Im Test: ORTLIEB GeDicht des Monats – E-Glow, L...
Licht und Lenkertasche, das waren bis dato getrennte Zubehörteile. Ortlieb hat sie vereint. Und macht Radfahren in der Stadt so deutlich sicherer.
Die Lenkertasche ist quasi die Handtasche fürs Radfahren. „Ultimate“ heißt Ortliebs Lösung. Stimmt das?
„Ultimate“ – das klingt nicht gerade bescheiden, wenn es um die Betitelung eines Produktes geht. Allerdings, in Zeiten von Modell-Beinamen wie Ultra-, Giga-, Super- und Mega-XY sind wir in puncto wörtliche Superlative und Hersteller-Selbstbewusstsein einiges gewohnt. Umso besser, wenn sich ein Ausrüstungsgegenstand dann auch getrost mit dieser Bezeichnung schmücken darf. Denn die Ultimate Lenkertaschen-Serie von ORTLIEB hat relativ wenig echte Konkurrenz. Allein die ORTLIEB Standards – wasserdicht, Made in Germany, höchste Material- und Verarbeitungsqualität – sind in der Regel bereits Garanten für viel Freude mit dem Produkt. Die unkomplizierte Handhabung in Kombination mit viel erlebbarem Entwickler-Herzblut machen die Ultimate-Serie unserer Ansicht nach aber zu einem Must-Have für all diejenigen, die kurz, länger oder sehr lange auf dem Touren-, Trekking- oder City-Bike sitzen.
Die Modellvariante ORTLIEB Ultimate6 Plus passt an nahezu jeden Lenker und ist aus sehr robustem PU-beschichteten Cordura-Gewebe gefertigt.
Die Pro-Version ist aus dem gleichen Material, aber u.a. mit einem großen Sichtfenster für z.B. Navigation via Smartphone oder Tablet ausgestattet.
Sieben Modellvarianten in jeweils unterschiedlichen Größen und Farben, von der kinderrad-tauglichen Kompaktversion bis zur speziellen Tasche mit integrierter Stromladefunktion – ganz ehrlich, mehr Auswahl braucht der Unternehmungslenker nicht. Je nachdem verbaut ORTLIEB PVC-beschichtetes Polyester-Gewebe oder mit Polyurethan (PU) beschichteten Cordura-Stoff. In den bc-Test haben wir dieses Mal die Modelle Ultimate6 Plus und Ultimate6 Pro genommen. Beide sind aus besagtem Cordura, einem extrem robusten und abriebfesten Nylon-Gewebe, in den heiligen Ortlieb-Hallen in Heilsbronn gefertigt. „Gefertigt“ heißt: Die einzelnen Stoffteile werden im Hochfrequenzverfahren miteinander verschweißt. Dabei werden die Enden zweier Stücke – einfach formuliert – kurzzeitig aufgeweicht und dann unter Druck quasi miteinander verschmolzen. Die daraus entstandene Verbindung ist unglaublich robust. Das Cordura-Gewebe ist mit Polyurethan beschichtet, das macht es dauerhaft zu 100 Prozent wasserdicht. Apropos 100: Die Wassersäule, die es bräuchte, um diesen Stoff zu durchdringen, liegt bei 100.000 Millimeter, sprich 100 Meter. Unwahrscheinlich, dass dieser Wert jemals auf einer Radtour oberhalb der Wasserlinie auftritt.
Zum Schwimmen sind die Ultimate-Taschen ohnehin nicht gemacht, ihr Deckelverschluss, der mit Hilfe zweier Magnetknöpfe satt und verlässlich fest sitzt, erlaubt „nur“ die Schutzklasse IP54: weitgehend staubdicht und dicht gegen Spritzwasser aus allen Richtungen. Letzteres inkludiert – nach unserem Verständnis – jede Form von im Bike-Alltag auftretenden Nässe-Vorkommen. Das Geniale an der Deckelkonstruktion ist die ganz simple Einhand-Bedienung: ein kurzer Ruck an der mittigen Fingerschlaufe – und schon geben die Magnete den Weg ins Hauptfach frei. Schließen: Vice versa, bis das deutlich hörbare „Ansaugen“ der beiden Magnetknöpfe erklingt.
In dem Modell Ultimate6 Pro und der 5-Liter-Variante Ultimate6 Plus S ist die Deckeloberseite zugleich Cockpit: Unter einer transparenten Folie liegt ein von innen zugängliches Einschubfach für Smartphone, Tablet oder – oldschool – Papierkarte. Absolut empfehlenswert für längere Touren auf unbekannten Routen oder dem sehnsüchtigen Warten auf DEN einen Anruf oder DIE wichtige Mail.
Apropos schließen: Alle Ultimate-Taschen können via Schloss an der Lenkerhalterung abgesperrt werden. Das hat zwei Vorteile: Zum einen kann man sein Rad mal kurz mit der angebrachten Tasche stehenlassen, zum anderen können – z.B. im Pulk an der Ampel wartend – Langfinger nicht mal eben den Deckel aufreißen und Geldbörse, Handy oder Kamera entwenden. Alle ORTLIEB Ultimate6 Taschen sind übrigens mit dem Montageset Ultimate6 kompatibel, vor allem für Vielfahrer oder Nachrüster eine feine Sache. Der Adapter selbst wird bei der Erstinstallation mit einer ummantelten Stahlschnur mehrfach um Lenker und Vorbau gewickelt, satt festgezurrt und mit drei Schrauben fixiert. Deshalb sollte die Maximallast von 5 Kilogramm auch nicht überschritten werden. Und vom Anbringen an Carbon-Lenkern sei tunlichst abgeraten, um das Risiko eines potentiellen Bruchs auszuschließen.
Im Inneren warten bei der Ultimate6 Plus wahlweise 5, 7 oder 8,5 Liter, bei der Ultimate6 Pro 7 Liter darauf, mit Inhalt befüllt zu werden. Für die bessere Organisation gibt ORTLIEB „Raumteiler“ dazu – bei der Plus-Version ein wellenförmiger Schaumstoff für drei Unterteilungen, die Pro-Version etwas präziser mit Klettverschluss-Trennwänden. Die Hausschlüssel können in einen speziellen Clip eingehängt werden, Kleinkram „verschwindet“ in der seitlichen Reißverschlusstasche. Seitliche (Plus-Version) bzw. frontale (Pro-Version) Netztaschen bieten zusätzlichen Stauraum – für Riegel, Sonnencreme, Karten…
Praktisch im Alltag wie auch auf Reisen ist die Schulterträger-Funktion: Bike parken, Trägerriemen an den seitlichen Halterungen einklicken, Lenkertasche abnehmen – fertig ist die Schultertasche mit allen Wertsachen. Vorsicht: Der Schulterriemen sollte während der Fahrt unbedingt im Hauptfach verstaut werden, ein Baumeln in die Speichen könnte sonst zur ungewollten Vollbremsung führen.
Natürlich lässt sich Gutes noch besser machen. Ortlieb hat eine ganze Reihe an sinnvollem Ultimate-Zubehör entwickelt: Zum Beispiel der Lenkeraufsatz für alles, was durch die Lenkertasche verdeckt würde, aber dringend oder gerne an selbigen gehört: Bike-Lampe, Navi-Halterung, E-Bike-Display, Espressomaschine… E-Biker, die es gerne etwas dezenter möchten, greifen zum speziellen E-Bike Montageset. Oder der Kamera-Einsatz aus Schaumstoff, der aus der ultimativen Lenkertasche schnell die ultimative Fototasche macht. Oder den formstabilen Einsatz aus Polypropylen für den Transport von sensiblen Elektrogeräten oder rohen Eiern. Oder die wasserdichte Kartentasche, die im Handumdrehen auf die Ultimate gespannt ist und den Weg weist. Oder eine Verlängerung falls der Platz direkt vorm Lenker zu knapp wird.
Und zum Schluss noch ein ultimativer Tipp für alle Biker, die mit Nabendynamo unterwegs sind: Schaut Euch den Ultimate6 Pro E an. Mit dieser Spezialausführung der Pro-Variante könnt ihr den Strom für euer Smartphone und damit endlose Navigation selbst produzieren.
Fakten-Check ORTLIEB Ultimate6 Plus:
Fazit:
Quadratisch (fast), praktisch, sehr, sehr gut. Mit der Ultimate Lenkertaschen-Serie hat Ortlieb einen – natürlich wasserdichten – Klassiker im Programm, der auf keiner kurzen bis sehr langen Tour mit dem Touren- oder City-Rad fehlen sollte.