Ein Mann fährt mit einem Fahrrad durch eine tiefe Pfütze. Schlammiges Wasser spritzt zu allen Seiten.
Ein Mann fährt mit einem Fahrrad durch eine tiefe Pfütze. Schlammiges Wasser spritzt zu allen Seiten.

How-to Fahrradbekleidung – Regen- und Windschutz

Schmuddelwetter und Du willst trotzdem raus aufs Bike? Wir erklären, wie gute Regenkleidung funktioniert und worauf Du achten solltest.

Tak, tak, tak. Wer kennt das nicht? Du willst gerade aufs Bike steigen, um eine Runde zu drehen, als Du Wasser von oben auf Deinen Helm tropfen hörst. Gut, wenn Du jetzt Regenbekleidung griffbereit hast. Sie schützt Dich nicht nur vor dem Regen, sondern auch vor Wind und Spritzwasser. Dank moderner Materialien und Schnitte lässt sie Deinen Schweiß trotzdem abdampfen und erhält auch Deine volle Beweglichkeit auf dem Bike.
Wenn Du schon immer wissen wolltest, wie gute Regenjacken und -hosen den Spagat zwischen Atmungsaktivität und Regenschutz beim Radfahren hinbekommen, dann bist Du hier genau richtig. Außerdem geben wir praxisnahe Tipps, worauf Du bei Regensachen speziell fürs Biken achten solltest, damit Du auf dem Mountainbike, Rennrad, Gravel- oder E-Bike auch bei Schmuddelwetter Spaß hast.

Zwei Männer auf Rennrädern rasen grinsend auf die Kamera zu.
Zwei Männer auf Rennrädern rasen grinsend auf die Kamera zu.

Auch wenn es mal nicht regnet, ist Windschutz auf dem Bike nicht zu vernachlässigen. © bc GmbH

Die Membran: dicht und durchlässig

Vielleicht kennst Du einfache Regensachen wie den klassischen, gelben „Friesennerz". Eine Gummierung oder PVC-Beschichtung macht das Material komplett wasserdicht und hält den Regen draußen. Würdest Du so eine Jacke beim Biken anziehen, würde es darin aber trotzdem schnell feucht werden. Der Schweiß, den Dein Körper bei Aktivität unweigerlich produziert, würde an der Innenseite der Jacke kondensieren und sich ansammeln. Hier kommt die sogenannte Atmungsaktivität moderner Regenbekleidung ins Spiel. Sie lässt kein Wasser von außen rein, aber Schweißnässe von innen raus. Der Trick: Der Schweiß verlässt Deinen Körper als Dampf und Dampfmoleküle sind um ein Vielfaches kleiner als die Wassermoleküle des Regens. Die Membran in Regensachen hat Öffnungen, Poren, die so klein sind, dass Wassermoleküle nicht durchpassen, Dampf aber schon. Solange die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit um Dich herum geringer sind als in den Regensachen, sorgt die Physik dafür, dass der Dampf raus „will". Außer im Hochsommer oder im Regenwald ist das zum Glück meist der Fall.

Die Membranen sind hauchdünn und empfindlich. Deshalb werden sie mit Trägerstoffen zu mehrschichtigen, sogenannten Laminaten verbunden. Gängig sind 3-, 2,5- und 2-Lagen-Laminate. Als Grundaufbau haben sie einen möglichst robusten, abriebfesten Außenstoff aus Nylon (Polyamid) oder Polyester, darunter befindet sich die Membran. Auf der Innenseite haben sie entweder einen fest auflaminierten Futterstoff (3-Lagen), eine aufgebrachte Schutzbeschichtung (2,5-Lagen) oder einen lose eingehängten Stoff (2-Lagen). 3-Lagen-Varianten sind robuster und langlebiger, während 2,5-Lagen-Stoffe meist leichter sind, da bei ihnen komplett auf ein Futter verzichtet werden kann. Eine 2-Lagen-Jacke ist meist am preisgünstigsten, aber durch das separate Futter auch schwerer und größer als die anderen beiden Varianten. Wasserdichte Laminate werden auch „Hardshell" genannt. Stoffe, die nur winddicht und evtl. wasserabweisend sind, nennt man „Softshell".

Ein Mann mit schwarzer Fahrradjacke und schwarzem Fahrradhelm fährt bei regnerischem Wetter mit einem weiteren Radfahrer im Hintergrund.

Entscheidend für den Tragekomfort einer Jacke bei Belastung ist der Wasserdampfdurchgang. Funktioniert der Abtransport der Schwitzfeuchtigkeit nicht ausreichend, bringt auch der beste Nässeschutz nichts.

Wasserabweisend: die Imprägnierung

Werbebilder zeigen symbolisch für Wasserdichtigkeit häufig abperlende Wassertropfen. Dieser Effekt wird allerdings nicht durch die wasserdichte Membran, sondern durch eine wasserabweisende Imprägnierung – DWR genannt (durable water repellent) – erreicht. Sie ist insbesondere für die Atmungsaktivität von Regenkleidung wichtig. Ohne sie würde sich die außenliegende Stoffschicht flächig mit Wasser vollsaugen und den Wasserdampfdurchlass einschränken. Wenn das passiert, z. B. weil die Imprägnierung abgenutzt ist, entsteht oft der Eindruck, die Jacke sei nicht mehr dicht – obwohl sich „nur" vermehrt kondensierte Schwitzfeuchtigkeit auf der Innenseite ablagert. Die DWR schützt außerdem vor Schmutz und somit auch vor frühzeitigem Verschleiß Deiner Regensachen.

Ein Mountainbiker in blauer Regenkleidung und schwarzem Helm fährt auf einem schmalen, matschigen Trail durch einen dichten, grünen Wald.

Unter Mountainbikern enorm beliebt, weil sehr sinnvoll, sind Overalls. Bevorzugt mit kurzen Beinen im Shorts-Stil. Sie halten die Elemente zuverlässig draußen, sind allerdings vorrangig für bergab-orientiertes Radfahren geeignet.

Windschutz beim Biken

Regenbekleidung bietet nebenbei hervorragenden Windschutz, aber oft reicht auch etwas weniger. Textilien, die zwar komplett wind- aber nicht zu 100 Prozent wasserdicht sind, bieten klare Vorteile in puncto Gewicht, Packmaß und Atmungsaktivität. Auf Tennisballgröße reduzierbar passen leichte Windwesten und -jacken in nahezu jede Trikot- oder Satteltasche. So bist Du flexibel unterwegs und kannst Dir zum Beispiel vor einer Abfahrt schnell Schutz vor dem Fahrtwind überziehen.

Hochwertige Windjacken – wie auch entsprechende Softshell-Jacken – haben ebenfalls eine Membran verbaut, die hochgradig wasserabweisend (aber nicht dicht!) und zu hundert Prozent winddicht ist, zugleich aber ein Maximum an Wasserdampfdurchlass zulässt. Der Begriff „winddicht" bezieht sich übrigens auf einen Durchlässigkeitswert, der die Haut rein sensorisch keinen Luftzug mehr spüren lässt (< 3 Liter/m2/Sekunde).

Ein Radfahrer in einer schwarz-gelben Jacke und schwarzem Helm fährt in einem Windkanal unter künstlichen Lichtquellen.

Wer "nur" bei Kälte und nicht bei Niederschlag unterwegs ist, für den ist eine "nur" winddichte Jacke die bessere Wahl: Dem Windchill begegnet die winddichte Membran, Schwitzfeuchtigkeit kann besser entweichen als bei den (meisten) wasserdichten Jacken.

Die Passform auf dem Fahrrad

Eine gute Passform ist sehr individuell und auf den Einsatzbereich spezialisiert. Im Idealfall bemerkst Du eine Regenjacke beim Fahren kaum. Wichtig ist dabei die Passform in den verschiedenen Positionen, die Du auf dem Bike einnimmst. Sie unterscheiden sich sehr von der Körperhaltung, in der Du aufrecht vorm Spiegel stehst, um zu schauen, wie Dir Deine neue Hardshell passt und steht. Auf dem Rad kommt der Aha-Effekt, wenn die vorgebeugte Position die Lücke am Bauch schließt, die Ärmelbündchen beim Griff zum Lenker genau zu den Handgelenken wandern und Schultern sowie vorgeformte Ärmel in Position kommen. Je nach Einsatzbereich – Rennrad, MTB oder Tour – variieren die Passform-Parameter ein wenig, denn natürlich fällt die Sitzposition auf dem Renner anders aus als auf dem MTB-, Trekking-, Gravel- oder City-Rad. Dennoch sind diese vier „Kontrollpunkte" wichtige Indikatoren für die richtige Passform einer Bike-Jacke.

Zwei Radfahrer in schwarzer Sportkleidung und Helmen fahren eine leicht ansteigende Straße entlang. Sie sind fokussiert und geben sichtlich ihr Bestes. Die Umgebung ist herbstlich oder winterlich mit kahlen Bäumen und feuchtem Asphalt.

Eine radsportspezifische Passform ist – nicht nur auf dem Rennrad – von entscheidender Bedeutung. Wenn die Jacke beim Aufrechtstehen perfekt zu passen scheint: Vorsicht! Viel wichtiger ist die Position auf dem Rad.

Regensachen für jeden Einsatzzweck

Die verschiedenen Raddisziplinen stellen mit ihren unterschiedlichen Sitzpositionen Anforderungen an Schnitt und Passform von Regenbekleidung. Aber auch in anderen Aspekten unterscheiden sich Regensachen für MTB, Rennrad, Gravel-, E-Bike und dem Alltag auf dem Rad. Natürlich sind persönliche Vorlieben entscheidender als das Fahrrad, auf dem Du fährst. Hier eine kurze Liste mit Punkten, die für Dich wichtig sein könnten:

  • Robustheit – Fährst Du oft mit Rucksack und im Schlamm? Dann sollte die Jacke robuster beziehungsweise das Obermaterial an den entscheidenden Stellen abriebfest sein. Wenn sie nur mit Wasser in Kontakt kommt, kannst Du durch leichteres Material Gewicht sparen. Regenhosen werden auf dem Fahrrad im Kontakt mit dem Sattel stark belastet und sind dort im Idealfall verstärkt.
  • Belüftungsöffnungen – Reißverschlüsse unter den Armen von Jacken und an den Seiten von Hosenbeinen sind sehr hilfreich, bei intensiver Aktivität (z. B. im Anstieg) die Temperatur zu regulieren. Darauf zu verzichten, spart Gewicht und verringert das Packmaß.
  • Taschen – Mal eben die Handschuhe wegpacken oder das Smartphone griffbereit haben? Taschen erhöhen die Alltagstauglichkeit.
  • Kapuze – Eine einfache Kapuze kann in der Pause zusätzlichen Schutz bieten. Manche Regenjacken fürs Radfahren haben Kapuzen, die über den Helm passen. Jacken ohne Kapuze bieten Dir mehr Bewegungsfreiheit im Nacken, insbesondere bei gestreckter Sitzposition.
  • Packmaß und Gewicht – Wenn Du Regensachen als Reserve auf Tour mitnehmen willst, dann sollte sie nicht zu schwer und groß sein.
  • Windschnittigkeit – Wenn Dir Aerodynamik wichtig ist, dann solltest Du auch bei den Regensachen auf einen engen Schnitt achten.
Ein Mountainbiker mit schwarzer Schutzkleidung und einem Helm mit Visier fährt auf einem schmalen Waldweg. Das Gelände ist schlammig und von Bäumen gesäumt. Absperrbänder entlang des Weges deuten auf ein Rennen oder eine markierte Strecke hin.

Bei den Dirtlej Suits, wasserdichten Ganzkörperanzügen, ist ein gravierendes Problem eliminiert: Es entsteht keine Lücke zwischen Jacke und Hose.

Ein stark mit Schlamm bedecktes Mountainbike und ein ebenfalls verschmutzter Fahrradschuh sind in Nahaufnahme zu sehen. Der gelbe Rahmen des Fahrrads sowie die Federung sind erkennbar, während der Boden feucht und mit Laub bedeckt ist.

Und noch ein Tipp: wasserdichte Socken. Halten die Füße warm und trocken. Zu jeder Jahreszeit.

Die Lagen unter der Regenbekleidung

Für die optimale Funktion von Regensachen beim Biken ist auch wichtig, was Du darunter trägst. Das sollte atmungsaktive Funktionskleidung sein, die Feuchtigkeit nicht speichert, sondern nach außen ableitet. Ein Tipp: Achte genau auf Dein Temperaturempfinden, bevor Du die Regensachen anziehst und kurz nachdem du sie angezogen hast! Oft kannst Du eine Lage darunter weglassen und fährst dann mit besserem Körperklima.

Die Regenbekleidung ist immer die äußere Lage im Schicht- beziehungsweise Zwiebelprinzip. Wie dieses Prinzip genau funktioniert, erklären wir in einem eigenen Beitrag: Zwiebelprinzip – der Winter naht. Und hier erfährst du Genaues zu den anderen mittleren und inneren Schichten: Ein Hoch auf die Midlayer und Baselayer, die Schicht auf der Haut.

Die Pflege von Regenbekleidung fürs Fahrrad

Damit Deine Regensachen lange halten und immer zuverlässig funktionieren, sollten sie gut gepflegt werden. Verschmutzung und auch ausgeschwitzte Mineralien können die Funktion der Membran beeinträchtigen. Daher solltest Du sie rechtzeitig waschen. Wenn der Regen auf der Regenbekleidung nicht mehr abperlt, dann ist es an der Zeit, die DWR zu erneuern. Das kannst Du selbst tun. Was Du beim Waschen und Imprägnieren beachten solltest, kannst Du in unserem Artikel nachlesen: How-to: Fahrradbekleidung – Funktionstextilien richtig pflegen.

Ein Mann in einer orangen Regenjacke grinst in die Kamera und hat beide Arme ausgebreitet. Von oben kippt Wasser auf seinen Kopf und unzählige Wassertropfen füllen das Bild