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Rennrad-Lenker: Das aerodynamische Cockpit

Drop – Reach – Flare: Am Rennradlenker müssen Aerodynamik und Ergonomie Hand in Hand gehen, damit Du die beste Performance auf die Straße bringen kannst.

Vor fast 100 Jahren mussten Rennradfahrer Größe und Form ihrer Lenker als quasi gottgegeben hinnehmen, denn die Lenker waren teuer und aufwendig zu montieren. Das hat sich inzwischen geändert und Du kannst aus vielen verschiedenen Modellen wählen.
Grundsätzlich gilt: Alle Rennlenker bestehen aus einem geraden Mittelteil, der nach außen in einem Bogen nach unten verläuft. Sie werden deshalb auch „Bügellenker“ oder „Dropbars“ genannt. Diese Lenkerart hat sich für Rennräder etabliert, weil sie eine aerodynamisch günstige Sitzposition ermöglicht und je nach Ausprägung in vielen unterschiedlichen Einsatzbereichen Anwendung findet. Auch an Reiserädern werden Dropbars gern verbaut, weil sie zahlreiche Griffmöglichkeiten bieten, was Hände, Arme und Schultern entlastet.
Ein Rennrad-Lenker, der auf Dich und Deine Fahrweise zugeschnitten ist, sorgt dafür, dass Du sowohl lange Strecken als auch kurze, intensive Sprints schmerzfrei und effizient mit optimaler Kraftübertragung fahren kannst. Doch worauf solltest Du bei der Auswahl achten und was bedeuten Begriffe wie Drop, Reach oder Flare?

Rennlenker erlauben es je nach Fahrsituation eine passende Greifposition einzunehmen.

Rennlenker erlauben es je nach Fahrsituation eine passende Greifposition einzunehmen.

Je nach dem wo Du in den Lenker greifst, ändert sich auch Deine Sitzposition: Mit den Händen auf den Brems-/Schalthebeln sitzt Du etwas aufrechter und entspannter.

Je nach dem wo Du in den Lenker greifst, ändert sich auch Deine Sitzposition: Mit den Händen auf den Brems-/Schalthebeln sitzt Du etwas aufrechter und entspannter.

Gehst Du mit den Händen in den Drop, wird Deine Sitzposition windschnittiger nach vorn gestreckt.

Gehst Du mit den Händen in den Drop, wird Deine Sitzposition windschnittiger nach vorn gestreckt.

Der erste Schritt: die Lenkerbreite

Viele Rennräder werden abhängig von der Rahmengröße standardmäßig mit einer bestimmten Lenkerbreite ausgeliefert, die selten unter 400 Millimetern liegt. Doch Standards sind ergonomisch gesehen schlechte Ratgeber. Die für Dich passende Breite hängt von Deiner Schulterbreite ab. Wenn Du eher schmale Schultern hast und auf dem Rennrad stets weit nach außen greifen musst, macht sich das rasch in Schulter-, Nacken- oder Armschmerzen bemerkbar und beeinträchtigt Fahrweise und Fahrvergnügen. Die Schulterbreite dient jedoch nur als Orientierung; wichtigster Anhaltspunkt ist Dein persönliches Wohlbefinden. Auch der Einsatzzweck spielt eine Rolle: Für Aero-, Bahn-, oder Wettkampfräder wählt man wegen der resultierenden geringeren Stirnfläche in der Regel eher schmalere Lenker. Marathonisti und andere Langstreckenfahrer freuen sich über etwas mehr Breite, da diese mehr Abwechslung bei der Sitzposition und unterschiedliche Griffoptionen bietet. Gravelbiker wählen oft die breitesten Lenker mit ausgestellten Lenkerenden für mehr Kontrolle im Gelände.

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Was heißt Drop?

Drop und Reach sind weitere, wichtige Faktoren, um Rennrad-Lenker zu vermessen und einzuordnen. Der Drop bezeichnet die Lenkerhöhe, also den Abstand vom Ober- zum Unterlenker – gemessen jeweils von der Rohrmitte. Gibst Du gern richtig Gas, ist ein Lenker wie der Fizik Cyrano R1 Snake mit viel Drop die richtige Wahl, weil Du Deinen Oberkörper tiefer nach vorn beugst und in dieser sogenannten Unterlenker-Haltung dem Wind weniger Angriffsfläche bietest. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Du in dieser körperlich anspruchsvollen Position einige Kilometer problemlos fahren können solltest. Wenn Du zu Beginn „nur“ den Ortsschildsprint im Unterlenker schaffst, ist das überhaupt nicht schlimm. Wie tief Du greifen kannst, hat viel mit Deinen körperlichen Voraussetzungen zu tun und lässt sich zudem mit gezielten Kraftübungen trainieren. Deine Arme sollten in der Haltung leicht gebeugt und Deine Schultern entspannt sein.

Ein geringer Drop ist günstig, wenn Du häufig längere Touren unternimmst und Wert auf Komfort legst. Kompakt-Lenker wie zum Beispiel der LEVELNINE Race Compact Stealth haben üblicherweise einen Drop zwischen 120 und 130 Millimetern. Weil Du Dich dann nicht so tief herunterbeugen musst und schnell umgreifen kannst, ist die Haltung rückenschonender und Du kannst entspannt mehr Kilometer zurücklegen. Auch Gravellenker besitzen oft einen geringeren Drop für mehr Kontrolle im Gelände und eine bessere Erreichbarkeit der Bremsschaltgriffe.

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Was heißt Reach?

Auch der Reach hat Einfluss auf Fahrweise und Fahrkomfort, denn er bestimmt, wie gestreckt Du auf dem Rad sitzt. Bei einem großen Reach greifst Du vom Oberlenker gesehen weiter nach vorn, um die Bremsgriffe, auch Hörnchen oder Hoods genannt, zu erreichen. Gemessen wird er von der Mitte der Vorbauklemmung bis zu dem Punkt im Drop, der am weitesten von dieser Stelle entfernt ist (Fixpunkt ist ebenfalls die Rohrmitte). Komfort-orientierte Kompakt-Lenker wie der SL-70 Ergo von Zipp zeichnen sich daher nicht nur durch einen geringen Drop, sondern auch durch einen kurzen Reach aus.

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Wofür stehen Rise und Backsweep?

Nur wenige Rennrad-Lenker haben einen sogenannten Backsweep, also eine leichte Kröpfung der Lenkerhälften nach hinten, dessen Ausprägung in Grad angegeben wird. Der Backsweep unterstützt eine natürliche Position für Hände und Handgelenke. Auf diese Weise ermöglicht zum Beispiel der Ritchey WCS Carbon Streem II mit seinem flügelartig anmutenden Oberlenker eine komfortable Handposition, was sich gerade beim Bergauffahren oder auf langen Strecken bemerkbar macht. Aber Achtung: je größer der Backsweep, desto aufrechter die Sitzposition und desto körpernaher die Drops. Ebenfalls für eine etwas aufrechtere Sitzposition, mehr Möglichkeiten zum Greifen und damit für mehr Komfort sorgt der Rise. Er bezeichnet eine leichte horizontale Steigung des Lenkers, jeweils zu beiden Seiten der Klemmung, die in Millimetern angegeben wird. Da dies jedoch zulasten der Aerodynamik geht, findet sich ein Rise bei wettkampforientierten Rennrad-Lenkern eher selten. Anders sieht es für Komfort- und Langstreckenanwendungen aus. Riser-Dropbars gibt es zum Beispiel von Specialized mit der Hover-Serie.

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Das Zusammenspiel von Reach, Backsweep und Vorbaulänge

Nicht nur Reach und Backsweep bestimmen die Sitzposition, sondern vor allem auch die Vorbau- und Rahmenlänge. Ein Lenker mit kurzem Reach und etwas Backsweep etwa kann eine ab Werk gestreckte Sitzposition durchaus kompensieren. Eine Kombination aus kurzem Vorbau, kurzem Hauptrahmen und viel Backsweep kann umgekehrt in engen Kurven dazu führen, dass Deine Knie mit dem Unterlenker kollidieren. Du solltest die Werte des Lenkers deshalb nie isoliert betrachten. Bewerte die Sitzposition auf dem Rennrad immer in der Gesamtschau der Parameter.

Über die Länge und die Steigung Deines Vorbaus kannst Du Deine Sitzposition stark verändern.

Über die Länge und die Steigung Deines Vorbaus kannst Du Deine Sitzposition stark verändern. © bc GmbH & Co. KG

Flare - wichtig bei Gravelbikes

Wenn der Unterlenker weit ausgestellt und damit breiter als der Oberlenker ist, spricht man von Flare. Ein großer Flare ermöglicht Dir besseres Handling und mehr Fahrkontrolle, was gerade im Gelände nützlich ist. Deshalb findet man vor allem an Gravelbikes Rennlenker mit Flare-Werten von zehn Grad oder mehr. Dem Thema Flare und Gravellenker widmen wir uns ausführlich in einem eigenen Text.

Gravellenker (links) vs. Rennradlenker: Der Flare macht den Unterschied und bietet mehr Kontrolle im Gelände.

Gravellenker (links) vs. Rennradlenker: Der Flare macht den Unterschied und bietet mehr Kontrolle im Gelände. © bc GmbH & Co. KG

Die passende Form finden

Neben dem Sonderfall „Gravellenker“ unterteilt man grundsätzlich zwischen wettkampforientierten Rennlenkern, sogenannten Kompakt-Lenkern und ergonomischen Rennrad-Lenkern. Welcher für Dich am besten passt, kommt auf Deine persönlichen Vorlieben, Dein Fahrverhalten als auch auf Deine Körpermaße an.
Die Modelle unterscheiden sich in der Form des Drops – zum einen gibt es den Klassiker mit großem Reach und Drop, dann die Kompaktmodelle mit geringem Reach und Drop, die auch Profis mittlerweile oft fahren, sowie die ergonomisch geformten Modelle. Diese verfügen über ein leicht verlängertes und zum Teil auch dickeres Rohr im Unterlenker, das verschiedene Griffpositionen ermöglicht und die Hände entlastet. 

Windschnittig: Aero-Lenker und Lenkeraufsätze

Auf verschiedene, oft ausfallend anmutende Formen trifft man besonders im Bereich der Aero-Lenker. Bei manchen Modellen ist der Oberlenker extrem abgeflacht, was den Luftwiderstand reduziert und gleichzeitig für eine breitere Grifffläche und somit für mehr Komfort sorgt. Aerodynamisch geformte Lenker sind nicht nur für sportlich orientierte Fahrer:innen interessant, sondern auch für Rouleure. Denn auf langen Strecken sparen sie mit leichten Modellen Gewicht und profitieren von der ergonomischen Formgebung. Da die Aero-Lenker aus Carbon bestehen, leichter zerkratzen als Alu-Modelle und relativ breite, flache Oberrohre besitzen, ist es schwierig, Licht oder Navigationsgeräte an ihnen zu befestigen. Allerdings bieten viele Hersteller mittlerweile spezielle Halterungen an, damit Du auch im Aero-Cockpit bzw. an den Lenkeraufsätzen Deine Wattwerte im Blick hast.
Triathleten, die um jedes Gramm und jedes Watt feilschen, sind ebenfalls mit Aero-Lenkern unterwegs. Wenn Du „nur“ ein normales, aber kein spezielles Triathlon-Rad besitzt, aber unbedingt einmal die Kombi aus Schwimmen, Radfahren und Laufen finishen willst, sind Lenkeraufsätze eine gute Wahl, die sich per Klemmung an den Lenker montieren lassen. Einfache Modelle gibt es bereits ab ca. 50 Euro. Die Aufsätze unterstützen Dich dabei, eine windschnittige und gleichzeitig entspannte Sitzposition einzunehmen, die Du zum Beispiel mit verstellbaren Armstützen variieren kannst.

Noch schneller: Zeitfahrlenker und Triathlonlenker

Wenn die Uhr Dein Gegner ist, also beim Triathlon oder Time Trial, dann sind spezielle Zeitfahrlenker bzw. Triathlonlenker eine gute Option. Mit ihnen erreichst Du eine noch flachere, aerodynamische Sitzposition und auf den Aufsätzen können Deine Unterarme, wenn Du Triathlon fährst, nach dem Schwimmen etwas entspannen. Auch die Schaltung befindet sich vorn an den Aufsatz-Enden, sodass Du nicht zurückgreifen musst. Die Zeitfahrlenker haben eine hornähnliche Form und bestehen aus einem gerade bis leicht gebogenen Oberrohr, das an jeder Seite in Griffe mündet und auf dem in der Mitte die Extensions liegen. An vielen Modellen lassen sich die Armschalen in Höhe, Breite und Längsrichtung passgenau auf jeden Athleten einstellen.

Die Materialfrage: Carbon oder Aluminium?

Bereits bei der Rahmenwahl ist das für viele die Gretchen-Frage. Doch auch hier gilt wie so oft: Beide Materialien haben ihre Vor- und Nachteile. Der große Vorteil von Carbon gegenüber Aluminium ist sein geringes Gewicht bei gleichzeitig hohen Steifigkeitswerten. Die Carbonfasern sorgen mit ihrer hohen Eigendämpfung für mehr Komfort und erlauben gezielt flexible Konstruktionen. Carbon besitzt zudem den Vorteil einer wesentlich freieren Formgebung, etwa wenn es darum geht, Aero-Lenker an der Oberseite abzuflachen. Im Vergleich zu Aluminium sind Rennrad-Lenker aus Carbon jedoch deutlich teurer. Zudem solltest Du bei Carbon-Lenkern unbedingt die korrekten Anzugsdrehmomente beachten und am besten einen Drehmomentschlüssel und Carbon-Montagepaste zur Montage verwenden. Auch Aluminium hat nach wie vor seine Daseinsberechtigung - nicht nur, wenn es um den Preis geht. So bietet der Hersteller LEVELNINE gute und günstige Race-Modelle an. Darüber hinaus ist Aluminium robust und verzeiht auch mal etwas fest angezogene Schrauben. Und selbst wenn Alu-Lenker etwas mehr wiegen als ihre Carbon-Pendants, ist es doch statische Masse, die weit weniger ausmacht als die rotierende Masse am Laufrad. 

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Und was ist mit Stahl?

Stahl war und ist beliebt und bleibt ein echter Klassiker. Kein Wunder, denn er besticht durch hohe Steifigkeitswerte, ist relativ günstig und sehr robust. Der einzige Nachteil: Stahl ist schwer, deshalb setzen Hersteller im Rennrad-Bereich, wo es auf jedes Gramm ankommt, auf Aluminium und vor allem Carbon. Doch Liebhaber werden sicherlich immer einen „Stahlbügel“ finden. So bietet etwa der Hersteller Nitto Bahnrad-Lenker aus Stahl in verschiedenen Breiten und mit einem Drop von 152 und 170 Millimetern.

Grip und Design – worauf es beim Lenkerband ankommt

Wenn die Profis im Frühjahr bei Paris-Roubaix über Pflastersteine („pavée“) donnern, machen sie nicht nur Gebrauch von flexenden Carbon-Lenkern, Carbon-Sattelstützen und verhältnismäßig niedrigem Reifendruck, sondern auch von dick gewickeltem Lenkerband, um die Stöße in die Armen abzufedern. Auch wenn Deine Touren über weniger anspruchsvolles Terrain führen, sind Lenkerbänder mit stoßdämpfenden Eigenschaften sinnvoll, denn sie erhöhen den Fahrkomfort und beugen Ermüdung vor. Hersteller Fizik setzt beim Tempo Microtex Bondcush Soft auf eine Polymerschicht, die Vibrationen dämpft. Außerdem absorbiert das Material Feuchtigkeit und die angeraute Oberfläche verhindert, dass Du mit den Händen abrutschst. In der Regel sind Lenkerbänder um die 30 Millimeter breit und bestehen aus Vinyl-Kork-Mischungen, Leder oder Polymerzusammensetzungen. Allen ist gemein, dass sie unempfindlich gegen Schweiß und Nässe sind und optimalen Grip bieten, egal ob Du mit oder ohne Handschuhe unterwegs bist. Last but not least – mit Lenkerbändern kannst Du Dein Rennrad optisch toll in Szene setzen. Wir haben für jede Deiner Lieblingsfarben das passende Lenkerband – von Celeste über Camelbeige bis hin zu Pink, weiß oder schwarz und über unseren Farbfilter findest Du schnell die richtige Farbe für Dein neues Lenkerband.

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Gravelbikes liegen im Trend und sind echte Tausendsassa. Ein individueller Laufradsatz kann das Fahrvergnügen weiter steigern.

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