Im Test: Wahoo Kickr Power Trainer
Chrisi hat für euch den Wahoo Kickr Rollentrainer getestet und war überrascht, wie gut die Apps funktionieren und realistisch sich das Fahren anfühlt.
Es ist November 2014, draußen sind es geschmeidige 18°C. Ein Hauch von Frühling liegt in der Luft. Ich könnte mich jetzt auch schön kurz/kurz über die knackigen Hügel des Mergellandes scheuchen. Aber egal, die Fenster des Zimmers hatte ich in weiser Voraussicht schon bis zum Anschlag aufgerissen. Trotzdem verbinden sich Salzkrusten auf Oberrohr und Vorbau zu einem weiß-grauen Kunstwerk. Ein Rinnsal aus Schweiß folgt den Unebenheiten des Laminatbodens. Das Handtuch ist reif für den Sondermüll. Es riecht streng -Test beendet!
Meine erste „Ausfahrt“ mit der Wahoo Kickr Trainingsrolle
Die erste Trainingseinheit beginnt schon damit den Kickr samt Verpackung und Zubehör ins Auto zu wuchten, um ihn anschließend, zuhause angekommen, wieder aus dem Kofferraum zu hebeln. Schöne Grüße an diejenigen, die jetzt vor ihrer Wohnung stehen und in den vierten Stock müssen. Denn die haben das erste Trainingsintervall jetzt schon vor sich. Zum Glück wohne ich Parterre.
Der Platz im „Trainingszimmer“ war schon geschaffen. Das Rad, in meinem Fall ein Rennrad, steht nervös bereit. Also los. Karton auf, Rolle raus. Eine alte Shimano 10-fach Kassette aus dem scheinbar unerschöpflichen Restbestand meines Kellers ist schnell montiert. Hierfür benötigt man einen Kassettenabnehmer wie z.B. den Shimano TL-LR15, welcher dem Lieferumfang nicht beiliegt. Für die Anpassung an die verschiedenen Einbaubreiten (RR: 130mm und MTB: 135mm) liegen entsprechende Adapter bei. Diese werden werkzeugfrei montiert, um anschließend den ebenfalls beiliegenden Schnellspanner durchzuschieben.
Da der Kickr zu allen gängigen Laufradgrößen kompatibel ist, muss ich ihn jetzt noch auf 28“ einstellen. Wobei es hier im Wesentlichen darum geht dass das Rad gerade steht. Auch das geht ohne Probleme und ist schnell gemacht.
Nun muss die Rolle an den vorgesehenen Platz gestellt und mit Hilfe der höhenverstellbaren Füße an mögliche Unebenheiten des Bodens wackelfrei angepasst werden. Zu bedenken ist, dass die Rolle mit 230V betrieben wird, es sollte also eine Steckdose in der Nähe sein! Und, da leider keine Lenkerhalterung für die Vielzahl an kompatiblen Smartphones bzw. Tablets beiliegt, habe ich die Rolle so platziert, dass ich mein iPhone vor mir auf einer Kommode ablegen und während des Trainings bedienen kann. Hier sollte man auf jeden Fall noch ein wenig in eine entsprechende Lenkerhalterung investieren.
Hat der Kickr seinen Platz gefunden, kann das Rad drauf. Schnellspanner fest -fertig. Ok, fast fertig stelle ich beim ersten Schnelltest fest. Damit auch während des Trainings auf der Rolle die Schaltvorgänge gewohnt geschmeidig ablaufen, muss ich meine Schaltung hinten ein wenig nachjustieren. Jetzt aber fertig!
Bevor es nun endgültig losgehen kann, muss man sich noch eine oder mehrere kompatible Trainings- Apps herunterladen. Die Auswahl ist jetzt schon recht groß. Ich hatte mich schon im Vorfeld für die folgenden zwei Apps entschieden: „Wahoo Fitness“ und „Kinomap Trainer“. Beide fand ich kostenlos im Apple App Store. Die Installation verlief problemlos und nach der Eingabe einiger meiner relevanten „Körperdaten“ war die Einrichtung so weit abgeschlossen.
Das Training mit der Wahoo Trainings-App
Wahoo App
Kinomap Trainer
Als Erstes testete ich den Kickr mit der dazugehörigen Wahoo Fitness App. Der beiliegende Trittfrequenz Sensor und der Kickr selber waren schnell per Bluetooth mit der App verbunden. Auch der Bluetooth Herzfrequenzsensor machte bei der Kopplung mit dem iPhone keinerlei Probleme. Hier habe ich zum Test einen zweiten Brustgurt angelegt, der mit meinem Garmin verbunden war. Beide Geräte zeigten gleiche Werte. Auch Verbindungen mit Ant+ sind möglich. Konnte ich jedoch nur mit dem iPhone 4s testen.
Zur Info, ich habe alles mit drei verschiedenen Evolutionsstufen des iPhones getestet (dem 4er, 4s und 6. Auch mein antiquiertes iPad 1 habe ich getestet. iPad und iPhone 4 waren leider schon zu alt da klappte schon die Kopplung nicht. Das 4s und das 6er hingegen liefen einwandfrei.
Das Gesamtsystem war jetzt so weit vorbereitet. Dem Rad merkte ich die Nervosität schon an. Es konnte, nein es musste also losgehen. Noch schnell in die entsprechende Radsportbekleidung springen, man könnte ja gesehen werden, Handtuch an den Lenker, Trinkflasche in den Halter und los....
Das Training mit der Wahoo Fitness App startet auf „Knopfdruck“. Trittfrequenz und Puls werden angezeigt und über das Display meines iPhones kann ich während des Trainings die Leistung der Rolle steuern. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, Steigungen bzw. Gefälle sowie Windgeschwindigkeiten zu simulieren. Ca. 30 Minuten habe ich, gesteuert durch die Wahoo Fitness App, getreten. Mal sitzend mit hoher Leistung, mal im Wiegetritt und dann wieder sitzend mit hoher Trittfrequenz. Die über das iPhone steuerbaren Wechsel zwischen den Leistungsstufen werden von der Rolle sehr schnell umgesetzt. Sehr erfreulich war die Erkenntnis, dass die Geräuschentwicklung sehr gering ist. Nicht zu vergleichen mit den, ich nenn sie mal „Anpressrollen“, bei denen der Hinterradreifen gegen eine Walze gepresst wird. Auch das „Fahrgefühl“ war sehr angenehm. Ich will nicht sagen, dass es realistisch ist, aber es geht schon deutlich in die Richtung! Auch positiv aufgefallen ist mir, dass der Trainer im Wiegetritt sehr stabil steht. Vorausgesetzt natürlich man hat beim Aufstellen darauf geachtet, dass alle Füße Kontakt zum Boden haben.
Wahoo Kickr Power Trainer
Wahoo Kickr Power Trainer
Weiter trainiert mit der Kinomap Trainer App
Schön warm gefahren geht’s nun an den nächsten Test mit der zweiten App, „Kinomap Trainer“. Diese App finde ich sehr interessant. Hier hat man die Möglichkeit, Real Life Videos, die man selber erzeugt hat (hierzu benötigt man die ebenfalls kostenfreie App „Kinomap Maker“), oder Trainingseinheiten anderer User nachzufahren. Natürlich wird auch dabei die Leistung des Kickrs durch die App gesteuert, so wie sie zuvor mit der „Kinomap Maker“ App erfasst worden ist. Parallel läuft das Video, welches beim Erfassen der Einheit aufgezeichnet wurde. Das muss ich sagen, ist eine wirklich tolle Sache! Auch hier müssen vor Beginn des Trainings erst mal alle Sensoren mit der Software gekoppelt werden. Ist das erledigt, kann es losgehen.
Als Teststrecke wählte ich ein Trainingsvideo aus dem Bereich der Demo Videos. Ein Rennen irgendwo in Tokyo. Dieses Real Life Video ist mit einer Länge von 14Km und einer durchschnittlichen Steigung von 2% angegeben.
Ist das Rennen gestartet, geht’s auch schon direkt zur Sache. Man fährt in einem Pulk los. Überholt und wird überholt (ganz so, wie es dem Sportler bei der Aufzeichnung dieser Einheit ergangen ist). Steigungen und Gefälle werden frühzeitig im Display angezeigt. Der Kickr wird automatisch auf die entsprechende Leistung umgestellt. Ich brauche nix zu machen, nur treten. Herz- und Trittfrequenz habe ich ebenfalls immer im Blick. Alles läuft vollautomatisch durch die App gesteuert und bis auf ein - zwei Ruckler bei der Wiedergabe des Videos auch tadellos. Jetzt kann man sich voll und ganz aufs „Rennen“ konzentrieren. Anstiege tun weh, die Schenkel brennen. Der Schweiß tropft aus allen Poren. Das Handtuch am Lenker erreicht den Grad der Sättigung. Wo ist eigentlich der Bluetooth gesteuerte Ventilator, der mir mit zunehmender Geschwindigkeit mehr Fahrtwind ins Gesicht bläst, denke ich mir zu diesem Zeitpunkt. Aber zum Glück rollt es dann bergab wieder wie von selbst, Leistung des Kickrs gleich null, locker rollen und sich auf den nächsten Anstieg freuen. Feine Sache, wenn man sich gerne quält. Erholungsphasen folgen auf Anstiege und andersrum. Alles schön zu verfolgen auf dem Video. Das Fahrgefühl des Kickrs ist sehr gut. Die Rolle reagiert zeitgleich mit den Angaben im Video auf jede Änderungen der Steigung.
Nach 39:15:28 Minuten und 13.81 Km bin ich schweißgebadet im Ziel. Die Spuren der Anstrengung sind nicht zu übersehen. Und hätte ich im Vorfeld nicht alle Fenster diese Zimmers aufgerissen, wäre ein Pumakäfig im Vergleich vermutlich eine positive Geruchsexplosion.
Mein Fazit zum Wahoo Kickr
So weit meine Erfahrung mit der Wahoo Kickr Trainingsrolle. Für den Sieg hat es in diesem virtuellen Rennen offensichtlich trotz aller Anstrengung nicht gereicht. Aber darauf kommt es mir im Wintertraining auch gar nicht an. Mir geht es eher darum meine Fitness während der dunklen Jahreszeit nicht ganz zu verlieren. Dafür wünsche ich mir möglichst viel Abwechslung, die mir dabei hilft, den Spaß am Training, im Speziellen auf der Rolle nicht zu verlieren. Und dazu kann der Kickr in Verbindung mit den Apps locker beitragen. Er fühlt sich richtig gut an, ist angenehm leise und in Verbindung mit den Apps ein wirklich ausgezeichnetes Trainingsgerät. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht diese Rolle zu testen. Dabei habe ich sicherlich noch lange nicht das ganze Potenzial des Trainers ausgeschöpft. Jetzt muss ich aber trotzdem an dieser Stelle schnell Schluss machen und meine Radsportbekleidung gegen mein Putzfrauen Outfit tauschen. Denn wenn ich diese Sauerei hier am Boden nicht sofort aufwische und die Chefin des Hauses das sieht, dann findet die nächste Trainingseinheit wieder im Freien statt. Egal ob mit oder ohne Trainingsrolle! Und versprochen, beim nächsten Training auf dem Kickr lege ich auch ein saugfähiges Handtuch unters Rad ;-)