29er Scott Spark Race Fully
29er Scott Spark Race Fully

29 Zoll - Ein Muss für jeden Cross-Country-Fahrer

Nahezu alle Cross-Country Fahrer sind auf 29" Bikes unterwegs. Die Entwicklung der Laufräder und Achsstandards der Twentyninern geht extrem schnell voran.

Seit der Saison 2013 bin ich auf einem Twentyniner unterwegs. Damals war die Laufradgröße noch sehr umstritten und die Entwicklung ganz am Anfang. Welche Vorteile bringt 29" mit sich? Ist das gesamte Bike dann nicht viel schwerer? Komme ich damit überhaupt um die Kurven? Diese Fragen versuche ich Euch anhand meiner langjährigen Erfahrung mit 29" zu beantworten.

29er Scott Spark Race Fully

29er Scott Spark Race Fully

Theresia Schwenk Portrait

Theresia mit ihrem Scott Spark

2012 saß ich im Rennen das letzte Mal auf einem 26" Bike. Heute sind 26" Standards im Cross-Country-Sport kaum noch im Gespräch. Sehr schnell hat man sich an die damals ganz neu auf den Markt kommenden Twentyniner gewöhnt und vor allem ihre Stärken schätzen gelernt.

Mein letztes 26er Bike

Mein letztes 26er Bike

Doch die Skepsis zu Beginn war auch im Profisport groß. Klar waren uns die Vorteile bewusst und das Fahrgefühl für alle Fahrer eine Umstellung. Vor allem kleinere Fahrer hatten mit 29" Rädern Probleme, was mitunter daran lag, dass die Rahmengeometrien zu dem Zeitpunkt noch nicht so gut an die neue Laufradgröße angepasst waren. Hinzu kamen die höheren Gewichte an den Laufrädern. Diese wurden damals häufig mit Schnellspannern ausgerüstet, welche aufgrund der höheren Krafteinwirkungen auf die Achsen ihren Aufgaben nicht immer gewachsen waren. Auch die Auswahl an Produkten (z. B. die Bereifung) war anfangs noch spärlich und eher hochpreisig. Doch die Weiterentwicklung von 29" in den letzten Jahren hat die anfänglichen Probleme nahezu gänzlich ausgelöscht.

Von 26" auf 29" und nie wieder zurück

Kurvenreicher Testride.

Kurvenreicher Testride.

Das Hauptargument für den Umstieg von 26" auf 29" war das Rollverhalten. Die großen Laufräder rollen besser, vor allem auf steinigem oder wurzligem Untergrund. Es liegt viel ruhiger auf dem Trail und ich spürte weniger Schläge von unten. Auch bei längeren Trainings oder Marathon-Rennen ist es komfortabler auf einem 29" Bike zu sitzen. Im Vergleich zum 26" Bike benötigt man zwar mehr Zeit, um in Schwung zu kommen, man rollt dann aber schneller. Einen Nachteil der Twentyniner sehe ich in engen Kurven. Hier macht sich einfach die größe bemerkbar und es lenkt sich träger ein. In flachen Kurven dagegen rollt ein 29", aufgrund der Laufruhe, einfach ruhiger und besser als ein 26". 

Sind Twentyniner nicht viel zu schwer?

Scott Spark Race Fully

Scott Spark Race Fully

Das Gesamtgewicht der Bikes ging beim Umstieg auf 29" zunächst nach oben und auch jetzt gibt es sehr wenige 29" Racebikes, die unter 9 Kilo wiegen. Bei 26" war man damals sogar schon unter 8 Kilo. Klar werden 29" Bikes im Vergleich zu den 26" Rädern immer schwerer bleiben. Ein Kilo Unterschied ist nicht gerade wenig, vor allem bergauf. Der Kompromiss wird trotzdem eingegangen, da die Vorteile des 29" Standards einfach überwiegen. Mein 29" Hardtail wiegt 9,1 kg, mein 29" Fully 9,9 kg und ich nehme das Mehrgewicht in Kauf, da ich einfach schneller Fahren kann. Wir können davon ausgehen, dass die Twentyniner in den kommenden Jahren weiter an Gewicht verlieren und mal sehen, vielleicht ist die 8kg Marke bald wieder in greifbarer Nähe.

Die Entwicklung der 29" Bikes

Tolle Strecke mit vielen kurzen Trails; Theresia Schwenk

Tolle Strecke mit vielen kurzen Trails

Die Entwicklung im gesamten 29" Bereich, egal ob sie Rahmengeometrie, Laufräder, Achsstandards oder Anbauteile betrifft, ist enorm. Bis zur letzten Saison war zum Beispiel 27,5" im Cross-Country-Bereich noch eine Alternative zu Twentyninern. Diese Saison sehe ich noch vereinzelt Mitbewerberinnen von mir auf 27,5". Man hat bis vor Kurzem argumentiert, dass kleine Fahrer/innen mit einem 27,5" Rad besser zurecht kommen, aber die 29" Rahmengeometrie sind mittlerweile für XS und S Rahmen so gut an kleinere Sportler angepasst, dass 27,5" keine wirkliche Alternative darstellt.

Je steifer, desto besser?

Im Downhill konnte ich mich vor der Konkurrenz behaupten

Im Downhill konnte ich mich vor der Konkurrenz behaupten

Generell wird im Cross-Country-Profisport versucht, die Bikes so leicht wie möglich aufzubauen. An Carbon-Laufrädern kommt man kaum noch vorbei. Dabei spielt nicht nur das Gewicht eine Rolle, sondern auch die Steifigkeit. Im Vergleich zu Alu ist Carbon steifer und stabiler. Zusätzlich wird der Markt für Carbon-Laufräder immer größer. Mit dem neuen Boost-Achsstandard erhöht sich die Steifigkeit der Laufräder, egal ob Alu oder Carbon.  Durch die Verbreiterung der Achsen und somit auch des Speichenschirms werden die Winkel der Speichen flacher und die Kräfte können besser aufgenommen werden.

Veränderung der Rahmengeometrie

Beim Umstieg von 26" auf 29" hat sich die Rahmengeometrie vor allem in zwei Bereichen verändert: Die Kettenstrebe wurde länger, was zunächst eine geringere Wendigkeit bedeutet. Außerdem wurde der Schwerpunkt durch das (tiefere) Tretlager tiefer. Allgemein lässt sich aber festhalten, dass die Laufradgröße sonst keinen direkten Einfluss auf die Geometrie des Rahmens hat. Die Geometrie der Rahmen verändert sich jedoch mit der Zeit: Die Kettenstrebe wird immer kürzer, der Reach wird immer länger, der Lenkwinkel immer flacher und der Stack (im CC) immer kleiner.

Fazit

29 Fully Race Line

29 Fully Race Line

Der Fokus von Laufradgrößen wird in der Zukunft bei 29" liegen. Im Profisport, wo die Geschwindigkeit die wichtigste Rolle spielt, wird man im Cross-Country-Bereich auf kleineren Laufrädern nicht mehr konkurrenzfähig sein. Auch in den Bereichen Enduro und Downhill wird die Laufradgröße eine wichtige Rolle spielen. Die Vorteile bzgl. Überrollverhalten und Laufruhe, die in unserem Sport zum Tragen kommen, spielen auch hier eine große Rolle. Mit zunehmenden Gewichtsverlusten bei den Parts und steigenden Steifigkeitswerten bei den Laufrädern wird das Thema also auch für diese Bereiche immer interessanter.