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Im Test: 3T Strada 1-fach Rennrad

Ich bin das Ding gefahren und kann nur sagen, 1-fach am Rennrad funktioniert, und zwar richtig gut.

Es gibt Firmen, die behaupten, Aero sei everything. Aber was bringt einem das aerodynamischste Rad, wenn es so unbequem ist, dass man 5 m Umweg um jede Unebenheit fahren muss, um an sein Ziel zu kommen, und die Bremsen zwar filigran integriert sind, aber kraftlos und ohne Ingenieursdiplom nicht einstellbar?

So, oder so ähnlich, muss die Fragestellung im Kopf von Gerard Vroomen gelautet haben, als er die Idee für das 3T Strada hatte. Ein Aero-Rad, konzipiert um 28 mm Reifen herum, die Komfort bieten und gleichzeitig noch enorm schnell sind. Denn wie andere Firmen behaupten, ist komfortabler auch gleichzeitig schneller.

Das 3T Strada geht also in einigen Punkten völlig neue Wege. Es ist laut Vroomen das erste Aero-Rad, das nur für Scheibenbremsen konzipiert wurde, dessen Spaltmaße und Rohrdurchmesser auf 28 mm bis 30 mm breite Reifen ausgelegt sind und das konsequent auf nur ein Kettenblatt ausgerichtet wurde.

Die Rennstrecke ist das Zuhause des Strada.

Die Rennstrecke ist das Zuhause des Strada.

Auch von hinten sieht das Strada gut aus.

Auch von hinten sieht das Strada gut aus.

Super flach - die Gabelkrone existiert fast nicht.

Super flach - die Gabelkrone existiert fast nicht.

3Ts erstes Rennrad

Für den ersten Straßenrahmen aus dem Hause 3T haben die Italiener also gleich einmal ein paar Axiome des Rennradrahmenbaus ad acta gelegt. Ok, Rahmen mit Scheibenbremsaufnahmen gibt es schon seit ein paar Jahren, aber beim Strada wurde wirklich kein Gedanke daran verschwendet, jemals eine Felgenbremse zu montieren. Deutlich wird das vor allem an der Gabel, bei der die Gabelkrone fast komplett im Gabelschaft verschwindet. Dadurch rückt das Laufrad näher an den Rahmen heran, wodurch die Spaltmaße und der mögliche Raum für Luftverwirbelungen deutlich geringer werden. Das macht schneller und sieht verdammt gut aus!

Nachdem wir uns mittlerweile mit Scheibenbremsen weitestgehend angefreundet haben, können wir ein Stück weiter am Rahmen entlanggehen. Die Form des Rahmens erinnert in gewisser Weise an frühere Kreationen von Vroomen, als er noch die Rahmen für Cervelo designte. In meinen Augen schimmern erkennbar die Formen der legendären Soloist, R3 und P3 Rahmen im Design des Strada durch. Ein klassisches Vroomen Rad eben.

Sogar die Bremssättel sind so im Rahmen versteckt, dass sie möglichst wenig Luftwiderstand bieten.

Sogar die Bremssättel sind so im Rahmen versteckt, dass sie möglichst wenig Luftwiderstand bieten.

Im Bereich des Flaschenhalters am Unterrohr wird der Rahmen nochmal breiter, wodurch die Luft besser am Rahmen vorbeigeführt wird. Dieses coole Feature geht allerdings fast unter, wenn man auf das massive Tretlagergehäuse und die Stelle am Sitzrohr schaut, an der normalerweise der Umwerfer zu finden ist. Hier hat Vroomen wirklich mit einem ungeschriebenen Gesetz des Rahmenbaus gebrochen. Denn an ein Rennrad gehörten bisher einfach 2 Kettenblätter. Fertig.

Lässt man den Umwerfer allerdings weg, merkt man auf einmal, dass man die Luft sehr viel besser und deutlich weniger verwirbelt um das Hinterrad führen kann. Kabel, Züge und der Umwerfer selbst waren hier sonst immer so aerodynamisch wie die Ohren von Marco Pantani seinerzeit…

Die filigranen Sitzstreben passen gut zum Gesamtbild des Rades.

Die filigranen Sitzstreben passen gut zum Gesamtbild des Rades.

Kein Umwerfer, keine Probleme.

Kein Umwerfer, keine Probleme.

Auch von hinten sieht das Strada gut aus.

Auch von hinten sieht das Strada gut aus.

Das Sitzrohr erinnert wie bereits erwähnt in seiner Form an das des Klassikers Cervelo P3, das die Rundung des Hinterrades aufnimmt und wieder mit sehr knappen Spaltmaßen für wenig Luftverwirbelungen sorgt. Auch die verhältnismäßig dünnen Sitzstreben spiegeln das Konzept des von Vroomen designten R3 Rahmens wider, der dank seines Komforts zu einem der erfolgreichsten Rahmen in der Geschichte von Paris-Roubaix wurde. In Verbindung mit den 28 mm Reifen wird das Strada so zu einer echten Waffe für die Frühjahrsklassiker in Flandern und Nordfrankreich. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass das Rad durch die Form des Sitzrohres mit sehr kurzen Kettenstreben auskommt und sich dadurch äußerst wendig fährt, also auch für schnelle, enge Kriteriumskurse bestens zu gebrauchen ist.

Ist 1-fach am Rennrad sinnvoll?

Durch den Verzicht auf den Umwerfer stellt sich uns traditionsbewussten Rennradfahren, die wir uns mit der Scheibenbremse schon so langsam anfreunden können, die Frage, ob denn die Gangsprünge zwischen den nur noch 11 Gängen nicht zu groß sind. Ich könnte an dieser Stelle groß mit Exceltabellen um mich schmeißen und Prozentsprünge ausrechnen, aber das dürft Ihr gerne selbst tun. Meine Erfahrung, nachdem ich das Rad bei Rad am Ring über die Nordschleife und im Westerwald und Taunus fahren durfte, ist eindeutig: 1x funktioniert.

Auch nach 24 Stunden am Nürburgring war das Rad immer noch komfortabel.

Auch nach 24 Stunden am Nürburgring war das Rad immer noch komfortabel.

Mit 44x11 kam ich in der Ebene und bergab gut aus. Ein 10er Ritzel wäre zwar ideal gewesen, aber bis Tempo 50 konnte ich auch so beschleunigen und wann ist man außerhalb von Rennen länger alleine in diesem Geschwindigkeitsbereich unterwegs?!

Am Berg (vor allem an der hohen Acht) habe ich wie jedes Jahr die Überstunden gespürt, die ich nicht auf dem Rad gesessen habe. Mit 44x36 hatte ich aber eine Übersetzung zur Verfügung, die in etwa 34x27 entspricht. Das ist absolut im Rahmen dessen, was auch aktuelle 2-fach Setups als Standardübersetzung in petto haben.

Trotz der 1-fach Schaltung war kein Berg ein Hindernis.

Trotz der 1-fach Schaltung war kein Berg ein Hindernis.

Das Strada will fahren.

Das Strada will fahren.

Nachts auf dem Nürburgring.

Nachts auf dem Nürburgring.

Das Strada läuft einfach.

Das Strada läuft einfach.

Mit der eigenen Kassette, die ich leider noch nicht fahren konnte, hat 3T das 1-fach Setup nochmal optimiert und die Gangsprünge noch stärker harmonisiert und gleichzeitig der Übersetzung mehr Range verpasst.

1-fach oder nichts?

Das 3T Strada hat mich völlig begeistert. Gerard Vroomens Vision vom Rennrad der Zukunft hat mich überzeugt. In ein paar Jahren werden wir breite Reifen, Scheibenbremsen und keinen Umwerfer nicht mehr nur an Rädern von 3T sehen.

Jonas im Interview mit Gerard Vroomen - dem Entwickler des Strada

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