Atmungsaktiv, wasserdicht oder wasserabweisend. Was ist das eigentlich?
Das Wetter macht wieder, was es will. Für solche Bedingungen brauchst du Bekleidung, die dich trocken und warm durch die Tour bringt.
Das Wetter macht wieder, was es will, Regen und Sonnenschein geben sich die Klinke in die Hand. Bei solchen Bedingungen muss Funktionsbekleidung Höchstleistungen erbringen. Wir wollen einerseits beim Biken nicht nass werden, andererseits so wenig wie möglich unter der Bekleidung schwitzen. Aber was ist jetzt die richtige Wahl? Soft- oder Hardshell-Jacken? Wo ist der Unterschied zwischen wasserdichten und wasserabweisenden Hosen? Wie funktioniert ein wasserdichtes, aber zeitgleich atmungsaktives Bekleidungstück? Hat ein wasserabweisender Stoff vielleicht auch Vorteile? All das sind Fragen, die wir in diesem Bericht klären möchten.
Der Wassersäulen-Test für Jacken und Hosen
Beim Wassersäulen-Test wird ein quadratisches Stück Funktions-Stoff (meistens 10 cm²) einem definierten Wasserdruck ausgesetzt.
Testvorbereitungen bei VAUDE
Wenn wir von einer 10.000 mm Wassersäule sprechen, entspricht dieser Wert einer wassergefüllten Säule von 10 m Höhe. Hält der Stoff dem simulierten Druck einer genormten Zeit stand, erhält das Bekleidungsteil die entsprechende Bezeichnung.
Skizze zum Wassersäulen-Test
Die Höhe der Wassersäule sagt also etwas über die Dichtheit eines Stoffes aus. Doch ab wann ist ein Stoff wasserdicht?
In Deutschland und in der Schweiz gibt es klare Regelungen, ab wann sich ein Stoff wasserdicht nennen darf. Hält ein Stoff einer Wassersäule von 2000 mm stand, darf er in Deutschland als wasserdicht bezeichnet werden, in der Schweiz liegt der Wert sogar bei 4000 mm. Kommen aber Außeneinflüsse wie Wind oder ein Rucksackgurt hinzu, die das Wasser in den Stoff drücken oder massieren, kann es sein, dass auch als wasserdicht gekennzeichnete Stoffe undicht werden. Sitzt Du zum Beispiel auf einem nassen Boden, wirkt ein Wasserdruck von ungefähr 2000 mm Wassersäule auf Deine Hose.
So sollte Wasser abperlen.
Somit sind Stoffe, die einer Wassersäule von 10.000 mm und mehr widerstehen, generell wasserdicht. Einen Stoff wasserdicht zu machen, ist demnach nicht das Problem, entscheidend für Sportbekleidung ist die Atmungsaktivität.
Was ist Atmungsaktivität?
Was ist Atmungsaktivität eigentlich? Bei atmungsaktiver Bekleidung sind die Stoffe so aufgebaut, dass Wasserdampf aus dem Inneren nach außen gelangen kann. Doch woher kommt der Wasserdampf? Wasserdampf entsteht, wenn Schweiß auf der Haut verdunstet. Kann dieser Wasserdampf nicht entweichen, sammelt er sich an der Innenseite des Kleidungsstücks und Du wirst nass. Deine Haut kann aber nur warm oder kalt unterscheiden und nicht nass. Du empfindest also die Jacke als nicht wasserdicht, da der kalte Stoff auf Deiner schweißnassen Haut liegt.
Daneben staut sich, bei nicht atmungsaktiver Bekleidung, auch oft die Hitze. Somit wird es immer heißer und feuchter unter der Jacke. Je feuchter das Klima unter der Bekleidung wird, desto schlechter kann der Schweiß verdunsten. Durch die Hemmung der Verdunstung steigt das Risiko der Überhitzung und die Leistungsfähigkeit sinkt.
Die Atmungsaktivität wird oft in RET (Resistance to Evaporating Heat Transfer) oder MVTR (Moisture Vapor Transmission Rate) angegeben. Der RET-Wert sagt etwas über den Widerstand aus, den der Stoff dem Wasserdampf entgegensetzt. Je niedriger also der Wert, desto besser die Atmungsaktivität. Sehr gute Membranen haben RET-Werte von 0-6, weniger gute 6-13 und noch annehmbar sind 13-20. Der MVTR-Wert betrachtet das Ganze von der anderen Seite. Er beschreibt, wie viel Wasserdampf in 24 Stunden durch eine 1 m² große Stofffläche diffundieren kann. Je höher also der Wert, desto besser die Atmungsaktivität. Die besten Membranen erreichen Werte von 40.000 g/m²/24h, ab einem MVTR-Wert von 10.000 g/m²/24h gilt eine Membran aber als sehr atmungsaktiv.
Wo ist der Unterschied zwischen wasserdicht und wasserabweisend?
Der Unterschied zwischen wasserdicht und wasserabweisend erklärt sich eigentlich schon vom Wort her. Wasserdicht sind alle Stoffe, die 100 % wasserdicht sind. Dabei macht es keinen Unterschied, wie lang das Wasser auf den Stoff einwirkt. Die Wasserdichtigkeit der einzelnen Stoffe wird in der Höhe einer Wassersäule angegeben, je höher die angegebene Wassersäule, desto dichter ist der Stoff.
Die meisten Hardshell-Stoffe sind eigentlich wasserdicht. Die Schwachstellen sind die Nähte; aus diesem Grund werden die Nähte von guten Jacken nochmal zusätzlich verschweißt, um die Dichtheit zu gewährleisten.
Links: Die verschweißte GORE-TEX Active Naht. Rechts: Die verschweißte Naht der bc VAUDE Jacke.
Wasserabweisend sind alle Stoffe, die eine gewisse Zeit das Wasser abhalten, bei denen das Wasser aber irgendwann durch den Stoff dringt. Je nach Dicke des Stoffes und Stärke des Regens halten wasserabweisende Stoffe aber ca. 1 Std. trocken. Die meisten Softshell-Jacken zum Beispiel sind wasserabweisend.
Fazit
Um die Frage zu klären, wie dicht ein Stoff sein muss, musst Du wissen, was Du mit dem Kleidungsstück machen willst. Ob eine Jacke oder Hose für Deinen Einsatzzweck geeignet ist, hängt nicht unbedingt nur von der Dichtheit des Stoffes oder dem Ergebnis des Wassersäulentests ab. Auch die Verarbeitung, z. B. wie die verschiedenen Lagen miteinander verschweißt sind oder ob die Nähte versiegelt wurden, spielt eine Rolle. Außerdem können die Atmungsaktivität, die Passform oder das Packmaß sehr wichtig sein. Mach Dir vor dem Jackenkauf eine genaue Vorstellung davon, wie du die Jacke nutzen möchtest.