Liteville 301 MK12 All-Mountain Werksmaschine
Die Liteville 301 MK12 Werksmaschine im Fahreindruck.
Die Firma Liteville nennt ihre 2015er Kompletträder Werksmaschine und trifft somit sehr gut den Kern dessen, was ein Fahrrad überhaupt ausmacht – ein Fahrrad setzt die Kraft und Bewegung des Menschen in eine effizientere, andere Art der Bewegung um und bringt dem Fahrer so einen vielfältigen Mehrwert. Dieser Mehrwert ist eine bessere Art der Fortbewegung, eine Bewegung voller Spaß, Freude und Flow.
Der Duden definiert den Begriff Maschine wie folgt:
Ma|schi|ne
„mechanische, aus beweglichen Teilen bestehende Vorrichtung, die Kraft oder Energie überträgt und mit deren Hilfe bestimmte Arbeiten unter Einsparung menschlicher Arbeitskraft ausgeführt werden können.“
In dieser Saison wollte ich auf einem neuen Bike durchstarten und ich habe seit dem Winter nach der für mich ultimativen Lösung gesucht. Meine Anforderungen waren klar definiert: Leichte und spritzige Bergauf-Performance, die mich auch in entlegene Regionen der Alpen befördern kann, ausreichende Bergab-Reserven, um auch mal einen steinigen Trail am Gardasee schmerzfrei zu nehmen und das Ganze in einer integrierten Lösung, die mich designtechnisch mitreißen und faszinieren kann. Die Emotion fährt mit.
Viel Zeit verging mit dem Abwägen verschiedener Lösungen, der Markt bietet momentan so viele Auswahlmöglichkeiten wie nie zuvor. 160mm oder 140mm Federweg, 1*11-fach, 2*11-fach oder gar eine Sonderanfertigung mit Pinion-Getriebe, Viergelenker oder Eingelenker, und die momentane Königsfrage 26“, 27,5“ oder 29“ Bereifung?
Fragen über Fragen, die mir den Schlaf raubten, aber mit der Vorstellung der Liteville Komplett-Räder im Frühjahr schien sich alles Überlegen in eine Antwort zu kondensieren.
Die 301 All-Mountain Werksmaschine
Der erste Eindruck, den man hat, wenn man ein Bild des Rades sieht, ist der einer starken, vorwärtsdrängenden Dynamik. Das Rad springt einem förmlich entgegen. Das liegt sicherlich an den durch das Scaled-Sizing unterschiedlich bemessenen Laufrädern. Alle Komponenten fügen sich harmonisch in dieses Bild ein, die Parts wirken perfekt abgestimmt, die Peripherie des Rades wirkt hochwertig dezent und dennoch ist jedes Detail ein Highlight.
Liebe auf den ersten Blick! Das Rad wurde bestellt.
Die nächsten Wochen vergingen mit ungeduldigem Warten, doch schon bald war das Rad lieferbar und ich konnte es genüsslich in Empfang nehmen.
Nun hatte ich schon ausführlich die Möglichkeit, das Rad zu testen und möchte meine ersten Erfahrungen an dieser Stelle teilen.
Der erste Eindruck ist noch intensiver als auf den Fotos von Liteville. Das Rad drängt nach vorne, alles wirkt stimmig und integriert. Der von mir ausgewählte Rahmen in rohem works-finish lässt die technische Erscheinung noch präsenter wirken, eine wirkliche Maschine.
Syntace Cockpit
Das Herz des Rahmens bildet die neueste Evolutionsstufe des Liteville 301, das MK 12, über das wir in unserem Blog ja schon ausführlich berichtet haben.
Ich habe den Rahmen in Größe L gewählt (bei 1,85m Körpergröße), was für mich den besten Kompromiss aus Wendigkeit und Laufruhe bergab bietet. Rahmengröße L bedeutet ein 29“ Vorderrad in Kombination mit einem 27,5“ Hinterrad. Den Steuerwinkel habe ich nicht verändert.
Syntace Kettenführung
Die Details sind wirklich umwerfend. Die Züge legen sich willig in schönen Bögen an den Rahmen, die Lager vermitteln einen hochwertigen Eindruck mit der Möglichkeit der Aussenschmierung. Kleine Details wie der in der Achse integrierte Inbus-Schlüssel X-Fix, oder die SCS II Kettenführung lassen das Maschinenbauerherz höher schlagen. Man merkt sofort, dass dieser Rahmen das Ergebnis von 12 sorgfältig verbesserten Evolutionsstufen ist. Charles Darwin wäre stolz auf Liteville.
Die Züge passen sich perfekt an den Rahmen an
Für mich als Ingenieur ist ein Begriff, der immer in direkter Verbindung zu Maschine steht, der Begriff der Effizienz. Eine Grundregel der Konstruktion ist, dass ein Gesamtsystem immer nur so gut funktionieren kann wie sein schwächstes Glied. Um daher in Einklang mit der Performance des Rahmens zu arbeiten, muss die Ausstattung auf höchsten Niveau angegliedert sein.
Die Schaltung der Werksmaschine ist eine komplette Shimano XTR 9000 in 2*11-fach Ausführung. Diese bietet ein breites Spektrum an Gängen mit 12-40 Zähnen an der Kassette hinten und 26/36 Zähnen an der Kurbel. Die Schaltwechsel verlaufen präzise und extrem schnell, typisch XTR.
Shimano XTR Kurbel und Umwerfer
Shimano XTR Schaltwerk
Die Bremsanlage ist ebenfalls aus der XTR 9000 Gruppe. Die Trail Variante der Bremse wartet mit Kühlrippen auf den Bremsbelägen und ICE-Tech Scheiben auf. So ist auch bei langen Abfahrten stets Verlass auf die Bremse.
Shimano XTR Bremse
Bremssattel
Bremssattel
Die Federung kommt komplett von Rock Shox. Vorne arbeitet eine Rock Shox Revelation mit 140mm Federweg. Die Gabel verfügt über eine Lockout und eine Plattform-Funktion. Der Dämpfer ist ein Monarch Debon Air und verfügt ebenfalls über eine Plattform zum Pedalieren. Beide Elemente sind sehr gut auf die Fahreigenschaften des Rahmens abgestimmt.
RockShox Revelation
RockShox Monarch Debon Air
Die Syntace Anbauteile der Werksmaschine runden das Paket perfekt ab. Absolut hochwertig und ergonomisch abgestimmt fügen sich der Vector Carbon Lenker, der Megaforce II Vorbau, die Moto Griffe und die NumberNine Plattformpedale in das Gesamtbild ein.
Syntace Vector Carbon
kurzer Syntace Vorbau
Syntace NumberNine Pedal
Syntace Moto Grip
Die Syntace Laufräder sind das eigentliche Highlight des Rades. Durch die breite W35 Felge sitzt der Nobby Nic breitschultrig im Felgenbett und bietet sehr guten Halt bei steilen Kurven. Die Naben sind in puncto Fertigungsqualität und Leichtbau über jeden Zweifel erhaben. Präzise und kernig schnurrt der Freilauf über den Trail.
Syntace Naben
Abgerundet mit Schwalbe Reifen
Zusammenfassung
Der erste Test im Gelände verlief reibungslos. Schon auf dem Weg zum Trail schnurrte das Rad wie ein zahmer Kater. Im Anstieg kaum Wippen bei zugeschalteter Plattform. Der Hinterbau passt sich dem Untergrund perfekt an und das große 29er Vorderrad überrollt mühelos Hindernisse. Das leichte Gesamtgewicht kommt hier voll zur Geltung, spielerisch klettert das 301 in die Höhe.
Bergab kommt die Stunde der Wahrheit und das 301 kann sich voll entfalten. Der Hinterbau spricht präzise auf jedes Hindernis an und die progressive Kennlinie nimmt auch großen Brocken den Schrecken. Es fühlt sich nach deutlich mehr als den gegebenen 140mm Federweg an.
Auch bergab hält die Laufradkombi was sie verspricht. Das Vorderrad hält sicher die Spur und das kleinere Hinterrad lässt das Rad wendig und spritzig zirkeln.
Der flache Lenkwinkel gibt Sicherheit bei hohen Geschwindigkeiten in steilem Gefälle. Für den All Mountain Einsatz werde ich auch in Zukunft den Lenkwinkel in der Standardeinstellung lassen.
Schaltung und Bremsen funktionieren einwandfrei, wie man es von der XTR gewohnt ist. Alles fühlt sich sicher und stimmig an, selten hatte ich so das Gefühl, „eins“ mit dem Rad werden zu können.
Mit klopfenden Herzen steige ich nach gelungener Abfahrt vom Bike. Da, wo das Wort Maschine den Eindruck einer kühl kalkulierten Konstruktion erzeugt hat, hat sich nun Emotion breit gemacht. Freude am Flow, das ist das, was dieses Bike erzeugen möchte und es, zumindest bei mir, auch geschafft hat.