Im Test: ORTLIEB GeDicht des Monats – E-Glow, L...
Licht und Lenkertasche, das waren bis dato getrennte Zubehörteile. Ortlieb hat sie vereint. Und macht Radfahren in der Stadt so deutlich sicherer.
Du suchst eine Radtasche für lange Bikepacking-Touren, auf denen es richtig zur Sache geht? Dann wirst Du mit dem Ortlieb Gravel-Pack glücklich.
Beziehungen, in denen ein Partner zu stark klammert, gehen meistens nach hinten los. Anders bei der Liaison mit dem Gravel-Pack von Ortlieb. Der klammert heftig – und trotzdem geht hinten mal gar nichts los. Die Radtaschen-Kombi aus der Bikepacking-Serie von Ortlieb ist die perfekte Ergänzung von Frame-, Handlebar- und Seat-Pack, wenn Biker längere Touren auf rauem Terrain anstreben. Auf den ersten Blick sehen die Gravel-Packs aus wie die Sport-Roller Vorderradtaschen des fränkischen Wasserdicht-Spezialisten. Im Prinzip stimmt das, an entscheidenden Stellschrauben aber haben die Kollegen von Ortlieb mal wieder aufblitzen lassen, dass sie wirklich etwas von Radtaschenentwicklung verstehen. Die Raffinesse liegt im Detail…
Leichtbau – gut für Schotter- und Schlamm-Uphills
Wer neue Wege mit dem Bike erkunden will, erlebt gelegentlich diese wunderbaren Momente, in denen man sich selbst verflucht – „Warum tue ich mir das hier eigentlich an?!?“ – und das heißgeliebte Gefährt über Untergründe strampelt und mitunter schiebt, die Mensch und Maschine an ihre Grenzen bringen. In solchen Situation bist du einfach über jedes Gramm froh, das dein Rad nicht schwerer macht. Gegenüber dem Schwestermodell Sport-Roller Classic bringt das Paar Gravel-Packs rund 400 Gramm weniger auf die Waage – und spart somit Kraft, die du an anderer Stelle gut brauchen kannst. Das Material ist ein Mix aus zwei unterschiedlichen PU-beschichteten Nylon-Geweben. Die grauen Partien bestehen aus dem etwas leichteren RS21R Ripstop-Material, die Seitenteile aus dem etwas stärkeren PS33-Gewebe. Eine feine Mischung – funktionell wie auch optisch.
Effektives Festklammern am Gestänge
Ob Lowrider – also Gepäckträger am Vorderrad – oder Hinterrad-Gepäckträger, der Gravel-Pack kann beides, je nach Radaufbau und persönlicher Präferenz. Das Fixieren am Lowrider senkt den Schwerpunkt, verändert allerdings auch etwas das Lenkverhalten – und birgt Kollisionsrisiko bei engen Trails. Die Bandbreite an potentiell passenden Gepäckträger-Gestängedurchmessern ist enorm, zwischen 8 und 12 Millimetern kann mit den im Lieferumfang enthalten Reduzierstücken der Umfang des „Klammergriffs“ angepasst werden. Für die ganz mächtigen Rohre mit 16 oder gar 20 Millimetern Durchmesser kann das Quick-Lock-System mit gesondertem Zubehör „gepimped“ werden. Die Verlässlichkeit des QL2.1-Systems ist in puncto Robustheit und Griffsicherheit legendär, aber „unten rum“ wäre der Standardhaken vom normalen Sport-Roller für deftige Gravel-Einsätze zu schwach. Deshalb hat Ortlieb dem Gravel-Pack gleich zwei Arretierungshaken spendiert. Das macht das Aufsatteln zwar etwas komplexer, aber um diesen Klammergriff aus der Ruhe - sprich seiner Verankerung - zu bringen, braucht es schon sehr, sehr viel. Ein Testteam von bike-components war mit dem Gravel-Pack sieben Tage lang auf zum Teil ziemlich ruppigen Trails in den rumänischen Karpaten unterwegs – ohne einmal enttäuscht zu werden. Der Gravel-Pack hat sich trotz massiver Erschütterungen unerschütterlich festgekrallt.
Verschluss mit Doppelklick
Das dritte große Unterscheidungsmerkmal des Gravel-Pack zum normalen Sport-Roller ist das Verschlusssystem. Auch hier kommt zwar ein Rolltop zum Einsatz, was ihm die Schutzklasse IP 64, also dicht gegen Staub und Spritzwasser aus allen Richtungen, einbringt. Doch im Gegensatz zu den anderen „Rollern“ von Ortlieb werden die Enden direkt in die jeweils seitlich anliegenden Verschlüsse geklickt. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, weil es die Variabilität des von Back-Roller & Co. bekannten Zuggurtsystems nimmt. Doch der Verschluss sitzt tatsächlich deutlich satter. Plus: Erwischt man im Nachlauf doch mal einen Baumstamm, einen störrischen Busch oder küsst gar einen Felsen, sind die seitlichen Verschlüsse deutlich besser geschützt als der Einspannhaken beim normalen Zuggurtsystem auf der großen, exponierten Breitseite. Ein weiterer Zuggurt sichert den Rollverschluss nach oben.
Kein Schnickschnack
Auf ein gesondertes Innenleben wie bei den „großen Brüdern“ hat Ortlieb wohlwissend, dass das hier keiner braucht, verzichtet. Kein Schnickschnack, voller Fokus auf Reduktion. Der Gravel-Pack ist mit seinen zwei Mal 12,5 Litern Ladevolumen – gekauft wird im Doppelpack – die perfekte Ergänzung zu den gängigen Bikepacking-Taschensystemen. Wer es schafft, ausschließlich in Frame-, Handlebar- und Seat-Pack seine gesamte Ausrüstung von Schlafsack und Zelt über Kocher und Lebensmittel bis Wechselkleidung und Reparaturmaterial unterzubringen, dem gilt voller Respekt. Puristen werden sich vermutlich weigern, an ihr Rennpferdchen einen Gepäckträger zu basteln und sich stattdessen lieber mit tagelangem Müsliriegelkonsum kasteien. Für jene aber, die das gewisse Komfort-Extra nach einem toughen Trail-Tag genießen möchten, bietet der Gravel-Pack ausreichend Raum für gemütliche Stunden am Lagerfeuer und im Camp.
Fazit:
Für ausgedehnte Gravel-Abenteuer mit Übergepäck ist der Ortlieb Gravel-Pack eine perfekte Ergänzung zum Standard-Bikepacking-Setup.
Fakten-Check Ortlieb Gravel-Pack: