Fahrbericht: Schwalbe Marathon Supreme Evolution HD
Vom Weltumrunder bis zum Wochendendausflügler – am Touren- und Trekkingrad dreht sich in den meisten Fällen ein Reifen von Schwalbe, meist ein Marathon.
Jaja, die Reifenwahl, die ist so ein Thema für sich. Gerade im Mountainbike-Bereich ist das Segment in den letzten Jahren ziemlich explodiert. Der Vorteil: Mit der Vielzahl an unterschiedlichen Laufradgrößen und -breiten, Karkassen, Profilen und Gummimischungen kannst du dir den perfekten Reifen für deinen Einsatzzweck und Geldbeutel herauspicken. Der Nachteil: Die enorme Vielfalt ist mittlerweile kaum noch zu überblicken. Auch am Rennrad wird es immer bunter: Neben altbekannten Renn-, Trainings- und Zeitfahr-Reifen wird der Markt immer mehr von Produkten für Komfort, Gravel und Langstrecke belebt.
Schwalbe Marathon Supreme Evolution HD - Der Allrounder
Als Tourenfahrer ist das Ganze wesentlich unkomplizierter. Vom Weltumrunder bis zum Wochendendausflügler – am Touren-, Trekking- oder Alltagsrad dreht sich in den meisten Fällen ein Reifen von Schwalbe und hier in der Regel ein Marathon. Doch auch hier kommt langsam mehr Vielfalt ins Spiel: Der Schwalbe Marathon Plus sorgt für noch mehr Pannensicherheit, Marathon Mondial fürs Grobe und Marathon Supreme für extra Speed. Letzterer Reifen ging letzten Herbst in die zweite Generation. Grund genug, ihn auf Herz und Nieren zu prüfen. Als Ballonfahrer der ersten Stunde entscheide ich mich natürlich für die breiteste Version, 2.0 x 26 Zoll.
Schwalbe Marathon Supreme Evolution HD SpeedGuard OneStar mit 560g
Im Ganzen nennt sich der Reifen: Schwalbe Marathon Supreme Evolution HD SpeedGuard OneStar. In dieser Größe gibt Schwalbe den Reifen mit 560 g an. Ich habe diesen Wert nicht geprüft. Erstens kommt es am Tourenrad mit 30 kg Gepäck nicht auf 10 Gramm an, und zweitens bekomme ich Ärger, wenn Fahrradteile auf der Küchenwaage landen. Um den Wert dennoch in Relation zu setzen: Der Marathon Plus in gleicher Größe bringt es mit 1100 g fast auf das Doppelte. Es stellt sich also die Frage: Hat der abgespeckte Schwalbe Marathon Supreme immer noch das Zeug zu einem „echten“ Tourenreifen?
Dirk nutzte die letzten Sonnentage für den Test. Am Ende war er zufrieden mit den Schwalbe.
Schwalbe Marathon Supreme Evolution HD - Pannenschutz trotz Leichtgewicht?
Um trotz der leichten Konstruktion noch Schnitten und Stichen trotzen zu können, setzt Schwalbe auf den V-Guard, ein dichtes Gewebe, das als Pannenschutzlage im Reifen eingearbeitet ist. Ich war gespannt, wie sich die Technologie in der Praxis bewähren würde. Klar hab ich den Marathon Supreme Evolution HD nicht in alles reingehalten, wie ich's vielleicht mit dem nahezu kugelsicheren Smart Guard gemacht hätte. Aber spitze Steine, zerschlagene Bierflaschen und scharfe Kanten gibt es hier wirklich genug, und auch nach fast einem Jahr haben meine Marathon Supremes bisher Schnitt, Stich und Durchschlag wacker getrotzt. Skeptisch war ich auch gegenüber der Lite-Skin Seitenwand. Anfangs war ich nahezu paranoid, dass mir jede Bordsteinkante gleich das leichte Gewebe aufschlitzt. Doch auch diese Sorge erwies sich als unbegründet – ob Treppenabsätze, Schotterwege oder rostige Fahrradständer, die dünne Seitenwand erwies sich als überraschend robust und so konnten diese Pannenmacher dem Reifen nichts anhaben.
Der Reifen überzeugt durch seinen geringen Rollwiderstand und seinem Fahrkomfort
Schwalbe Marathon Supreme Evolution HD - Speed, Speed und noch mehr Speed
Dabei ist das geschmeidige Lite-Skin eine Zutat zum Erfolgsrezept des Schwalbe Reifens. So weist er eine unglaublich satte Straßenlage auf. Auf glattem Asphalt rollt er absolut reibungslos und seidig, auf grobem Pflaster dämpft er dagegen ein ganzes Stück sanfter als Reifen mit steiferen Performance- oder Snake-Skin-Seitenwänden. Das zweite Erfolgsgeheimnis des Schwalbe Marathon Supreme Evolution HD liegt in der Gummimischung. Die One-Star Triple Compound stammt aus dem Rennradbereich und verwendet zusätzlich spezielle Polymere, um Rollwiderstand und Grip zu optimieren. Ob's funktioniert? Ich hab keine Wattmessungen gemacht, aber der gefühlte Unterschied zum normalen Schwalbe Marathon oder zum Big Apple ist enorm. Dank des geringen Gewichts lässt er sich leichtfüßig beschleunigen, und auf leicht abschüssiger Straße will der Reifen einfach ewig weiterrollen.
Dirk ist den Schwalbe mit 1,8 bar recht weit unter dem empfohlenen Minimum-Luftdruck (2,5 – 4,5 bar) gefahren
Getreu seinem sportlichen Erbgut verhält sich der Marathon Supreme tatsächlich mehr wie eine flinke Rennpelle denn ein gesetzter Tourer. Auch der Grip ist bei jeder Straßen- und Kurvenlage phänomenal. Ob trockener Asphalt oder nasses Pflaster, der Reifen zieht stets begierig in die Kurve, stachelt an zu aggressiver Fahrweise und behält dennoch immer alles souverän im Griff. Einzige Ausnahme: Bei sehr schnellen engen Kurven meldet sich die weiche Karkasse mit einem protestierenden „Schrrrrrrp“. Übersetzt heißt das so viel wie „Ich weiß ja nicht, was du so machst, aber ich walke mich jetzt seitlich von der Felge.“ Klar, ich bin mit 1,8 bar recht weit unter dem von Schwalbe empfohlenen Minimum (2,5 – 4,5 bar), doch steifere Karkassen sind hier im Grenzbereich tatsächlich stabiler. Ein wirklicher Kritikpunkt ist das allerdings nicht, schließlich wurde der Schwalbe Marathon Supreme Evolution HD nicht für die verwinkelte Kriteriumshatz entwickelt, sondern für den Touren- und Stadteinsatz.
Der Schwalbe Marathon glänzte durch seine Pannensicherheit.
Da es dieses Jahr zur Abwechslung mal Wander- statt Fahrradurlaub gab, kann ich die Langlebigkeit noch nicht 100%ig beurteilen. Der Reifen hat praktische Verschleißindikatoren im Negativprofil, und da hat sich bei fast täglichem Einsatz bisher noch nicht viel getan. Nächstes Jahr geht es wieder auf große Tour, dann werden wir sehen. Zuversichtlich bin ich aber.
Shadow Man...
Meine Meinung zum Schwalbe Marathon Supreme Evolution HD
Ganz klar, der Marathon Supreme ist für mich DER Tourenreifen. Mir gefällt, dass er schneller, griffiger, leichtfüßiger ist als seine „dicken“ Kollegen und dennoch kaum Abstriche bei Pannenschutz und Alltagstauglichkeit mit sich bringt. Auch auf unbefestigten Straßen und Feldwegen habe ich mich stets sicher gefühlt. Der Supreme wird mich weiter so ziemlich überallhin begleiten. Lediglich wenn es mal wieder auf die steilen Schotterpisten der Karpaten geht, würde ich das gröbere Profil des Mondial bevorzugen. Ansonsten wird weiter fröhlich viel zu schnell in jede Kurve geballert.