Im Test: Assos RS S9 Equipe – und R steht für Racing
Wer das Sitzpolster erfunden hat!? Und was das mit sportlichen Familienkombis zu tun hat: Unser Test der Assos RS S9 Equipe gibt Aufschluss.
Geht es um Fahrradhosen, gehen die Meinungen zu Passform, Sitzpolster und Komfort weit auseinander. Nur in einem sind sich (fast) alle sicher: Assos ist das Nonplusultra, wenn es darum geht sanft im Sattel zu sitzen, vor allem auf langen Strecken. Eigentlich hätten die Schweizer sich also auf diesen Lorbeeren ausruhen können – haben sie aber nicht! Mit der neuen S9-Serie hat man nochmals alle Bereiche einer Rennradhose in Frage gestellt, überarbeitet und ganze sechs Jahre lang im Rennsport unter anderem mit dem Team BMC in der WorldTour erprobt.
Herausgekommen ist die neue „Equipe RS S9“ Trägershorts. Der Name könnte auch für einen Familienkombi mit 450 PS aus Ingolstadt stehen und irgendwie ist die neue Assos Trägershorts genau das: Technik im schlichten Gewand. Aber auf der Ziellinie mit dem Quäntchen Vorsprung durch Technik.
Passform & Haptik
- Sehr weicher, anschmiegsamer Stoff, sehr leicht (180g), wirkt fast etwas dünn
- Überkreuzte Träger: Super Bewegungsfreiheit ohne, dass das Polster verrutscht; sehr angenehm im Wiegetritt und Situationen, die viel Bewegung auf dem Rad erfordern
- In Roubaix getragen, hier gut durchgeschüttelt worden und nichts verrutscht! Auf dem Pavé hat sich das Golden Gate von Assos sehr bemerkbar gemacht – der Körper wird wie in einer Waschmaschine geschleudert, das Polster bleibt beständig am Sattel.
- Leichte Kompression, kein Vollsaugen durch Schwitzen, top Feuchtigkeitstransport!
- Offenkantiger Rand am Übergang zum Körper ist sehr angenehm und tiefer geschnitten als bei anderen Assos-Modellen, sehr geschmeidig und „luftig“.
- Beinabschlüsse sehr weich und ohne Silikongripper, sehr angenehm!
Leichte Kompression unterstützt die Muskulatur, dennoch hat man das Gefühl einen Hauch von Nichts zu tragen, der einem die maximale Bewegungsfreiheit gibt. Assos gibt an, die Schnittführung so geändert zu haben, dass die Bibshorts mit 30% weniger Nähten auskommt – ich würde sogar sagen, es sind 100% weniger (wohlwissend, dass ich falsch liege), denn man spürt keine einzige Naht.
Sportsitz
Das Herzstück einer Bibshorts ist zweifelsohne das Polster – und wer hat‘s erfunden? Korrekt, die Schweizer. Bei Assos. Im Jahr 1978. 40 Jahre später war dann das neue S9 Polster produktionsreif.
Das „S9 Basalt“-Polster fällt auf den ersten Blick etwas dünner und kleiner aus als die bisherigen Assos-Polster, denen Kritiker ja manchmal „Pampers-Feeling“ attestierten. Es ist auch nicht ganz so weich, wie die Polster der vorherigen Serien. Dennoch fühlt es sich gewohnt geschmeidig an: Assos-Wohlfühlgarantie eben. Unbequem wie Basalt ist es also keineswegs, der Name kommt schlichtweg von der Farbgebung, denn das S9 Polster ist das erste Polster von Assos, das nicht in türkis oder zartem Lachsrosa daher kommt. Man munkelt, wegen des Lachsrosa sollen sich einige Herren bereits in ihrer Männlichkeit angegriffen gefühlt haben…. Wie dem auch sei, Männlichkeit ist hier ein gutes Stichwort, denn das Polster verrichtet gerade in den empfindlichen Sitzbereichen einen sehr guten Job. Alles sitzt da, wo es sitzen soll. Keine Druckstellen, keine Scheuerstellen und vor allem eine super Luftzirkulation durch kleine Löcher an der Vorderseite. Und keine Sorge, Männer, da fällt nichts raus!
RS=Rennsport
Dafür fällt etwas auf: Die Rennsport-Gene der RS S9 Equipe. Aber ist sie deshalb eine Bibshorts ausschließlich für den Raceday? Jein. Sicherlich wäre sie meine erste Wahl für den großen Tag, auf den man lange hin gearbeitet hat. Doch schlussendlich mutiert doch jede Sonntagsausfahrt mit den Kumpels spätestens am ersten Berg zum Raceday. Und da ist eine gute Träger-Shorts Gold wert. Auch ohne Startnummer.
Ergo: Die RS S9 Equipe ist vollkommen alltagstauglich und gerade an warmen Tagen oder bei intensiven Einheiten stets meine erste Wahl. (Bei kälteren Temperaturen greife ich jedoch meist zur Assos T Equipe EVO, die ein wenig wärmer ausfällt.) Das neue Polster funktioniert hervorragend und bietet auch bei 200 km langen Touren den bestmöglichen Komfort. Eine Hose für alle Fälle – alltagstauglich, aber trotzdem mit Rennsportcharakter – eben wie ein sportlicher Kombi mit dem Namenszusatz RS.