Zwei Männerhände legen eine Mess-Skala an die SQlab Messpappe zur Ermittlung des Sitzknochenabstands für Fahrradsättel.
Draufsicht Holztisch: Eine Hand hält ein Papierlineal, darunter liegt ein Stück Wellpappe mit den markierten Abdrücken zweier Sitzknochen.

Sitzknochenabstand zuhause messen: Die richtige Sattelbreite

Deinen Sitzknochenabstand kannst Du ganz einfach zu Hause messen. Nur wenn Du ihn kennst, hast Du den Schlüssel zur passenden Sattelbreite.

Damit beim Radfahren keine Sitzbeschwerden auftreten, ist es wichtig, dass Du mit dem richtigen Sattel fährst. Neben der passenden Sattelform, Polsterdicke und -härte kommt es auch auf die passende Breite des Sattels an.

Die meisten Hersteller gestalten ihre Sättel so, dass das Körpergewicht auf die Beckenknochen verteilt wird. Druckempfindliche Bereiche wie Weichteilgewebe, Nervenbahnen und Blutgefäße werden dabei möglichst gut entlastet. Damit das funktionieren kann, muss der Sattel die richtige Breite haben, also zu Deinem Sitzknochenabstand und Deiner Sitzposition auf dem Fahrrad passen.

In diesem Artikel verraten wir Dir, wie Du Deinen Sitzknochenabstand ganz einfach zu Hause messen kannst, um die für Dich passende Sattelbreite zu ermitteln.

Warum ist die Sattelbreite so wichtig?

Jeder Mensch hat einen anderen Sitzknochenabstand (auch: Sitzbeinhöckerabstand). Zusätzlich hat die Sitzposition einen Einfluss auf Deine individuell passende Sattelbreite. Das kommt daher, dass sich der Abstand zwischen der linken und rechten Beckenhälfte von hinten – dem Bereich der Sitzbeinhöcker – nach vorne hin – über die Sitzbeinknochen und Schambeinknochen – verringert. Je nachdem, mit welchem Fahrradtyp Du unterwegs bist, verändern sich Deine Sitzposition und Dein Schwerpunkt auf dem Rad. Das beeinflusst, wie Dein Becken auf dem Sattel steht und folglich, wie breit Dein Fahrradsattel sein sollte.

  • Beckenknochen sind unterschiedlich breit
  • Frauen und Männer haben unterschiedlich geformte Beckenknochen
  • verschiedene Sattelbreiten je nach Sitzposition notwendig
Anatomische Ansicht eines menschlichen Skeletts, konkret des Beckenbereichs mit den Sitzbeinhöckern, von vorn

Ansicht von vorn: Hier sieht man gut, wie die Sitzbeinhöcker nach vorn zum Schambein schmaler zusammenlaufen.

Konkret bedeutet das: Je aufrechter Du sitzt, desto aufrechter steht Dein Becken auf dem Sattel und umso breiter sollte Dein Sattel sein. Je sportlich-gestreckter Du auf dem Rad sitzt, desto mehr neigt sich Dein Becken nach vorne und die Punkte, die Kontakt zum Sattel haben, liegen auf den Sitzbeinknochen – oder bei extremen Positionen, wie zum Beispiel auf dem Triathlonrad, auf den Schambeinknochen. Deshalb sind Sättel, die für gestreckte Sitzpositionen entwickelt wurden, schmaler.

Um Dein Körpergewicht bestmöglich auf Deinen Beckenknochen verteilen zu können, gibt es also verschiedene Sattelbreiten. Je nach Hersteller unterscheidet sich das Sattelkonzept und die erhältlichen Sattelbreiten sind feiner oder gröber abgestuft. Das heißt jedoch nicht, dass feiner abgestufte Sattelbreiten automatisch den besseren Sattel für Dich bieten. Denn neben der Sattelbreite entscheiden noch weitere Faktoren darüber, welcher Sattel zu Deinem Hintern passt und welcher nicht.

Welche Unterschiede gibt es bei Sätteln für Männer und Frauen?

Einige Hersteller, etwa Ergon, bieten verschiedene Sättel für Männer und Frauen an, um der geschlechtsspezifischen Anatomie gerecht zu werden, während Marken wie SQlab den „kleinen Unterschied“ einfach über den Sitzknochenabstand abbilden.

Was passiert, wenn die Sattelbreite nicht passt?

Passt die Sattelbreite nicht zu Deinem Sitzknochenabstand oder Deiner Beckenposition, kann das verschiedene Probleme verursachen.

Ist der Sattel zu schmal für Dich, lastet Dein Gewicht nicht mehr auf den Knochen, sondern dazwischen. Das kann zu unangenehmen Druckstellen auf der Innenseite der Beckenknochen oder gar Taubheitsgefühlen führen. Denn Weichteilgewebe, Nervenbahnen und Blutgefäße werden dann regelrecht zwischen Sattel und der Innenseite der Beckenknochen gequetscht.

Ist der Sattel zu breit, kann es vorkommen, dass die Sattelkanten an Deinen Oberschenkeln drücken oder reiben. Auch kann es passieren, dass Du Dich beim Treten kontinuierlich nach vorne „arbeitest“ und immer wieder nach hinten rutschen musst, um nicht auf der Sattelnase zu landen. Das kann allerdings auch an einer anderweitig unpassenden Sattelform liegen. Aus diesem Grund solltest Du sowohl die Breite als auch die Form des Sattels betrachten, um den richtigen für Dein Bike zu finden. Möchtest Du mehr zu den anderen Einflussfaktoren des richtigen Sattels wissen, so klicke hier für den richtigen Rennradsattel, hier für den richtigen Mountainbike-Sattel oder hier für den richtigen Komfortsattel.

Illustration: Ein Männlein im orangen Fahrrad-Outfit steht neben einem Fahrrad hat offenbar Schmerzen vom Sitzen.

Wie wird der Sitzknochenabstand ermittelt?

Viele Hersteller bieten eigene Systeme an, um den Sitzknochenabstand zu messen, digitale (elektronische Sitzhocker) oder analoge (Gelpads, Wellpappe).

Für die unkomplizierte Bestimmung des Sitzbeinhöckerabstandes zu Hause hat sich der Einsatz von Wellpappe bewährt. Hier kannst Du auf die Messpappe von SQlab zurückgreifen – oder Dir einfach ein Stück Wellpappe im Bastelladen besorgen.

Sitzknochenabstand selber messen

Um Deinen Sitzknochenabstand mit Wellpappe zu messen, solltest Du die Pappe mit der gewellten Seite nach oben auf eine ebene und harte Sitzfläche legen und sichergehen, dass Deine Knie- und Hüftwinkel etwa 90 Grad betragen, wenn Du sitzt.

Wähle eine dünne Hose mit wenig Nähten am Hintern und setze Dich mittig auf die Pappe!

Wähle eine dünne Hose mit wenig Nähten am Hintern und setze Dich mittig auf die Pappe!

Zwei Hände legen ein rechteckiges Stück Wellpappe auf eine helle Holzbank. Daneben liegt eine Messlehre von SQlab.

Finde eine harte und ebene Sitzfläche für die Sitzknochenvermessung.

Eine Person sitzt grinsend auf einer modernen, hellen Holzbank auf einem Stück Wellpappe und zieht sich mit den Händen fest an die Sitzfläche.

Gehe ins Hohlkreuz und ziehe Dich, wenn möglich, fest mit den Händen an die Sitzfläche.

Setz Dich auf die Pappe, stelle dann Deine Füße auf die Zehenspitzen und gehe leicht ins Hohlkreuz, um die Sitzknochen noch stärker hervortreten zu lassen! Wenn Du mit den Händen unter die Sitzfläche greifen kannst, ziehe Dich noch ein wenig fester in die Messpappe hinein! So wird der Abdruck deutlicher.

Steh nun auf und schau Dir die Messpappe an: Die Abdrücke Deiner Sitzknochen sollten deutlich zu sehen sein. Kreise die Abdrücke mit einem gut sichtbaren Stift ein und bestimme jeweils den Mittelpunkt. Miss dann den Abstand zwischen den beiden Mittelpunkten mithilfe eines Lineals oder, beim SQLab Kit, der beiliegenden Skala. Der Abstand dieser beiden Punkte entspricht Deinem Sitzknochenabstand.

Mit einer Messlehre wird der Abstand zwischen den beiden Abdrücken in der Wellpappe bestimmt.

Der Abstand der beiden Abdruck-Mittelpunkte entspricht Deinem Sitzknochenabstand.

Zwei Abrdücke in einem Stück Wellpappe werden mit einem roten Stift markiert.

Mit einem dicken Stift werden die Abdrücke auf der Pappe markiert.

Vom Sitzknochenabstand zur richtigen Sattelbreite

Je nachdem für welchen Sattelhersteller Du Dich entscheidest, musst Du eventuell noch einen Korrekturfaktor zu Deinem Sitzknochenabstand hinzurechnen: Suchst Du einen Sattel für eine aufrechte Sitzposition, können es bis zu vier Zentimetern sein. Suchst Du einen Sattel für eine maximal gestreckte Position, zum Beispiel auf dem Triathlonrad, entspricht Dein Sitzknochenabstand der Sattelbreite.

Bei manchem Hersteller wird der Korrekturfaktor direkt bei der Entwicklung des Sattels einberechnet. Dann benötigst Du nur Deinen Sitzknochenabstand und wählst das Deinem Fahrradtyp und Einsatzgebiet entsprechende Sattelmodell aus. Andere Hersteller rechnen noch zusätzlich Deine Flexibilität in die Empfehlung der richtigen Sattelbreite mit ein. Schau am besten vor dem Kauf einmal auf der Website des Herstellers nach; viele Marken bieten auch einen Online-Saddle-Finder an.

Beachte, dass nicht jeder Hersteller seine Sattelbreiten am Sitzbeinknochenabstand orientiert! Abhängig davon, wie stark der Sattel an den Seiten abfällt, ist die nutzbare Sattelbreite geringer als die angegebene Gesamtbreite des Sattels.

Eine junge Frau pustet ihrem Brooks-Sattel ein Küsschen zu.