bc unterwegs: Cyclocross-WM in Valkenburg
Auf Einladung von SRAM sind Robin und Marcel zu Gast bei den UCI Cyclocross-Weltmeisterschaften gewesen. Dropbars, Schlamm, schmale Reifen und Stimmung!
Der Cauberg in Valkenburg – für Radsportfans ein mythischer Ort. Mehrfach fanden hier bereits die UCI Straßenweltmeisterschaften statt, die großen Landesrundfahrten waren zu Gast und untrennbar ist der Cauberg mit dem Amstel Gold Race verbunden. Nur logisch also, dass der mythische Berg oberhalb des schönen Städtchens Valkenburg nun auch Schauplatz der Weltmeisterschaften im Cyclocross war. Auf Einladung von SRAM durfte ich gemeinsam mit Marcel die Weltmeisterschaften hautnah erleben und einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Mikrokosmos Cross
Angekommen in Valkenburg eröffnete sich uns die eigene Welt des Cyclocross. Aus der Ferne hörte man bereits wummernde Bässe, Gruppen von verkleideten, gut gelaunten Crossfans machten sich ausgerüstet mit der jeweiligen Landesfahne auf den Weg zum Kurs und der Geruch von "Frietjes" lag in der Luft. Man könnte meinen, es sei Altweiberball in Köln, wenn der Frittengeruch nicht kurz darauf von einem surrenden Freilauf und wohlriechendem Startup-Öl unterbrochen werden würde. Hier findet tatsächlich ein Radrennen statt und die Fahrer der am Vormittag startenden U23-Klasse fahren sich bereits mit kurzen knackigen Sprints zwischen den Zuschauern warm.
Angekommen am Parcours intensiviert sich alles nochmals und verdichtet sich wirklich auf einen Mikrokosmos Cross. Die sogenannten „Supporter“ tragen stolz den Namen ihres Favoriten auf selbst beflockten Jacken, Mützen, Schals oder riesigen Fahnen und man hat das Gefühl, das gesamte belgische Örtchen von Fahrer XY ist in die Niederlande gereist, um diesen anzufeuern. Belgien mag zwar die Keimzelle des Cyclocross sein, aber die Zuschauer bei der WM sind international. Aus den entlegensten Ländern sind die Supporter angereist und fiebern mit – auch wenn es nur um den letzten Platz geht, wie bei den Isländern oder Japanern. Im Cyclocross wird jeder Fahrer gefeiert!
"Het is Koers!"
Der Parcours in Valkenburg ist anspruchsvoll. Bis auf die Zielgeraden und die Laufpassagen an den Treppen besteht der gesamte Kurs aus Matsch. Tiefe Fahrspuren machen das Fahren extrem schwer und das Bikehandling unvorhersehbar.
„Der härteste Kurs den ich je gefahren bin“
Eine der Schlüsselstellen des Parcours.
Sanne Cant, am Tag zuvor in einem packenden Duell mit der Amerikanerin Katie Compton Weltmeisterin bei den Damen geworden, war nach dem Zieleinlauf völlig KO – kein Kurs habe sie je so gefordert. Der Eindruck bestätigt sich schnell, nachdem der Startschuss zum U23-Rennen gefallen ist. Das Feld reißt bereits in der ersten Runde auseinander und den Fahrern spricht nicht gerade die Freude aus den Matsch-verschmierten Gesichtern. Am Ende setzte sich hier der Belgier Eli Iserbyt durch, während der vor dem Rennen als Favorit gehandelte Shootingstar Tom Pidcock nur 15. wurde.
Woutje, Woutje, Woutje vaaaan Aert!
Um 15 Uhr ging es dann bei den Herren los, die Stimmung war förmlich am Siedepunkt und kurz nach dem Startschuss sah es so aus, als käme es zum erwarteten Duell zwischen Lokalmatador Mathieu van der Poel und Wout van Aert. Quer über den gesamten Hang ging eine Laola-Welle des Lärms, man konnte förmlich nachvollziehen, wo die Fahrer sich gerade befinden. An der Front des Rennens wurde schnell klar, welche Nationen im Cross die Nase vorne haben. Die hellblauen Jerseys der Belgier wechselten sich mit den orangen Jerseys der Niederländer in den Top 10 ab.
Ganz vorne zeichnete sich jedoch eine kleine Überraschung ab, denn bereits nach zwei Runden hatte Wout van Aert seinen Widersacher Mathieu van der Poel distanziert. Spannend war es trotzdem, denn hinter dem Führenden gab es einen erbitterten Kampf um die Podiumsplätze. Belgien konnte einen Doppelsieg mit Michael Vanthourenhout einfahren und zementierte damit die Vormachtstellung im Cross. Lokalmatador van der Poel wurde Dritter und gab sich nach dem Rennen sportsmännisch trotz der Enttäuschung.
Lokalmatador Mathieu van der Poel musste sich mit dem 3. Rang zufrieden geben.
Auf dem Weg hinauf zur Siegerehrung wurde das Ausmaß der Verwüstung klar. Hier muss letzte Woche noch eine grüne Wiese gewesen sein, jetzt jedoch war es ein schwer zu durchdringendes, nahezu 30cm tiefes Inferno aus Morast und Bierbechern. Begleitet von Fangesängen, die hauptsächlich aus dem Namen des Weltmeisters bestanden, ging es in Richtung „Medal Plaza“ wo das begehrte Regenbogentrikot überreicht wurde. Schnell wurde klar, dass zwar das Rennen vorbei ist, die eigentliche Party aber jetzt erst beginnt.
Ganz Belgien in einem Partyzelt
Gefühlte zehn Millionen Belgier feierten nach der Siegerehrung im Partyzelt die Titelverteidigung ihres Landsmanns zu hoch interessanter Musik. Technobeats bilden hier die Grundlage für selbst gedichtete Oden an die Radsportgrößen Belgiens. Für Cyclocross-Supporter der ganz normale Wahnsinn zwischen Oktober und März. Für Außenstehende eher surreal – ein Mikrokosmos eben.