Kurz ist nicht … weil nicht so einfach … nach Monaten des Benutzens bleibet meine Kritik bestehen.
Der Grand Tour ist ein richtige cooler Gepäckträger. Er wirkt modern und mit seinen neu gestalteten, breiten Füssen und den 12mm Rohren passt er gut zum Zeitgeist, der grobe Stollen und schlanke Rennräder vereint. Die Ladefläche ist entsprechend elegant schmal. Die zweite, tiefere Ladeebene (wo die Taschen tiefer hängen und oben mehr Platz lassen) ist nicht einfach außen aufgesetzt, sondern so konstruiert, dass sie nicht im Weg ist, wenn man die Taschen oben einhängen will. Für die Verlegung der Lichtkabel sind bereits Löcher vorbereitet.
Die ganze Konstruktion wirkt schlüssig und aufs Wesentliche reduziert.
Es hat sich jemand Gedanken gemacht.
In der Alltags-Praxis:
- Die breiten Füsse lassen gut Platz für andere montierte Teile (z.B. Gepäckträgerstreben) … kollidieren aber krass mit Muttern und Schnellspannern. Die verlegten Kabelhüllen für die Schaltung (die sich stark bewegen) verheddern sich in der Lücke zwischen Achsmutter und Fuß.
- Die untere Ladeebene ist – weil sie eben nicht aussen aufgesetzt sondern tiefer im Gestänge platziert ist – nur sehr, sehr unhandlich zu benutzen. Das Einfädeln der Haken (und gleichzeitig darauf achten, dass der Klickverschluss des Verschlußes oben bleibt – bei den weit verbreiteten Ortliebtaschen) ist ein Gefummel der Extraklasse. Ein schnelles Ein- und Aushängen der Taschen ist auch nach langem Üben nicht möglich, bei Dunkelheit erst recht nicht.
- Die obere Ladeebene ist im Alltag eigentlich zu schmal und die Entscheidung, die vordere Rundung doch nicht nach oben zu biegen (wie z.B. beim Cargo Evo – so war auch das Vorserienmodell konzipiert) macht die Benutzung von Spanngurten mühsam … meist bleiben diese ja längs auf dem Gepäckträger, damit sie den Taschen nicht in die Quere kommen.
- Ich habe zum ersten Mal einen Tubus Gepäckträger und bin entsetzt über die empfindliche Pulverbeschichtung. Man muss von ersten Tag an eine Schutzfolie benutzen, wenn man Wert darauf legt, dass ein schönes Fahrrad schön bleibt (Einmal ohne und der Lack ist matt und verkratzt). Doch warum liegen sie dann in der Preisklasse nicht einfach bei? Warum gibt es keine Edelstahlvariante, die nach 20 Jahren auch noch anständig aussieht (ja, auch Edelstahl kann man heutzutage fast überall schweissen lassen …)
- Die optionale (Direkt-)Montage ohne Brücke funktioniert … aber nicht so wie gedacht und beschrieben, weil viel zu wenig Platz für die Streben bleibt.
-Die ovalen Streben bei der oberen Ladefläche erinnern an den neuen Mutterkonzern und funktionieren (leider nur fast) mit dem neuen Racktime SnapIt-2-System … es fehlt eine kleine Nase an der Unterseite.
Dieses Design ist modern und schön, reduziert und formal logisch … es scheint mir aber insgesamt zerdacht und zerredet zu sein und weit entfernt von Alltags-Praxistauglichkeit … aber erstaunlicherweise loben alle, keine*r testet selber und jede*r benutzt den vorgefertigten Pressetext.
Möglicherweise fällt das alles bei der Grand Tour rund um die Welt nicht so ins Gewicht … aber ehrlich … 90% der Zeit wird sich dieser Gepäckträger im Alltag, auf dem Weg zu Arbeit, beim Einkaufen bewähren müssen … und da war ich baff erstaunt, wie sehr er mich ärgert und piesakt (wo er doch einfach nur dienen soll ;-).