Im Test: Manitou Mattoc Pro 27,5" Federgabel
Die Manitou Mattoc Pro ist genau die Gabel nach der ich gesucht habe. Leicht, verspielt und vom Design her irgendwie anders. Zudem ist das rot wirklich eine Augenweide.
Die Saison 2014 ist vorbei und was bleibt ist die Erkenntnis, dass ich unbedingt abspecken muss um etwas mehr Leichtigkeit auf dem Trail zu finden. OK, das Problem ist also erkannt – das Gewicht. Nach einem kurzen Check der Personenwaage im Bad wird mir schnell klar dass nicht ich das Problem bin, sondern mein zweirädriger Begleiter. Sooo… nachdem ich jetzt also einen Grund gefunden habe eine Neuanschaffung zu rechtfertigen, muss ich mich bloß noch entscheiden welche Komponente ausgetauscht werden soll. Nachdem ich 2014 ständig das Gefühl hatte mit meinen 26“ Laufrädern ‚Old School‘ zu sein, fällt mein Fokus schnell auf die noch verbaute Lyrik RC2 DH an meinem Enduro. 650b heißt also das Schlagwort. Sofort habe ich Manitous Wiedereinsteiger im 160mm Segment, die Mattoc Pro, ins Visier genommen. Klar wäre eine Rock Shox Pike RCT3 in diesem Preissegment auch eine Überlegung wert, allerdings verspüre ich irgendwie das Bedürfnis mich etwas von der Masse abzuheben. Was wäre hier wohl passender als eine leuchtend rote Federgabel. Typisch für Manitou, die Gabelbrücke ist auf der entgegengesetzte Seite verbaut. Ein Gang in das Lager bestätigt meinen Wunsch nach einer knallroten Mattoc Pro. Also eintüten und mitnehmen.
Beginnen wir mal mit dem Fazit
Die Manitou Mattoc Pro ist genau die Gabel nach der ich gesucht habe. Leicht, verspielt und vom Design her irgendwie anders. Zudem ist das rot wirklich eine Augenweide. Die Performance der Gabel hat mich vollends überzeugt. Gerade die überragend gute Traktion vermittelt in jeder Fahrsituation ein gutes Gefühl und steigert sowohl den Spaß als auch den Speed.
Die Manitou Mattoc Pro bleibt definitiv mein Begleiter für die Saison 2015!
Die Fakten zur Manitou Mattoc Pro 27,5" Federgabel
Manitous Mattoc gibt es sowohl in der Pro- als auch in der Expertvariante für 26“ und 27,5“ Laufräder. Während das Casting bei beiden Laufradgrößen gleich ist, besteht der Unterschied nur im Offset der Gabelkrone. Die 650b Variante besitzt 3mm mehr Offset (Achsversatz) als das 26“ Pendant um den Unterschied der Laufradgrößen auszugleichen. Ein Wechsel der Laufradgröße ist bei der Mattoc, auch trotz des unterschiedlichen Offsets, jederzeit möglich. Einzige Einschränkung ist dabei der maximale Federweg von 160mm für die 650b Variante. Während die 26“ Variante auch mit 170mm gefahren werden kann, ist das bei der 27,5“ Mattoc nicht zu empfehlen/möglich. Durch den im Casting etwas höher bauenden 650b Reifen, kann es bei voll eingefederter Gabel zum Kontakt mit der Gabelkrone kommen, was zu schweren Unfällen führen kann.
Die Mattoc Pro kommt mit einem tapered Schaft und einer 7“ Postmount Aufnahme. Die Mindestscheibengröße beträgt also 180mm. Die Mattoc verfügt über die bereits aus der Dorado bekannte Luftfedereinheit. Extern einstellbar sind Luftdruck, Zugstufe, Low- und Highspeed Druckstufe sowie der hydraulische Durchschlagsschutz (Hydraulic Bottom Out). Das Laufrad wird durch Manitous HexLock 15mm Steckachse am rechten Platz gehalten.
Manitou Mattoc, Low und Highspeed Druckstufeneinstellung
hexlock 15mm Schnellspannachse
Manitou Mattic an der Waage: 1900g
Montage der Mattoc
Also Gabel auspacken und den neuen Wegbegleiter erst einmal genau begutachten. Die Lackqualität wirkt sehr hochwertig und auch die Aufkleber sind sauber angebracht. Die Einstellknöpfe sind gut bedienbar und geben spürbare Rückmeldung.
OK, genug gespielt. Vor dem Einbau noch schnell an die Waage hängen. Manitou gibt die Mattoc Pro mit 1877g an. Gemessen habe ich mit ungekürztem Gabelschaft genau 1900g. Die paar Gramm Abweichung kann ich verkraften. Schließlich beträgt die Gewichtsersparnis zu meiner Lyrik RC2 DH mehr als 300g. Also schnell den Gabelschaft kürzen, Kralle ein- und Konus aufschlagen und ab damit in den Rahmen. Vor der Laufradmontage noch schnell mit Manitous HexLock Steckachse vertraut machen. Diese verfolgt einen gänzlich anderen Ansatz als ihre Mitbewerber. Die HexLock Steckachse muss nämlich nicht im Casting verschraubt werden. Die Achse muss lediglich in einer bestimmten Position (ist auf der Achse gekennzeichnet) in die Ausfallenden eingeführt werden. Anschließend muss der Hebel um 90° gedreht werden. Mit dem Spannen des Hebels wird dann der Bolzen am Ende der Achse mit dem Ausfallende verspannt und somit gesichert. Nach ein paar Versuchen habe ich den Dreh raus und das anfänglich hakelig wirkende System bereitet mir Freude. Die Steckachse von Manitou dürfte, mit ein wenig Übung, das wohl schnellste System am Markt sein.
David schlägt den Gabelkonus auf.
David stellt das Grundsetup an seiner Manitou Mattoc ein
Aufgrund der Jahreszeit noch schnell einen bike-components Mudcatcher anbringen und dann kann es auch schon losgehen. Jaaaaa… ganz so schnell geht das dann wohl doch nicht. Mit der Brücke auf der Rückseite des Castings müssen zunächst ein paar neue Löcher in den Mudcatcher gebohrt werden. OK, gesagt – getan. Kabelbinder angebracht, festgezurrt und fertig. Oder auch nicht! Denn irgendwie schleift hier alles. Das Problem ist schnell erkannt: Der auf einer FlowEX verbaute Onza Ibex in 2.4 hat einfach nicht genug Platz unter dem Mudcatcher. Aufgrund der fehlenden Gabelbrücke vor dem Casting, geht der Mudcatcher einfach ein Stück zu weit auseinander und kann so nicht die gewünschte rundliche Form annehmen. Ein Blick durch die Werkstatt genügt und ich habe das passende Werkzeug, um diesem Problem zu begegnen, schon im Auge. Ein Heißluftfön wird’s schon richten. Also den Mudcatcher auf ein rundliches Stück Holz gespannt und dann mit heißer Luft bearbeitet. Das Ergebnis ist nicht unbedingt das Schönste, aber immerhin schleift jetzt nichts mehr. Eine Version 2.0, mit etwas mehr Feingefühl wird noch folgen um den optischen Ansprüchen zu genügen.
David stellt das Lagerspiel ein.
Davids Bike mit neu montierter Manitou Mattoc, angelehnt an einem Monatgeständer
Setup
Ein passendes Grundsetup zu finden ist bei der Mattoc ganz leicht. Auf dem Casting sind die Luftdrücke für verschiedene Fahrergewichtsklassen aufgeklebt. Zudem schlägt Manitou selbst ein Grundsetup für verschiedene Einsatzbereiche vor (All Mountain, Enduro, Flow Trail). Da ich meinen Einsatzbereich mit Enduro und Bikepark besuchen beschreiben kann, entscheide ich mich für das Enduro Setup. Wichtig ist, dass die Angaben von Manitou von komplett geschlossen zu verstehen sind. 9 Klicks Rebound bedeutet dann eben 9 Klicks offen (also von geschlossen gezählt). Manitou gibt bei der Mattoc eine Einfahrzeit von 20 Stunden an. Das anfänglich gewählte Setup sollte daher nach der Einfahrzeit nochmals überprüft werden. Ich fahre die Gabel mit folgenden Einstellungen:
- Luftdruck: ca. 65 PSI (bei 82 Kg fahrfertig und mit Rock Shox Federgabelpumpe)
- Zugstufe: 7 Klicks
- Lowspeed Druckstufe: 3 Klicks
- Highspeed Druckstufe: 4 Klicks
- Hydraulic Bottom Out: 3 Klicks
David stellt das Grundsetup an seiner Manitou Mattoc ein
Manitou Mattoc Zugstufe
Manitou Mattoc Standrohr mit Federwegsgummi
Die erste Ausfahrt
Die erste Ausfahrt findet Anfang Januar auf den nassen, heimischen Trails in Aachen statt. Das Gelände ist also bekannt - ideale Voraussetzungen um die Gabel direkt mit ihrem Vorgänger vergleichen zu können. Schon nach den ersten Metern wird klar, dass die Mattoc Pro sehr gut anspricht und sehr feinfühlig arbeitet. Wurzeln und Unebenheiten werden gut ausgebügelt, nicht aber ohne ein entsprechendes Feedback an die Einsatzzentrale zurückzugeben. Das gefällt mir gut, denn die Gabel vermittelt so ein sehr lebendiges Gefühl und zwingt zum aktiven Fahren. Noch besser gefällt mir allerdings der enorme Zuwachs an Traktion. Dank der hervorragend arbeitenden Zugstufe klebt die Mattoc förmlich am Boden und vermittelt unheimlich viel Sicherheit. Ob dieser Zuwachs an Traktion jetzt einzig und allein der Gabel zuzuschreiben ist, lass ich jetzt mal dahingestellt. Schließlich hat der Wechsel zu 650b auch ein anderes Laufrad und auch gleich einen anderen Reifen an das Fahrrad gebracht. Gerade das Plus an Kurvengrip ist mit Sicherheit zum Teil auf die wirklich guten Seitenstollen des Onza Ibex zurückzuführen. Die gesamte erste Ausfahrt bestreite ich mit einem bis über beide Ohren großen Lächeln.
Die nächste Ausfahrt führt mich und meinen neuen roten Begleiter in die Eifel. Da ich auch diese Trails kenne, und nicht so sehr auf die Linienwahl achten muss bleibt auch etwas Zeit um am Setup der Mattoc Pro etwas zu spielen. Die Veränderungen sind mit jedem Klick deutlich spürbar. Einziger Wermutstropfen ist die doch etwas grob gerasterte Lowspeed Druckstufe. Ansonsten gibt es hier nichts zu bemängeln.
Auch im heimischen Bikepark macht die Mattoc Pro eine gute Figur. Mit etwas größeren Drops und komplett geöffnetem Hydraulic Bottom Out (HBO) wird nun auch endlich der gesamte Federweg der Gabel genutzt. Das HBO ist ein hydraulischer Durchschlagschutz, welcher die Dämpfung in den letzten 3 cm des Federwegs beeinflusst und mehr Progression gibt. Gerade wenn die Mattoc auch den einen oder anderen Bikeparkbesuch miterleben soll, ist das HBO ein nützliches Feature. In Sachen Steifigkeit konnte ich bisher auch keine großen Einbußen gegenüber meiner Lyrik feststellen.
David testet die Manitou Mattoc auf Herz und Nieren
Auffälligkeiten/Schwächen
Da die Manitou Mattoc Pro sowohl eine positive also auch negative Luftkammer besitzt, ist es erforderlich den Luftdruck mehrmals anzupassen/zu prüfen. Über das am Casting befindliche Ventil wird nämlich zunächst nur die Positivkammer mit Luft befüllt. Nach dem Entfernen der Gabelpumpe muss die Gabel eingefedert werden, damit ein Ausgleich zwischen den beiden Kammern entsteht. Daher ist es im Anschluss erforderlich die Pumpe erneut anzusetzen und ggf. den Luftdruck erneut anzupassen.
Nach einem knappen Monat in Benutzung ist mir aufgefallen dass die Gabel etwas an Federweg verloren hat. Das Ansetzen eines Zollstocks bestätigt meinen Eindruck. Ein knapper Zentimeter ist mir innerhalb dieses Monats verloren gegangen. Das Problem dürfte vielen Besitzern einer Manitou Dorado schon bekannt sein. Offenbar funktioniert hier der Ausgleich zwischen den beiden Luftkammern nicht immer perfekt. Das Problem kann aber schnell behoben werden, indem die Gabel mit aufgeschraubter Pumpe einfach mal auseinandergezogen wird.