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Im Test: Campagnolo Super Record 11 HO Gruppe

Campagnolos Scheibenbremse hat lange auf sich warten lassen. Markus hat für Dich die Super Record HO Schaltgruppe getestet!

Als meine Kollegen aus dem Marketing mich gleich in meiner zweiten Woche bei bc fragten, ob ich die neue Campagnolo Super Record 11 HO Gruppe mit Scheibenbremsen an einem italienischen Traumrad testen möchte, wussten sie gar nicht, was sie in mir auslösten. Nach 5 Jahren Amateur- und Profiradsport in Italien bin ich mit Campagnolo eng vertraut und habe einen Haufen schöner Erinnerungen an die italienischen Top-Komponenten.

Als ich dann zum ersten Mal das Testrad sah, war ich nach 15 Jahren Pause und Liebschaften mit japanischen und amerikanischen Komponentenherstellern wieder Feuer und Flamme für die italienische Diva aus Vicenza – zumal es sie jetzt in der "HO"-Variante mit Scheibenbremse gibt! HO steht dabei für "Hydraulic optimization" und bezeichnet bei Campagnolo die Komponenten der Disc Brake-Gruppen.

Ciao Bella: Das Testrad.

Ciao Bella: Das Testrad.

Auch Boras gibt es nun in der Disc-Variante.

Auch Boras gibt es nun in der Disc-Variante.

Markus hat sichtlich Spaß beim Fahren!

Markus hat sichtlich Spaß beim Fahren!

Ideale Testbedingungen

Weit zu fahren brauchen wir von bc zum Glück nicht, um perfektes Testterrain der Klassikerstrecken in Belgien und den Niederlanden vorzufinden. Hier kann eine Rennradgruppe mit Scheibenbremsen perfekt getestet werden: scharfes Anbremsen der Kurven, knackige Anstiege, ständiges Auf- und Abschalten, besser geht’s nicht! Das Wetter war perfekt, der Wind peitschte den Regen gegen die Scheibe und wir hatten 10 Grad auf dem Thermometer – mal schauen, was die Bremsen können bei diesen Bedingungen!

Ab auf die Straße

Angekommen im süd-limburgischen Mergelland packte ich das Rad aus dem bc-Bulli und fuhr direkt los, testete die ersten Kurven und ließ alles auf mich wirken. Dabei ging ich völlig unvoreingenommen an den Test, habe mich nicht vorab informiert über die Gruppe oder mir technische Manuals durchgelesen – ich wollte wissen, ob mich Campagnolo nach 15 Jahren noch immer begeistern kann und wie die neuen Campagnolo Scheibenbremsen funktionieren.

Langsam fahren mit einer Super Record? Nicht mit Markus!

Langsam fahren mit einer Super Record? Nicht mit Markus!

Regennasse Fahrbahn und Laub sind ideal zum Bremsentest.

Regennasse Fahrbahn und Laub sind ideal zum Bremsentest.

Campagnolo weckt Erinnerungen bei Markus.

Campagnolo weckt Erinnerungen bei Markus.

Der erste Eindruck

Natürlich hat man hier und da gehört, dass die Italiener wieder etwas länger brauchten und mit Magura zusammen entwickelt haben. Der erste Blick verrät sofort, warum es etwas länger gedauert hat: Eben weil Design für den Italiener „molto importante“ ist. Der Schaltbremshebel ist schlanker und ergonomisch nahezu perfekt geformt. Trotz der ganzen Hydraulik baut er nicht so hoch, wie man es von den Disc-Schaltbremshebeln anderer Hersteller gewohnt ist, er liegt einfach auf Anhieb perfekt in der Hand. Egal ob entspannt am Oberlenker gegriffen oder bei Highspeed in der Abfahrt am Untergriff, die Ergonomie ist perfekt. Man fühlt sich einfach „wie zuhause“ in den Ergopower Schaltgriffen, sodass ich gleich wieder an meine alten Rennfahrerzeiten in Bella Italia erinnert wurde: unzählige Attacken, Siege und Niederlagen, ein Auf und Ab der Gefühle.

Als ich dann mal aus dem Sattel ging und mit dem Daumenhebel nach unten drückte, war es völlig um mich geschehen: Campagnolo ist in puncto Schalteigenschaften einfach eine Hausnummer für sich. Ergonomie und Bedienbarkeit der Schalthebel sind seit Jahrzehnten einzigartig. Bestimmt nicht jedermanns Sache, aber wer einmal vom Virus befallen ist, kann und will nicht mehr loslassen.

Die Ergonomie der Ergopower-Griffe ist überragend gut.

Die Ergonomie der Ergopower-Griffe ist überragend gut.

Überall Carbon: Typisch Super Record, ist auch das Leitblech des Umwerfers aus Carbon.

Überall Carbon: Typisch Super Record, ist auch das Leitblech des Umwerfers aus Carbon.

Die schicke H11 Kurbel ist gruppenübergreifend.

Die schicke H11 Kurbel ist gruppenübergreifend.

Schaltperformance auf höchstem Niveau

Einzigartig ist hier ja auf alle Fälle, dass dank des Ultra-Shift™-Systems die Kette gleichzeitig um drei Ritzel beim Herunterschalten und bis zu fünf beim Heraufschalten geschaltet werden kann. Das gibt nicht nur im Rennen, sondern auch beim Ortsschildsprint den entscheidenden Vorteil. Aufgrund der Scheibenbremse und des daraus resultierenden Hinterbaus hat sich die Kettenlinie leicht verändert. Ob man das spürt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Das kann aber auch daran liegen, dass Campa die H11 Kurbel extra so konstruiert hat, dass trotz veränderter Kettenlinie der Q-Faktor gleich bleibt. Ich kann nur sagen, dass die Super Record super präzise schaltet und man vorne, sobald es zu einem kleinen Kettenschleifen kommt, super leicht mit dem Daumenhebel den Umwerfer feinjustieren kann. Die H11-Kurbel, Ergopower und Bremsen sind übrigens gruppenübergreifend und werden auch mit der Record und Chorus geliefert.

Einfach schön: Super Record steht für die höchsten technischen und ästhetischen Ansprüche.

Einfach schön: Super Record steht für die höchsten technischen und ästhetischen Ansprüche.

Bremspower "molto bellissima"

Jetzt kommen wir aber zur Bremse, denn die Schaltung funktioniert bei Campa ja schon seit Jahrzehnten. Ich muss gestehen, auch ich war als alter Radrennfahrer lange der Meinung, dass du auf dem Rennrad ja gar nicht unbedingt eine Scheibenbremse brauchst. Aber „wer später bremst, ist länger schnell“, ist meine Devise und genau das ist der Punkt.

Die Scheibenbremsen erlauben es mir, den Bremspunkt sehr spät zu wählen und punktgenau anzubremsen. Der Kraftaufwand hierfür ist minimal und der Druckpunkt lässt sich perfekt dosieren. Nachdem ich die ersten Kurven etwas verhaltener angefahren bin, versuchte ich von Kurve zu Kurve das Tempo zu steigern. Was bei regennasser Fahrbahn und sehr viel Laub auf der Straße auch etwas auf die Psyche geht. Aber die Angst, dass mir die Bremse blockiert, weil die Straße nass ist und so viel Laub draufliegt, verflog komplett aufgrund der perfekten Dosierbarkeit. Ich fühlte mich nach kürzester Zeit super sicher und als ob ich noch nie mit einer anderen Bremse unterwegs gewesen wäre.
 

Die HO Ergopower bauen nur minimal größer als die Felgenbrems-Variante.

Die HO Ergopower bauen nur minimal größer als die Felgenbrems-Variante.

Dank Flatmount fügt sich die Bremse unauffällig ins Bild ein.

Dank Flatmount fügt sich die Bremse unauffällig ins Bild ein.

Optisch ist die Campagnolo HO auch ein Hingucker.

Optisch ist die Campagnolo HO auch ein Hingucker.

Geräuschlos und sanft zu dosieren

Ebenso fiel mir sehr positiv auf, dass die Bremse keinerlei Geräusche macht. Zwar gab es bei der ersten Bremsung ein leises Quietschen, was jedoch direkt wieder verflog. Das war also wohl eher ein Freudenquietschen, weil sie nun endlich auf die Straße durfte. Wie man weiß, sind die Straßenverhältnisse bei den Klassikern nicht immer perfekt und der Straßenbelag in Belgien etwas rauer. Trotzdem kein Laut, kein Klappern, kein Quietschen, kein Scheppern, weder an den Hebeln noch an der Scheibe.  

Bei der Bremse gibt es zwei Modi, die sehr leicht eingestellt werden können. Der eine ist etwas direkter und der andere hat einen etwas längeren Weg und soll somit etwas sanfter sein. Ich kam mit beiden sehr gut zurecht, empfand den direkten Bremsmodus mit hartem Anbremsen für meinen Fahrstil optimal. Ich bin mir sicher, dass bei dieser Bremse jeder seine Einstellung findet und die Bremse optimal an sein individuelles Bremsverhalten anpassen kann.

Volle Sicherheit an der Bremse.

Volle Sicherheit an der Bremse.

Fazit: „Perfetto“

Dass die Schaltung super funktioniert, da war ich mir sicher, aber dass mich die Scheibenbremse so überzeugt, hätte ich nicht gedacht. Design und Ergonomie der Griffe sind super, ein Größenunterschied zu normalen Ergopowern ist nicht spürbar und die Funktionalität hat mich mehr als überzeugt. Die nahezu perfekte Dosierbarkeit und das Fehlen jeglicher Geräusche vermitteln ein super sicheres Gefühl. Außer dass man nun besser und sicherer bremst, ist die Bremse absolut unauffällig – auch optisch. Das Warten hat sich also gelohnt: Campagnolo und Magura haben einen hervorragenden Job gemacht. Ich kann jedem Skeptiker nur empfehlen, einmal die Campagnolo H0 Gruppe zu testen und das tolle Bremsverhalten selbst zu spüren.