Im Test: Continental GP 4000S II
Als Mitarbeiter bei bike-components haben wir die Möglichkeit jederzeit Produkte zu testen. Als Rennradfahrer interessiert mich natürlich der neue GP 4000S II von Conti...
Als Mitarbeiter bei bike-components haben wir die Möglichkeit jederzeit Produkte zu testen und selber zu fahren. Als Rennradfahrer habe ich mich in diesem Bericht für die Continental Grand Prix 4000 S inklusive Butyl- und Latexschläuchen, zum Vergleich, entschieden. Ich bin Jonny aus dem Service und hier ist mein Testbericht.
Erstmal auf die Waage
Als ich den Continental GP 4000 SII samt den herkömmlichen Conti Race 28 Schläuchen und den Michelin A1 Aircomp Latex Schläuchen in den Händen hielt, wurde als erstes die Waage herausgeholt, um die Teile zu wiegen.
Der Race 28 Schlauch von Conti wiegt 103 g, der Michelin Latexschlauch spart dem gegenüber 20 g und kommt auf ein Gewicht von 83 g. Zum Vergleich habe ich noch einen Schwalbe Schlauch 20 extra light auf die Waage gelegt. Ergebnis: 75 g. Der neue GP 4000 SII in 23-622 wiegt knapp 220 g und ist damit geringfügig schwerer als sein Vorgängermodell mit 204 g.
Continental Grand Prix 4000S II
Continental Grand Prix 4000S II
Continental Grand Prix 4000S II
Zuerst habe ich die Kombination mit den Conti-Schläuchen auf meine Laufräder aufgezogen und bin direkt auf die Straße damit. Der GP fühlt sich auf Anhieb sehr satt an. Ein Reifen, zu dem man auf Anhieb Vertrauen fasst. Man spürt tatsächlich, dass dieser Reifen mehr kann als nur rollen. Ich habe schon mit dem alten 4000 S ziemlich gute Erfahrungen, bei unzähligen Abfahrten im Südschwarzwald und beim Ötztaler gemacht, der neue scheint das auf Anhieb zu bestätigen. Das erste Antesten auf meiner Feierabendrunde bestätigt den ersten Eindruck. Der Reifen lässt sich absolut kontrollierbar hart abbremsen, die Blockiergrenze kommt ziemlich spät und kündigt sich auf den Punkt an. Das gleiche gilt für die Kurvenhaftung. Gleich der erste Versuch in einer knackigen Kurve zeigt, dass die Kurvenausgangsgeschwindigkeit gegenüber einem Konkurrenzmodel, das ich vorher drauf hatte, ein ganzes Stück höher ist. In Zahlen knapp 54 km/h jetzt im Vergleich zu etwa 50 km/h. Wohlgemerkt mit einem fabrikneuen Satz. Der Fairness halber sei erwähnt, dass die Bedingungen optimal waren, der Asphalt war deutlich wärmer als bei meinen Frühjahrsrunden mit dem anderen Reifen. Danach habe ich mal das Bremsen in der Kurve mehrfach provoziert und auch hier zeigt sich ein äußerst kontrollierbares Verhalten des Reifens. Angst vorm Abschmieren muss man kaum haben.
Der Reifen lässt sich absolut kontrollierbar hart abbremsen, die Blockiergrenze kommt ziemlich spät und kündigt sich auf den Punkt an.
Rollen tut der 4000 SII ebenfalls sehr gut. Ich habe kein Leistungsmessystem, aber rein subjektiv spürt man das schon. Den Abrollgeräuschen nach zu urteilen, müsste der Reifen über den Asphalt gleiten, nur ein ganz dezentes Sirren ist zu vernehmen. Anders in der Kurve, dort hört man den Reifen etwas mehr, was zunächst erschrecken kann. Es ist zwar dieses schmatzende, klebende Geräusch, aber für meinen Geschmack etwas zu laut. Das muss man wohl einfach ignorieren.
Test in Kombination mit Latex- und Gummischläuchen
Nachdem ich die Latexschläuche montiert hatte, war ich zunächst ziemlich enttäuscht. Ich hatte zunächst das Gefühl, dass der Reifen gar nicht vom Fleck will. Der Effekt war schon ziemlich stark spürbar. Ich habe mehrfach das Lagerspiel und die Leichtgängigkeit der Lager überprüft und konnte nichts feststellen. Trotzdem war es, als ob man durch Honig fahren würde. Das war für mich tatsächlich überraschend und unerklärlich, weil ich zuvor sowohl mit dem MTB als auch mit dem Rennrad sehr gute Erfahrungen mit Latexschläuchen gemacht habe, die den Rollwiderstand spürbar positiv beeinflusst haben. Zwischenzeitlich hatte ich sogar keine Lust mehr zu fahren. Ich bin dann aber doch dabei geblieben und nach ca. 300 km Fahrt müssen sich Reifen und Schläuche irgendwie miteinander abgefunden haben und es rollte auf einmal so wie es sein sollte. Der bremsende Eindruck war weg. Vielleicht lag es auch daran, dass der Reifen eine gewisse Einfahrzeit gebraucht hat, was ich aber bisher noch nie erlebt habe. Zumindest in diesem Maße nicht. Mittlerweile bin ich wieder begeistert von der Kombination, man spürt regelrecht, dass die jetzt nur noch vorwärts will. Auch griptechnisch kann die einiges. Kurven machen noch mehr Spaß und das ist das, worauf es ankommt.
Ein nochmaliges Aufziehen der Standard-Butyl-Schläuche zum Vergleich hat gezeigt, dass der Latexschlauch insgesamt ein etwas besseres Gesamtverhalten an den Tag legt. Vor allem bei gleichem Druck rollt er weicher ab, dadurch erhöhen sich Grip und Komfort. Der Rollwiderstand ist - würde ich sagen - einen Tick besser. In Zahlen kann ich das nicht ausdrücken, aber mental gibt einem das in gewissen Situationen das Gefühl, dass man das beste Material am Rad hat. Und das ist ja auch oft ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn es um Attacke geht.
Der Härtetest
Der Härtetest der Reifen kam dann im Schwarzwald. Die erste richtige Abfahrt war gleich ein Kracher: vom Hochblauen runter nach Badenweiler - 10,6 km bei durchschnittlich fast 8 % Gefälle. Wetter war gut, Asphalt ziemlich bescheiden.
Continental Grand Prix 4000S II
Nachdem ich fast vier Jahre nicht mehr da unten in der Ecke war, habe ich gemerkt, dass Bergabfahren immer wieder neu erlernt werden muss. Bei dem schlechten Belag ist es zudem unmöglich, auf der Ideallinie zu bleiben. Dreck und Schlaglöcher zwingen einen zum Ausweichen. Der Reifen hat seine Sache gut gemacht. Ich hab ihn noch nicht an seine Grenzen gebracht, aber in Kurven zwei Autos überholt. Nach dem zweiten Anstieg zum Kreuzweg auf 1079 m hat es angefangen, in Strömen zu regnen. Beste Testbedingungen
Unterm Strich kann ich den Reifen jedem ans Herz legen, der auf Geschwindigkeit steht.
also für die kurvige Abfahrt nach Neuenweg. Hier zeigt der Conti dann sein ganzes Potential. Die Nasshaftung ist fantastisch, selbst auf regennasser Fahrbahn kann man fast voll in die Kurven rein. Absolut genial. Ein paar Bremsversuche habe ich auch gemacht. Bei einer Vollbremsung bergab kann das Hinterrad natürlich schon mal blockieren, aber auch hier kündigt sich der Punkt ziemlich gut an. Das heißt, man erschrickt sich nicht und kann die Bremse vorher öffnen. Das Vorderrad ließ sich (natürlich bei niedriger Geschwindigkeit getestet) nicht zum Blockieren bzw. Abschmieren bringen. Vorher hob das Hinterrad ab.
Fazit
Unterm Strich kann ich den Reifen jedem ans Herz legen, der auf Geschwindigkeit steht. Sei es auf der Abfahrt oder in der Ebene. Tuning-Tipp: mit Talkumpuder (unserer Artikelnummer 31824) zwischen Schlauch und Reifen wird die Reibung zwischen Schlauch und Mantel noch weiter verringert, wodurch der Rollwiderstand nochmal runtergeht!
Aber auch für Fahrer, die etwas ängstlicher sind, ist der Reifen die erste Empfehlung. Durch die Haftung vermittelt er nicht nur ein Gefühl der Sicherheit, er bestätigt es auch.