Im Test: ORTLIEB GeDicht des Monats – E-Glow, L...
Licht und Lenkertasche, das waren bis dato getrennte Zubehörteile. Ortlieb hat sie vereint. Und macht Radfahren in der Stadt so deutlich sicherer.
Stell dir vor, Danny MacAskill wäre ein Banker – dann würde er wahrscheinlich mit diesem besonderen Ortlieb-Klassiker zur Arbeit biken…
Danny MacAskill hat vermutlich ähnlich viele Tricks drauf, wie es Varianten von Ortliebs Klassiker, dem Back-Roller, gibt. Das ungefähr gleiche Alter teilen der 33-jährige Schotte und der fränkische Hydrophobiker auch: 1987 ging der Back-Roller in Serie – und eroberte von Nürnberg aus die Welt. Ihn als VW Golf der Bike-Taschen zu bezeichnen, wäre untertrieben. Wenn du auf einer Schotterstraße irgendwo in Patagonien, Schottland oder Laos einen Trekking-Biker triffst, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Back-Roller am Gepäckträger fixiert hat, irgendwo zwischen 98 und 99 Prozent. Das ist nicht langweilig oder mainstream, sondern einfach das Ergebnis eines konkurrenzlos guten Produkts, das in seiner Einfachheit ebenso besticht, wie in seiner Zuverlässigkeit und Robustheit. Ich bin mir sicher: Wenn Danny MacAskill seine Profi-Karriere an den Nagel hängen und einer „seriösen“ Profession – zum Beispiel Bankkaufmann – nachgehen würde, er würde mit dem Back-Roller zur Arbeit bike-pendeln. Passenderweise hat Ortlieb eine Variante auf den Markt gebracht, die jedem Stil- und Style-Bedürfnis mehr als gerecht wird: der Back-Roller Urban.
Der „Urban“ ist der – sorry für die Wortwahl – geilere Bruder des Dauerbrenners „Classic“, farblich wie haptisch. Das Material ist ein Augen- und Fingerschmaus für alle Freunde des gepflegt cleanen Looks. Anders als die glatten und toughen LKW-Planen-Oberflächen des „normalen“ Back-Rollers, gleicht die textile Anmutung des Cordura-Baumwoll-Mischgewebes der Urban-Variante einem fein gestrickten Merinowoll-Pulli im Vergleich zu einem Friesennerz – nur dass der Urban im Gegensatz zu Strickwaren ebenso wasser- und staubdicht ist wie sein Classic-Pendant. Für die Fakten-Freaks: Schutzklasse IP 64, geschützt gegen Spritzwasser aus allen Richtungen. Gut, von einem Taucher mit Back-Roller an seinem Unterwasser-Bike habe ich noch nichts gehört, aber um es klar definiert zu haben, sind Laptop & Co. gegen jede Art von Land-Nässe bestens geschützt. Immer wieder schlagen mir – wenn ich mit dem Urban unterwegs bin – ungläubige Kommentare entgegen: „Das Material soll wirklich wasserdicht sein? Sieht aus wie ganz normaler Webstoff.“ Die textile Oberfläche verdankt der Back-Roller Urban einer ausschließlich innenseitigen Beschichtung mit Polyurethan (PU). Dadurch wird das Material komplett wasserdicht – so sehr, dass es eine 100 Meter hohe Wassersäule (100.000 mm) bräuchte, um es in puncto Feuchtigkeitsdurchlass in die Knie zu zwingen. Selbst ein südostasiatischer Monsunregen dürfte da an seine Grenzen stoßen. Durch den Cordura-Anteil – ein extrem robuster und abriebfester Kunststoff – im Gewebe wird diese Fahrradtasche seinen Besitzer eher Jahrzehnte als Jahre begleiten, also Augen auf bei der Farbwahl. Die ist aber zum Glück so zeitlos aber dennoch zurückhaltend edel besetzt, dass das Risiko eines klassischen Farb-Overkills überschaubar ist.
Wer also bereits einige Euros in ein stilbewusstes City-Bike investiert hat, sollte sich diese Taschen-Variante vielleicht näher ansehen. Warum eine Style-Perle nicht auch durch Zubehör zum Gesamtkunstwerk aufwerten? Apropos Perlen: Die Außenseite des Back-Roller Urban ist mit einer dauerhaften Imprägnierung ausgerüstet. Das verhindert, dass sich der Stoff mit Feuchtigkeit vollsaugt und lässt die Regentropfen sauber abperlen. Um Missverständnisse zu vermeiden: Das hat nichts mit der hundertprozentigen Wasserdichtigkeit des Materials zu tun, das ist durch die oben beschriebene PU-Beschichtung dauerhaft sichergestellt. Es geht „lediglich“ um das Abperlen von Nässe und das Verhindern von zusätzlichem Gewicht durch vollgesogene Baumwollfäden im Gewebe.
Die Außenseite des Gewebes ist dauerhaft wasserabweisend imprägniert, damit sich dich Baumwollanteile nicht mit Nässe vollsaugen und somit Gewicht aufnehmen. So perlen Wassertropfen sauber ab.
Das Verschließen des Back-Rollers ist kinderleicht und kann auf zwei Wegen erfolgen: Entweder klassisch wie bei einem Drybag, also einrollen und Schnallen schließen. Oder den mitgelieferten Abspanngurt einseitig einklicken, einrollen, am anderen einklicken, dann im Niederzughaken am unteren Taschenende einhängen und – je nach Füllmenge – kürzen oder verlängern. Achtung: Das einmalige Umschlagen der Öffnung hält zwar die Ladung einigermaßen beisammen, aber zur Erreichung des Schutzgrades IP64 (6x = staubdicht, x4 = spritzwasserfest aus allen Richtungen) muss der Verschluss drei- bis viermal eingerollt und nach unten abgespannt werden. Mehr als neun Milchtüten (= neun Kilo) sollte die maximale Zuladung pro Tasche nicht sein – sagt Ortlieb.
Den Gepäckträger, auf den der Back-Roller nicht passt, gibt es eigentlich nicht. Zwei Halterungslösungen bietet Ortlieb dafür an: QL2.1 und QL3.1. QL steht dabei für „Quick-Lock“, sprich das maximal unkomplizierte, schnelle und trotzdem sichere Ein- und Aushängen der Back-Roller Taschen. QL2.1 arbeitet mit Grundhaken mit Gegensicherung, die durch Anheben einer Grifflasche den Weg zum Einhängen auf dem Gepäckträger freigeben und beim Loslassen wieder einrasten. 16 mm Gestängedurchmesser sind standardmäßig verbaut, im Lieferumfang sind zusätzlich Reduziereinsätze für 8, 10 und 12 mm enthalten. Für ganz mächtige Röhrchen – z.B. bei den Gepäckträgern einiger E-Bikes – kann auch auf 20 mm Haken mit Griff umgerüstet werden.
Ist der Back-Roller nicht am Rad, wird der Abspanngurt, der die Tasche am Bike geschlossen hält, kurzerhand zum Schultergurt. Wer das sehr regelmäßig macht und dabei auch weitere Strecken zu Fuß zurücklegt – auf dem Weg ins Büro oder beim Einkaufen – für den dürfte das alternative Halterungssystem QL3.1 interessant sein. Der Vorteil: Im Gegensatz zum QL2.1 stehen beim QL3.1 keine Haken hervor, was sich beim Tragen an der eigenen Hüfte und derer deiner Mitmenschen angenehm bemerkbar macht. Dafür wird ein spezielles Montageset QL3.1, also eine Art Aufnahmeadapter, dauerhaft am Gepäckträger befestigt. Zum Anhängen wird die Tasche am unteren Aufnahmepunkt eingehängt und oben einfach seitlich von links nach rechts in das Verschlusssystem eingeschoben.
Beim Verschlusssystem QL3.1 wird der Back-Roller am unteren Aufnahmepunkt aufgesetzt und dann seitlich in die Halterungen eingeschoben, bis es hörbar einrastet. Dadurch fallen die Grundhaken wie beim System QL2.1 weg, was das Tragen etwas angenehmer macht
…brauchst Du dafür an Deinem Gepäckträger das Montageset für den QL3.1-Verschluss, das permanent an Deinem Bike fixiert ist.
Beim Innenleben unterscheidet sich der Back-Roller Urban nicht von seinen Classic-Kollegen: Eine fest montierte Innentasche nimmt in einem Einschubfach und in einer Reißverschluss-Netztasche Dinge wie Schlüssel, Geldbeutel und Unterlagen auf. Und ganz ehrlich: Mehr braucht es dort meiner Meinung nach auch nicht.
Dazu hat Obertüftler Hartmut Ortlieb, der den Back-Roller vor über 30 Jahren erfunden hat, noch einige feine Accessoires entwickelt. Wem der Schultergurt im Dauereinsatz zu unbequem ist oder wer seine Radtasche in einen wasserdichten Wander- oder City-Rucksack umbauen möchte, kann seinen Back-Roller – wie auch fast jede andere Bike-Tasche von Ortlieb – mit einem optionalen Rückentragesystem pimpen. Und diejenigen, die ihre Radtaschen mit QL2.1-Halterung dauerhaft oder temporär am Bike belassen und sich trotzdem weiterhin an ihrem Besitz erfreuen möchten, denen sei die QL2/Ql2.1-Diebstahlsicherung empfohlen.
Vielleicht gibt es ja irgendwann eine Neuauflage von Danny MacAskills Way Back Home – als Banker, mit Back-Roller Urban.
20 Liter Ladevolumen pro Tasche. Platz für zwei große DIN A4 Ordner, plus Jacke, weitere Unterlagen und vieles mehr.
Kleinigkeiten und Dinge mit Verlustpotenzial landen am besten in der Netztasche mit Reißverschluss.
Ein echter Edel-Klassiker für City-Biker und Fahrrad-Pendler mit dem Faible fürs gewisse Etwas und der Gewissheit, dass die sieben Sachen zu hundert Prozent vor den Elementen geschützt sind.