Liteville H-3
Liteville H-3

Im Test: Liteville H-3

Der Name "H-3" setzt sich aus H wie Hardtail und 3 wie 301 zusammen: Die Geometrie vom bekannten 301 gepaart mit starrem Hinterbau.

Nach unserer Teilnahme an der Trailtrophy Lenzerheide ging es direkt weiter ins wunderschöne Allgäu. Und da sind wir nun: bei Liteville in Wiggensbach, wo uns von Basti die neuen Modelle 101 und H-3 zum Test auf Herz und Nieren übergeben werden. Mein Part ist der Test des H-3, das brandneue All-Mountain Hardtail.

Was, Hardtail? Bin ich ja ewig nicht gefahren. Wie so viele von uns bin ich in den letzten Jahren fast ausschließlich auf Full Suspension unterwegs gewesen und dementsprechend verwöhnt.

Liteville H-3

Liteville H-3

Bergaborientiert Liteville H-3

Bergaborientiert

Liteville H-3 Tretlager

Liteville H-3 Tretlager

Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick macht das Rad schonmal einen sehr guten Eindruck. Ein schöner, fast filigraner Rahmen mit sehr schlankem Oberrohr und Sitzstreben, recht flach gehalten, um die nötige Beinfreiheit auf technischen Abfahrten zu gewährleisten.

Liteville H-3 Oberrohr

filigranes Oberrohr

Der sichtbar flache Lenkwinkel lässt darauf schließen, dass es sich hier nicht um einen XC-Racer handelt. Liteville bringt hier erstmals innenverlegte Leitungen, die eine wunderbar cleane Optik erzeugen. An den Einlässen sind formschön integrierte Gummitüllen verbaut, um die Leitungen sauber in den Rahmen gleiten zu lassen.

Liteville H-3 flacher Lenkwinkel

sichtbar flacher Lenkwinkel

Der asymmetrische Hinterbau bietet einen erst ungewöhnlichen Anblick: Das Laufrad scheint nicht mittig im Hinterbau zu stehen, sondern seitlich versetzt. Hier offenbart sich der neue EVO6-Standard von Liteville, der darauf abzielt, die Kettenlinie zu verbessern, während die Einspeichung des Hinterrades hinsichtlich der Speichenwinkel optimiert wird.

Der Hinterbau ist nun asymmetrisch. Die rechte Sitzstrebe ist um 6mm nach außen verschoben

Asymmetrischer Hinterbau: Die rechte Sitzstrebe ist 6 mm nach außen gewandert

So erhält man eine bessere Lastverteilung am Laufrad und erzielt mehr Steifigkeit bei niedrigem Gewicht. Der Achsstandard misst 148 x 12mm und gewährt mit dem luftig-breiten Hinterbau eine enorme Reifenfreiheit nach B+ Standard. Verbaut sind hier allerdings bekannt-bewährte 27,5" x 2,35" Nobby Nic auf Syntace W35-Felgen, um das Fahrgefühl nicht durch ungewohnt breite Reifen zu verwischen, sondern ganz die Fahrleistungen des Rahmens in den Fokus zu stellen.

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Jetzt aber genug der Technik, ab auf den Trail!

Zunächst heißt es, mehrere Hundert Höhenmeter auf Forstwegen hochzustrampeln, was dem Rad natürlich bestens zu Gesicht steht. Der Anstieg ist durch das Fliegengewicht und die flache Front insbesondere auf steilen Rampen ein Kinderspiel, sodass ich noch genügend Kraft dafür habe, was nun kommen mag. Shimanos 2x11 XT Gruppe bietet da eine enorme Bandbreite an Übersetzungen und ausgezeichnete Performance. Über flowige Wiesenstücke geht es Richtung Abfahrt, wo sich direkt ein fettes Grinsen breitmacht. Das Handling des H-3 ist derart verspielt und einfach, dass man einfach bei jeder Kuppe abziehen und sich in jede Kurve driften lassen MUSS. Bis dahin das perfekte Bike, jetzt aber wartet hinter einer Wurzelkante ein super technischer, steiler Downhilltrail, durchsetzt mit nassen Wurzeln, hängenden Kurven und Steilstufen. "Nicht vergessen - Du sitzt auf 'nem Hardtail", klingelt es noch mal in meiner Birne. Hilft aber nix: runter da. Mit Kollege Thorsten im Nacken kann ich mich auch nicht zweimal bitten lassen.

Liteville H-3 schnell Vertrauen aufgebaut

schnell ist Vertrauen aufgebaut

Füße auf die Gripmonster Number Nine-Pedale von Syntace, Bremsen auf, Beine locker machen und ab geht die Sause. Das H-3 lässt sich durch den anspruchsvollen Trail wenig beeindrucken, die Geometrie passt und nach den ersten 50 Höhenmetern kommt wahres Urvertrauen zu dem Rad auf. Also lass ich´s mal fliegen, die Protektoren sitzen schließlich. Die verbaute Fox 34 Float mit 150 mm Federweg geht wunderbar linear durch den Federweg ohne durchzuschlagen und hilft dem Rad somit, auf Spur zu bleiben. Lediglich auf schnellen Passagen mit hochfrequenten Schlägen spürt man natürlich den negativen Aspekt des Hardtails, dies motiviert allerdings nochmals, sich locker zu machen und schult die eigene Fahrtechnik. Die größeren 27,5" Laufräder bringen die nötige Laufruhe, um nicht vom Bock katapultiert zu werden. In natürlichen Anliegerkurven liegt der Rahmen steif wie ein Brett und gibt den Trail 1:1 an den Fahrer weiter. Absolute Kontrolle, der Rest ist, was Du daraus machst. Der Trail endet mit einem Steilstück, an dem ich doch nochmal anhalte und genau nach der Line gucke. Kein bisschen Überschlagsgefühl. Hier offenbart sich auf ein Neues die sehr ausgewogene Geometrie.

Liteville H-3 auf Geschwindigkeit

Liteville H-3 auf Geschwindigkeit

Und geschafft: Ein dickes High Five mit Thorsten auf seinem 101 Testrad bestätigt mir auch seinen Eindruck von der Abfahrt.

Nach dem Einladen in den bc-Transporter hocke ich verschwitzt und dreckig auf dem Beifahrersitz und denke: "Verdammt, brauch‘ ich doch noch ein Bike mehr?"

Bis bald auf dem Trail, wo auch immer.

Euer Rainer