Umrüstung von 2x10 auf die SRAM GX 1x11-fach Gruppe
Wie fährt sich 1x11 statt wie gewohnt mit Umwerfer? Reicht das? Was bringt Dir das? Lies hier mehr!
Vor gut zwei Jahren habe ich damit begonnen intensiv Mountainbike zu fahren. Und nach dem Erlernen der Fahrtechnikgrundlagen und den ersten Ausfahrten im Aachener Umland hat mich ziemlich schnell der Hunger gepackt. Der Hunger, fitter und schneller zu werden, sein Rad besser unter Kontrolle zu haben und dadurch in der Lage zu sein, anspruchsvollere Trails zu meistern und Bike-Reviere zu besuchen, von denen die Fahrradzeitschriften und Arbeitskollegen immer schwärmen.
Obwohl ich dabei mit meiner am Scott Genius 730 verbauten 2x10-fach Gruppe immer ganz gut zurechtgekommen bin, habe ich stets ein wenig neidisch auf die Räder meiner Freunde und Kollegen geschaut, die bereits eine der „neuen“ 1x11 Gruppen verbaut hatten. Denn deren Fazit fiel durch die Bank sehr positiv aus. Nicht einmal wegen der Gewichtsersparnis, die wegen meines hohen Fahrergewichts für mich nicht so im Fokus steht. In erster Linie wegen der Aussicht, dass sich durch den Wegfall von Umwerfer und zweitem Trigger das Bike einfacher und unkomplizierter bedienen lässt, ohne dabei nennenswert auf Bandbreite verzichten zu müssen. Denn Suspension-Lockout und absenkbare Sattelstütze wollen ja auch sinnvoll bedient werden, und als Anfänger ist man daher dankbar für jeden Hebel weniger am Cockpit. Allerdings verhinderte die Kombination aus dem recht hohen Anschaffungspreis und der Ungewissheit darüber, ob die leicht reduzierte Bandbreite (von 515 % auf 420 %) mit meinem Fitnesszustand fahrbar sei, bislang einen Umbau auf 1x11.
Fertig zum Umbau
Als die 11-fach-Technologie mit dem Launch der GX Gruppe in einen Preisbereich für jedermann Einzug hielt, gingen mir die Entschuldigungen aus, und ich besorgte mir eine der Gruppen sowie ein neues Hinterrad. Für die Montage der 10-42 Kassette ist nämlich ein XD-Rotor erforderlich, und nicht jede Nabe lässt sich dahingehend umrüsten. Allerdings bieten mittlerweile sehr viele Laufradhersteller 1x11-fach-kompatible Lösungen an. Schnell war die alte 2x10 Schaltung abgebaut, und unter Mithilfe unseres Werkstatt-Chefs Micha war das neue Pressfit-Innenlager im Handumdrehen eingepresst. Die Metamorphose konnte beginnen. Dabei fiel mir das erste Mal auf, wie viele Teile nun wegfallen: Umwerfer, zweiter Trigger, ein Kettenblatt und die Kettenführung samt Aufnahme.
Die gesamte Gruppe
Die Kassette wird als Ganzes auf den XD-Rotor geschraubt. Das geht genauso fix wie die Montage der Kurbel und des Schaltwerks am Schaltauge. Danach ging es an den für mich wichtigsten Punkt: die Umgestaltung des Cockpits. An den neu gewonnenen Platz neben dem Twinloc-Hebel für die Fahrwerksverstellung, an dem sich bisher der Shifter für den Umwerfer befand, wanderte der Remote-Hebel für die Reverb. Auf der rechten Seite des Lenkers befinden sich nur noch der 11-fach Trigger und der Bremshebel.
Aufgeräumtes Cockpit
Wer die Montage der neuen Schaltgruppe zum Anlass nehmen will, auch die Außenhülle zu ersetzen, muss daran denken, diese separat zu bestellen, da sie nicht im Lieferumfang des Triggers enthalten ist. Beim Kürzen sollte die Hülle immer in Richtung des Schaltwerks hin abgeschnitten werden, sodass vorne genügend Platz für Lenkbewegung und am Schaltwerk der notwendige Bogen erhalten bleibt. Danach stimmt man über die Begrenzungsschrauben am Schaltwerk die Position von Kassette und Schaltwerk nach Augenmaß aufeinander ab. Die Kette legt man auf das größte Ritzel der Kassette, um die ideale Länge zu ermitteln. Dann kürzt man diese mit einem Kettennieter und verschließt sie durch das mitgelieferte Kettenschloss. Noch ein wenig Feinjustierung, und es kann nach anderthalbstündiger Montage losgehen zum ersten Ausritt in den Aachener Wald.
Fertig umgebaut
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase wird auf den ersten Kilometern meiner Feierabendrunde sofort deutlich, wie die neue Anordnung der Lenkerhebel die Bedienung meines Bikes erleichtert. Da das Höhenprofil der meisten Touren im Aachener Umland wohl als wellig bezeichnet werden kann, kommt es öfter vor, dass auf einen Anstieg sofort eine kurze Abfahrtspassage folgt. Also mit dem linken Daumen die Reverb ablassen, über den Twinloc Hebel das Fahrwerk öffnen und mit dem rechten Daumen die Kassette durchschalten. Schon nach wenigen Versuchen habe ich das Gefühl, dass solche Übergänge von Uphill auf Downhill spürbar leichter von der Hand gehen. Situationen, in denen ich aus dem Tritt gerate, weil ich mich verschaltet habe, kommen durch die intuitive Bedienweise praktisch nicht mehr vor. Zwar hat man sich auf den ersten Ausfahrten immer wieder dabei erwischt, wie man darüber nachdenkt, auf das andere Kettenblatt zu schalten. Dennoch geht die Bedienung sehr bald in Fleisch und Blut über.
Das Leben kann so einfach sein.
Auch meine anfängliche Sorge, das Spektrum der Kassette reiche für meinen Fitnesszustand nicht aus, hat sich nicht bewahrheitet. Auf einer durchschnittlichen Feierabendrunde sammelt man auf ca. 20 Kilometern ungefähr 700-800 hm. Dafür und ebenso für längere Touren in der Eifel und dem Aachener Umland genügt die Bandbreite voll und ganz. Im Vergleich zu einem 2x10 Antrieb fallen die Sprünge zwischen den Gängen zwar merklich größer aus. Dennoch hatte ich nie das Gefühl, keinen geeigneten Gang für das Terrain zu finden. Für Ausflüge in alpine Gebiete besteht zudem die Möglichkeit, kostengünstig ein kleineres Kettenblatt zu montieren.
Schaltwerk und Kassette
Lediglich auf schnellen Abfahrten würde ich mir hier und da einen zusätzlichen Gang wünschen. Da die GX Gruppe auch über die technischen Errungenschaften ihrer großen Geschwister – XX1, X01 und X1 – verfügt, wird durch die Schaltwerkskonstruktion auch die Kettenführung obsolet. Denn die sogenannte Roller Bearing Clutch Technology sorgt für ständige Kettenspannung und verhindert das Abspringen der Kette. Und durch den Wegfall der Kettenführung reduziert man den Kraftverlust durch die entstehende Reibung nochmals um einen zusätzlichen Faktor.
Sichtlich zufrieden
Fazit:
Nach den ersten Monaten mit 1x11 fällt mein erster Eindruck gemessen an den Erwartungen überraschend positiv aus. Natürlich spielen auch subjektive Faktoren hierbei eine Rolle. Beispielsweise gefällt mir das kurze, knackige Ansprechverhalten der SRAM Trigger deutlich besser als das Feedback, das die Shifter der Mitbewerber vermitteln. Vielleicht mögen versiertere Fahrer auch über meinen Mangel an Multitasking-Skills schmunzeln. Mir persönlich hat der Umstieg auf 1x11 jedoch sehr dabei geholfen, meine Gedanken weniger auf das Handling meines Bikes zu richten und mich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Trail, der vor dir liegt, und die Landschaft, die einen umgibt. Wie sich die Gruppe auf Dauer und vor allem in anspruchsvollerem Terrain schlägt, muss das kommende Jahr zeigen. Bis dahin hat die 1x11 Antriebstechnologie mit mir einen zusätzlichen Anhänger gefunden.