Im Test: Garmin Vector 3
Der Maloja Pushbiker Hannes testete für uns die neuen Garmin Vector 3 Pedale bei der Revolution Series in Glasgow und berichtet von seinen Erfahrungen.
Über 10 Jahre ist es her, dass ich erste Erfahrungen mit Powermetern am Rad machen konnte. In der Nabe integriert oder an den abstrusesten Stellen montiert und mit Kabelbindern beinahe widerspenstig ans Rad gefesselt; Extramagnete an der Kurbel und in den Speichen waren Standard und trotzdem waren die Systeme teurer als mein damaliges Auto... ein Glück hat sich in den vergangenen Jahren richtig viel getan! Die Garmin Vector 3 entsprechen dem Stand der Technik und haben das bei der Revolution Series in Glasgow eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Das Garmin Vector Pedal am Bahnrad
So sieht die Übersicht der Leistungswerte in Garmin Connect aus
Unboxing, Facts & Figures
Schon auf der Eurobike 2017 war ich auf die neuen Garmin Vector 3 aufmerksam geworden, nicht aber weil das neue System so auffällig wäre. Genau das Gegenteil ist der Fall: das voll im Pedal integrierte Wattmesssystem überrascht durch seine Unauffälligkeit. Es finden sich keine Pods wie beim Vorgängermodell und auch keine überdimensionierten Lagerschalen oder Pedalkörper wie bei Systemlösungen anderer Anbieter.
Auch das selbst nachgemessene Gewicht von 323 g lässt nicht erahnen, zu was das neue Multitool von Garmin im Stande ist. Mit differenzierter Messung für das linke und rechte Bein, einem integrierten Trittfrequenzmesser und vor allem mit der Messung der Power Phase (bei welcher Kurbelstellung wird wie viel Kraft übertragen) und des Platform Center Offset (wo auf der Pedalachse wird wie viel Kraft übertragen) bieten die Pedale zuverlässige, hilfreiche und verlässliche Messwerte. Die Garmin eigene App Garmin Connect (vgl. Screenshot) veranschaulicht und vereinfacht die Auswertung der Aufzeichnungen.
Installation, Kopplung und Handling
Die Montage ist denkbar einfach, da sie der eines konventionellen Pedals entspricht. Die diffizile Einstellung des Tretwinkels, die noch beim Vector 2 nötig war, entfällt komplett. Die Kopplung mit der Garmin Headunit (hier Garmin Edge 1000) und dem Garmin Forerunner 935 erfolgt via ANT+. Mit dem Smartphone (IOS und ANDROID) kommunizieren die Garmin Pedale mittlerweile mit BLE (Bluetooth). Die Batterien (Typ LR44/SR44) sollen laut Herstellerangabe ihren Dienst bis zu 120 Stunden verrichten, wobei der Wechsel mit Hilfe eines 4 mm Innensechskantschlüssels im Zweifelsfall auch unterwegs an einer Tankstelle möglich sein sollte.
On The Run
Wie nun performen die Garmin Vector 3 Pedale im tatsächlichen Praxistest? Garmin selbst verspricht eine Messgenauigkeit von +/- 1 %. Das ist so präzise, dass es vermessen wäre das auf Basis subjektiver Fahreindrücke in Frage zu stellen. Ganz objektiv aber analysiert Golden Cheetah, dass auf den ersten 2000 Trainings- und Rennkilometern nicht ein Ausrutscher (eine unrealistisch hohe Maximalleistung beispielsweise) zu verzeichnen war. Auch im Betrieb am Straßenrad, bei dem ein QUARQ DZero verbaut ist, zeigte sich lediglich ein konstanter Unterschied von ein paar Watt in den Messwerten, was auf den unterschiedlichen Messpunkt zurückzuführen ist.
Hannes dückt kräftig in die Garmin Vector 3 Pedale
Persönliches Fazit und Empfehlung
Der Test erfolgte nicht ganz unvoreingenommen: Fast 20 Jahre Rennsport mit Shimano SPD-SL Pedalen hatten zu der Borniertheit geführt, dass es nur das eine wahre Pedalsystem geben kann. Auch mein aktueller QUARQ Powermeter hatte die letzten 20.000 km tadellos funktioniert. Die Offenheit für Neues verspricht dennoch handfeste Vorteile! Das Design baut extrem flach, das heißt die Schuhsohle kommt der Pedalachse so nahe wie bei einem üblichen Rennpedal, was der Kraftübertragung und Ergonomie zu Gute kommt. Das Pedalsystem überzeugt selbst im Renneinsatz auf der Bahn (mit schwarzen Look Cleats / 0° Grad Bewegungsfreiheit) mit Bombenhalt und die Messgenauigkeit scheint – soweit das jenseits von Laborbedingungen zu ermitteln ist – voll gegeben. Getoppt wird all das durch die Tatsache, dass die Pedale binnen weniger Minuten auf unterschiedlichen Rädern montiert werden können, ohne dass die Pedale neu ausgerichtet oder kalibriert werden müssten. Einfach dranschrauben, mit der Headunit verbinden, Kurbellänge einstellen und einen Zero Set durchführen: maximal 5 Minuten für den Wechsel!
Ich bin so von der Lösung überzeugt, dass ich das Testpedal gar nicht mehr zu den Jungs von bc zurückgeschickt habe, ich wollte es im Wettkampf auf der Bahn nicht mehr missen.