der Pressekonferenz in Ladoux (Frankreich) als "die neue Referenz auf dem Markt" betitelt.
Der Michelin Power im Überblick
Den neuen Reifen wird es in drei verschiedenen Modellen geben:
- Michelin Power Competition (Einsatzbereich: Wettkampf, -10 Watt Kraftersparnis und -25% Rollwiderstand im Vergleich zum Michelin Pro4 Service Course, 5500-6000 km Laufleistung)
- Michelin Power Endurance (Einsatzbereich: Sport-/Touringfahrer, -8,6 Watt Kraftersparnis und 20% mehr Pannenschutz im Vergleich zum Michelin Pro4 Endurance, 6800 km Laufleistung)
- Michelin Power All Season (Einsatzbereich: Allwetterreifen, -5 Watt Kraftersparnis und 15% mehr Haftung im Vergleich zum Michelin Pro4 Grip, 5200 km Laufleistung)
Größen, Farben und Gewicht
Michelin Power Competition
Größe | Farbe | Gewicht |
---|---|---|
23-622 | schwarz | 195 g |
25-622 | schwarz | 215 g |
Michelin Power Endurance
Größe | Farbe | Gewicht |
---|---|---|
23-622 | schwarz / rot / blau | 220 g |
25-622 | schwarz / rot / blau | 230 g |
28-622 | schwarz | 255 g |
23-622 | weiß | 225 g |
25-622 | weiß | 235 g |
Michelin Power All Season
Größe | Farbe | Gewicht |
---|---|---|
23-622 | schwarz | 235 g |
25-622 | schwarz | 270 g |
28-622 | schwarz | 295 g |
Laut Herstellerangaben wurden alle drei Reifenmodelle von 200 Testfahrern auf insgesamt über 200.000 Streckenkilometern getestet und sind bislang komplett pannenfrei geblieben.
Der Wettkampfreifen unter der Lupe: Michelin Power Competition
Ich habe mich auf den Wettkampfreifen Michelin Power Competition konzentriert (Modell 25-622).
Der Michelin Power Competition soll -10 Watt Kraftersparnis bei gleicher Kilometerleistung bringen, was bedeutet:
- 18 Sekunden Zeitgewinn auf 5,5 km
- 1 Min 04 Sek Zeitgewinn bei einem "Alpe d´Huez"-Anstieg
- 2,8 Meter Vorsprung bei einem 30 Sekunden Sprint
Diese Rollwiderstandsmessung findet in einem geschlossenen Glaskasten statt, wo beide Reifen auf einer Geschwindigkeit von 40 km/h gebracht werden und dann ausrollen.
Zunächst wollte ich mich vom Gewicht des Reifens überzeugen, denn nicht allzu selten weichen die realen Gewichtswerte stark von den Herstellerangaben ab. Der Michelin Power Competition konnte hier schon einmal punkten und lag mit 208 g sogar 7 Gramm unter den genannten 215 g. Bis zu 7% Abweichung sind nach Angaben von Michelin möglich.
Das Kampfgewicht des Michelin Power Competition Reifens beträgt bei meinem Exemplar 208 g. Es handelt sich um das Model 25-622, das nach Herstellerangaben 215 g wiegt.
Den Rollwiderstand konnte ich sehr gut auf den Teststrecken von Michelin prüfen. Hier hatte ich die Möglichkeit, beide Reifen, das Vorgängermodell Pro4 Service Course und den Michelin Power Competition, hintereinander auf meinem Rad zu testen. Die Strecke war 2,5 km lang. Ich habe beide Reifen jeweils 2 Runden bei möglichst konstanter Leistung von 180 Watt gefahren. Leistung und Zeit wurden mit einem Stages Powermeter System an der Kurbel im Zusammenspiel mit einem Garmin Edge 520 gemessen.
Die Teststrecken in Ladoux hatten es in sich an diesem Tag. Starke Windböhen erschwerten uns die Aufgabe, eine konstante Leistung über 180 Watt zu treten.
Tatsächlich bin ich mit dem Michelin Power Competition auf 5 km 48 Sekunden schneller gewesen. Dieser Wert war schon recht hoch im Vergleich zu den anderen Testfahrern an dem Tag, aber im Schnitt ist das Fahrerfeld anhand der Messwerte zwischen 20 und 30 Sekunden und somit ca. 0,8 km/h schneller gewesen.
Montage, Grip und Pannensicherheit
Die Montage des Reifens ist ähnlich wie beim Vorgängermodell Pro4 etwas schwergängiger. Ich bin neben dem Pro4 Grip zuvor den Schwalbe One gefahren, wo die Montage auf die Felge etwas einfacher war.
Der Michelin Power All Season hat bis zu 40% mehr Grip in der Längsrichtung und bis zu 15% mehr Grip in der Querrichtung im Vergleich zum Pro4 Grip.
Mit dem Grip des Reifens war ich von Beginn an sehr zufrieden, wobei sich die volle Leistung laut Michelin erst nach den ersten 100km entfaltet, was auch damit zu tun hat, dass die Modelle Power Competition und Power Endurance im Neuzustand eine Wachsschicht auf dem Reifen haben. Dies dient in erster Linie dem Schutz bei längeren Lagerzeiten. Mittlerweile habe ich den Power Competition 120 km gefahren und hatte von Beginn an ein sicheres Gefühl, sowohl beim Beschleunigen als auch bei steilen Abfahrten und schnellen Kurven. Die genannten 15% mehr Bodenhaftung beim Modell Power All Season sind laut Michelin zu 13% einer neuen Gummi-Mischung zu verdanken und zu 2% dem verbesserten Profil im Vergleich zum Michelin Pro4 Grip. Diese Werte beziehen sich auf die Querhaftung.
Grip-Test bei Michelin.
Alle 3 Modelle werden von Michelin als "Disc Brake Ready" beschrieben. Der Michelin Power Competition hat wie sein All Season Bruder eine mono-compound Gummimischung. Nur der Endurance Reifen besteht aus einer bi-compound Mischung.
Der Pannenschutz wird mit einem 3mm Durchmesser großen Werzeug, ähnlich einer großen Nadel, getestet.
In puncto Pannenschutz kann ich nur auf die Messwerte von Michelin verweisen, wo der Michelin Power Competition auf dem Niveau der Wettkampfreifen der Konkurrenz liegt. Die Modelle Power Endurance und Power All Season schneiden hier noch einmal deutlich besser ab.
Michelin testet den Pannenschutz mit einem Perforationstest. Bei einem Reifendruck von 8,0 Bar wird hier mit steigender Kraft Druck ausgeübt, bis das 3mm breite Werkzeug den Reifen durchbohrt.
Ein Perforationstest mit einem 3mm Durchmesser großen Werkzeug prüft den Reifen mit 8.0 Bar auf Stichfestigkeit. Das Diagramm zeigt, welche Kräfte aufgebracht werden müssen, bis der Reifen nachgibt.
Fazit
Der Michelin Power Competition konnte anhand der Werte überzeugen. Ein Langzeittest wird zeigen, ob der Reifen hält, was er verspricht. Mir persönlich gefällt das schlichte Design und auch die Tatsache, dass er 10 g leichter als der Schwalbe One Evolution oder der Continental 4000 S II ist. Die -10 Watt Energieersparnis bzw. die -25% weniger Rollwiderstand im Vergleich zum Pro4 sind sicherlich für viele ein möglicher Kaufgrund. Auch die Modelle Power Endurance und Power All Season punkten neben ihren Sondereigenschaften zusätzlich mit guten Rollwiderstandswerten.
Die Testwerte von Michelin zeigten oft nur Vergleiche zum hauseigenen Vorgängermodell des Reifens Pro4. Vergleiche mit der Konkurrenz gab es zwar, nur wusste man nicht immer genau, welches Modell getestet wurde. Laut Aussagen von Michelin hat man sich nur mit den besten gemessen.
Ich denke, dass Michelin mit dem Power Reifen ein wirklich gutes und konkurrenzfähiges Produkt auf den Markt gebracht hat. Ein Schlauchreifen der Serie ist übrigens nicht geplant.